Kapitel 1

1.9K 100 0
                                    

Seit zwei Monaten lebe ich jetzt in dem Rudel, das mir das Leben gerettet hat. Man hat mir eine Unterkunft zugewiesen die ich zusammen mit der Schneeleopardin, Ella, eingerichtet habe. Sie hat mich zu einem Baumarkt gefahren wo wir viele Pflanzen und Äste gekauft haben. Mein Schlafzimmer sieht nun beinahe aus wie ein Wald, nur dass ich in einem Bett aus Bambusbrettern schlafe und nicht wie früher in irgendeiner Baumkrone. Aber wenigstens fühlt sich mein Leopard in der neuen Umgebung wohl. Vor allem da überall in meiner Wohnung Ellas Geruch haftet. Dieses Mädel und auch der Schneeleopard haben es mir angetan. Allerdings musste ich feststellen, dass ich nicht der einzige bin, der Interesse an ihr hat.
“Julien?”, ruft eine vertraute Stimme nach mir.
“Ja, komm rein”, antworte ich.
“Es wird Zeit für den Unterricht”, erinnert Ella mich.
“Ich bin schon unterwegs”, sage ich und ziehe mir die schwarze Lederjacke über, die mir Myci besorgt hat, da sie perfekt zu meinem schwarzen Outfit passt.
Gemeinsam mit Ella spaziere ich den Weg entlang der zur Trainingshalle führt. Auf meinem heutigen Stundenplan steht Verteidigung. Ich muss die Ausbildungen die die Kinder hier schon von klein an machen in einem Crashkurs absolvieren.
“So, ich wünsch euch viel Spaß ich bin dann mal weg. Aber bringt euch nicht um”, spricht Ella und will gehen.
“Du verlässt uns?”, frage ich überrascht aber schon ist sie weg und ich bin mit den zwei Jägern alleine.
“Na dann mal los”, grinst einer und beginnt sich zu dehnen.
***
“Oh mein Gott Julien, was ist denn mit dir passiert?”, möchte ich von ihm wissen.
“Meine sogenannten Tainer haben mich verdroschen”, knurrt er und hält sich den blauen Eisbeutel gegen sein Auge.
“Zeig mal”, befehle ich und er senkt den Beutel.
Vorsichtig streiche ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht die sein blaues Auge verdeckt.
“Das sieht ganz schön heftig aus”, gebe ich zu und lege meine Hand auf seine kalte Wange.
Überfordert sieht er mich an, scheinbar hat er sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass für uns Zuneigung etwas ganz normales ist. Ich frage mich immer noch was in seinem alten Rudel passiert ist und warum die Berührungen für ihn so fremd sind.
“Die Krankenschwester meinte das wird schon wieder”, murmelt er.
“Ich hätte dich doch nicht mit den beiden alleine lassen sollen, es tut mir leid”, entschuldige ich mich und streiche sachte mit meinem Daumen über sein Jochbein.
“Ist schon gut, ich hab schon schlimmeres erlebt, ich meine ich lag schon im Sterben, da ist ein blaues Auge doch gar nix”, gibt er schüchtern lächelnd von sich.
“Spiele hier jetzt nicht den großen Macker, ich weiß noch wie ängstlich du warst als du auf der Krankenstation aufgewacht bist”, grinse ich.
“Das zählt nicht ich war noch nicht bei vollem Bewusstsein und ihr habt mich entführt”, verteidigt er sich.
“Du meinst gerettet”, korrigiere ich.
“Ja”, säuselt er kleinlaut.

Der schwarze LeopardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt