Vorbereitungen

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Ich besah mir das komplette Meet and Greet mit viel Aufmerksamkeit. Die meiste Zeit hatte ich Augen für Bill, was mir in meiner momentanen Situation wohl kaum zu verübeln war. Ich musste grinsen, wenn er zu mir herüber sah und hatte schwer damit zu kämpfen, mir nicht anmerken, oder ansehen zu lassen, was ich für ihn fühlte und wie glücklich ich doch war. Dieser verliebte Blick musste verschwinden, sonst würde womöglich noch wer irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen. Als mir kaum das Wort Gerüchte durch meine Gedanken ging, schaltete sich auch schon einer der Mädchen, die sich wie eine Ameisenherde um die Jungs breit gemacht hatten und aufgeregt hin und her wuselten, ein. Ich konnte nicht genau hören, was sie sagte, dazu war die Traube der Mädchen einfach zu groß und laut, doch vereinzelte Wörter wie Mädchen, blond und deine Freundin konnte ich auffischen. Es waren Wörter, die reichten, um zu wissen, auf was sie hinaus wollte. Und selbst wenn nicht, dann hätte spätestens der Blick zu mir verraten, was und wen sie meinte.
Es war ein Lachen, was Bill zurückgab und ein überspieltes Lächeln, gefolgt von einem Streicheln über ihre Schulter. Zufrieden nickte sie und reihte sich dann weiter ein, um sich von den anderen Jungs Autogramme und Fotos zu holen. Kurz schielte Bill zu mir, sah wohl meinen verdutzten Blick und zwinkerte mir, als Beruhigung, zu.

„Hat sie dich gefragt, ob wir zusammen sind?", flüsterte ich zu Bill, als ich nach dem Meet and Greet neben ihm her durch die Gänge ging. Bill fing an zu kichern.
„Ja, weiß der Geier wie sie darauf gekommen ist.", seine Tonart wurde ernster. „Aber womöglich hat sie einfach nur deinen Blick gesehen.", er beugte sich kurz zu mir, schielte mit den Augen nach rechts und links, während er eine Hand an meine Hüfte legte und mir schnell einen Kuss aufdrückte. „Ich hoffe, das hat keiner gesehen.", nuschelte er noch, bevor er ganz von mir abließ und ich zufrieden und mit dem verliebten, breiten Grinsen weiter neben ihm herlief, als wir draußen waren, in das Auto einstiegen und Richtung Zuhause der Jungs fuhr.
Dort angekommen ließen wir uns alle geschafft auf die Couch fallen.
„Na Bill, da hast du dich vorhin ja super rausgeredet.", kicherte Tom plötzlich los, während Bill mir verträumt durch meine Haare strich.
„Was meinst du?", stellte Bill sich doof, doch trotzdem konnte man sein Grinsen im Gesicht förmlich spüren; es lag in der Luft.
„Ach komm, stell dich nicht noch dümmer, als du eh schon bist.", grunzte Tom und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. „Aber wisst ihr was? Ich gehe mich jetzt duschen und hole dann Vivi ab.", mir kam es vor, als hätte Tom keinen anderen Gesichtsausdruck mehr drauf, als diesen Glücklichen, Fröhlichen mit dem überdimensionalen Grinsen. Doch das freute mich; es steckte an, wobei ich im Moment wohl nichts mehr brauchte, das mich ansteckte – es funktionierte auch ganz gut alleine.
„Beeil dich und lass sie nicht so lange warten; das mögen Frauen nicht allzu gerne.", rief Bill seinem Bruder noch hinterher, als dieser schon längst aus dem Wohnraum in den angrenzenden Flur gestürmt war und sich auf den Weg ins Badezimmer gemacht hatte.
„Du bist fies.", nuschelte ich und kuschelte mich gegen Bills Brust. Er legte einen Arm um mich und zog mich näher an sich.
„Ich weiß, aber das war er auch oft genug zu mir.", hauchte er zurück und drückte mir einen Kuss auf meine Haare. „Ich bin gespannt, wie sie so ist und ob sie überhaupt zu Tom passt. So was zu finden ist ja nicht wirklich...einfach.", ich musste anfangen zu lachen, schlug ihm leicht in den Bauch.
„Jetzt hör mal auf, so fies war er zu dir jetzt auch wieder nicht.", meinen Kopf lehnte ich zurück, damit ich Bill besser ansehen konnte und fügte noch ein „glaube ich" hinzu.
„Siehst du, du glaubst es, aber weißt es nicht. Du weißt gar nicht, was er mir immer angetan hat, wenn du nicht dabei warst. Fertig gemacht bist auf die nackte Haut!", Bill zog einen leichten Schmollmund und setzte zudem seinen Dackelblick auf.
„Wenn ich jetzt Mitleid mit dir habe, dann aber auch nur, weil du so süß guckst.", warnte ich ihn schon mal vor und zog seinen Kopf kurze Zeit später seinen Kopf näher zu mir, damit ich ihm einen Kuss aufdrücken konnte.
„Und du bist mindestens genau so schlimm, wie Tom.", beschwerte er sich.
„Okay, okay.", beschwichtigend nahm ich meine Finger von ihm und hob die Arme. „Dann lass ich dich jetzt in Ruhe.", trotzig stand ich auf und wollte gerade in die Küche, um mir ein Glas Osaft einzuschenken, da spürte ich nur, wie er von hinten auf mich zu gestürmt kam und mich umarmte.
„Nein, sollst du nicht. Du darfst so zu mir sein, weil du mit deiner alleinigen Anwesenheit jeden deiner doofen und gemeinen Sprüche in den Boden haust und alles wieder gut machst!", flüsterte er mir in mein Ohr. „Blöde Kuh.", leicht bis er in mein Ohrläppchen und pikste mir in die Seite, woraufhin ein Spitzenschrei durch die komplette Wohnung hallte und ich mich schmerzhaft zusammen zog. Ich hasste es, wenn man mich auskitzelte.
„Ey, Leute. Ich fahre jetzt, benehmt euch gefälligst.", platzte Tom zwischen Bill und meinen Kampf, wer den anderen am meisten kitzelte.
„Das ging aber flink heute. Hast dir meinen Ratschlag wohl zu Herzen genommen, was Bruderherz?", grinste Bill, woraufhin er sofort einen hieb in die Seite von mir bekam.
„Okay, wir benehmen uns. Wie lange brauchst du ungefähr? Wir können ja noch was kochen, bevor ihr kommt.", schlug ich vor und sah Bill – wessen Gesichtsausdruck einen Schwall von Begeisterung hätte gebrauchen können – lächelnd an. Fordernd, dass er die richtige Antwort gab, um seinem Bruder einen Gefallen zu tun, sah ich ihn an.
„Ja, genau. Nudeln mit unserer Spezialsoße vielleicht.", man sah, dass sein Lächeln mehr als aufgesetzt war.
„Lass stecken, Bill.", lachte Tom auf. „Ist lieb von dir, Lynn, aber brauchst du nicht. Wenn ihr aber eh was essen wolltet dann gerne. Ist vielleicht auch eine gute Möglichkeit für euch, sie kennenzulernen.", dankend sah Tom mich an. „Ich bin in anderthalb Stunden wieder da."
„Okay, viel Spaß und bis später.", pfiff ich ihm noch gut gelaunt hinterher, als er seine Schlüssel vom Tisch nahm, sich seine Jacke schnappte und aus der Wohnung verschwand.

Diagnose: Liebe - Mein erster Wunsch, der in Erfüllung gehtWhere stories live. Discover now