Kapitel 03

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Die Party war nun schon eine Woche her, ich hatte Simon seitdem nicht mehr gesehen.

Ich war mit der Uni beschäftigt, allerdings hing er in meinen Gedanken wie Kaugummi.

Ich dachte nicht an ihn, dann kam mir ein anderer Gedanke und schon war Simon wieder da.

Nicht, dass es mich nervte an ihn zu denken, nein.

Es nervte mich, dass ich gerne an ihn dachte, und dieses Gefühl nicht beschreiben konnte.

Er sollte wie ein kleiner Bruder für mich sein, er war immer so etwas wie ein kleiner Bruder für mich, doch wieso hatte sich das jetzt geändert?
Und warum viel mir das nie auf?

Er hatte sich verändert, doch ich war immer noch der Selbe.
Immer noch der Rob, der ihm sagte er sei kindisch.

Der sich eine Beziehung mit ihm niemals vorstellen konnte.
Der ihm an den Kopf warf, erstmal erwachsen zu werden, bevor er über eine Beziehung nachdachte.
Der Rob, dem all dies, diese Meinung, diese Worte, jetzt plötzlich so unwirklich vorkamen.

Simon war erwachsener geworden.

Das sah und spürte man deutlich.
Und genau das machte mir Angst.
Denn damals, Simon mit 16, wäre für eine Beziehung niemals in Frage gekommen.

Was also konnte ein Jahr wirklich ausmachen?

Ich hatte seine liebevolle, kindliche Art liebgewonnen und sah gerne diesen kleinen Jungen in ihm, dem man zeigen musste, wie man eine Kaffeemaschine benutzt oder am effektivsten einen Spicker versteckt.

Den man beschützen musste.

Doch nun mochte ich seine erwachsene Art, wie kühl er auf alles blickte und wie wenig geleitet er von Emotionen oder Problemen war.
Er wusste was er tun musste, man musste ihm nur zeigen wie.

Er war jemand, der einen nicht brauchte um im Leben Erfolg zu haben.

Und genau das war es, was mich verwirrte.

Ich mochte beide Seiten.

Und das erschütterte mich.

Ich seufzte und wusch mir die Hände fertig, ging dann vom Bad ins Wohnzimmer, wo Falco auf der Couch seinen Kaffee trank und den Spielbildschirm ansah.

»Junge, Verstopfung?« fragte er scherzhaft, doch ich lächelte nur schwach.

Ich setzte mich neben ihn, trank einen Schluck und nahm meinen Controller in die Hand.
»Komm', ich mach dich fertig.« witzelte ich und Falco ließ sich darauf ein.

Nach drei Runden Schweigen drückte er auf Pause und sah mich an.

»Rob, was ist los?«

Ich sah ihn an, überlegte, ob ich die Wahrheit sagen sollte.
»Was soll sein?«

Er machte diesen typischen Ich-Kenne-Dich-Blick und legte seinen Controller zur Seite.

»Rob, wir kennen uns seit 18 Jahren. Wenn du mir weiß machen willst, du denkst über nichts nach, dann hast du dich getäuscht. Und jetzt raus mit der Sprache.«

Er kannte mich zu gut.
Meinem besten Freund konnte ich nichts vormachen.

Nur wusste ich nicht, wie ich dieses sensible Thema ansprechen sollte.
Jedenfalls ohne, dass es so klang, als ob ich feuchte Träume von seinem kleinen Bruder hatte.

»Simon ist ja von seinem Auslandsjahr wiedergekommen, richtig?«

Falco nickte.

»Ich...muss die ganze Zeit an unseren Streit von damals denken...ich komm mir jetzt deswegen total blöd vor.«

My Best Friends Little Brother || CrispyWill [Beendet]Where stories live. Discover now