18. Hoffnung in der Oxford

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Heute war es genau eine Woche her, seit Harry aufgetaucht war. Louis stand im kleinen Büro des Museums und sah auf den Kalender.

30.Mai 2020

Eine Woche, in der er mehrfach an seinem Verstand gezweifelt und neue Ansichten dazugewonnen hatte. Er hatte gelernt, das Leben, das er hatte, zu schätzen und, dass das größte Geschenk, das sie hatten, der Friede war.

Es war auch eine Woche gewesen, in der er Angst um Harrys Leben gehabt hatte und immer wieder versucht hatte, sich einzureden, dass es ein Traum war.

Doch der Soldat lag jetzt wieder in der Maschine und wenn sie beide Glück hatten, würde Harry heute Nacht zurück in seine Zeit reisen.

Draußen vor den großen Fenstern der Museumshalle war es noch dunkel, doch am Horizont zeichnete sich bereits der kommende Tag ab. Nur noch wenige Stunden, dann war er hier durch und konnte nach Hause.

Hoffentlich allein, dachte er kurz und gleichzeitig wünschte er, Harry könnte bleiben.

Es würde komisch sein, Harry nicht mehr hier zu haben, denn nach den Tagen hatte er sich eigentlich ganz gut an ihn gewöhnt. Und er mochte ihn. Harry löste in ihm einen Beschützerinstinkt aus, den er sich nicht erklären konnte.

Aber Louis verstand auch, dass Harry nach Hause wollte. Er selbst würde sich sicherlich nicht wohlfühlen, wenn er plötzlich im Jahre 2100 auftauchen würde und käme vermutlich überhaupt nicht klar. Trotzdem war in Harrys Fall noch immer die Gefahr, wieder in den Krieg zu müssen und dabei ums Leben zu kommen, sollte er es wirklich schaffen zurückzukehren, und Louis fand es unglaublich mutig von ihm, diese Gefahr in Kauf zu nehmen.

Gleichzeitig fühlte er sich schuldig, ihn einer potentiellen Gefahr auszusetzen, indem er nicht verhindert hatte, dass er erneut in das Flugzeug gestiegen war. Wer konnte schon sagen, was 1940 noch alles auf ihn wartete...

Gegen 3 Uhr ging er nochmal aufs Außengelände. Die Nacht war klar und frisch um diese Zeit. Es roch nach Sommer und Louis ahnte, dass der nächste Tag Hitze mit sich bringen würde. Manchmal konnte man das an der Luft riechen. Vielleicht sollten sie ins Schwimmbad gehen, wenn er wieder Zuhause war. Zayn konnte seine Unisachen auch dort lesen und unter einem Baum im Schatten lernte es sich sowieso viel besser als in der kleinen WG Küche.

>>Wollen wir heute schwimmen gehen?<<

Er schickte die Nachricht ab und erst dann fiel ihm ein, dass es ja mitten in der Nacht war. Jetzt hatte er Zayn geweckt. Mist.

>>Heute Nachmittag? Klingt gut<<

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Louis sein Handy an. Zayn war noch wach?

>>Du bist wach? Hab ich dich geweckt?<<

>>Nein, alles gut, ich bin nochmal kurz zu Liam und wir sind bei einem Bier versackt<<

Louis hob die Brauen.

Zayn war bei Liam?

Näherten sich die beiden nun doch wieder an, oder was sollte das werden? Er wollte schon nachfragen, beschloss dann aber, es auf morgen zu verschieben. Viel wichtiger war es jetzt seine Runde zu gehen, und vielleicht würde er nochmal in der Airspeed Oxford vorbeischauen.

Das Flugzeug sah aus, wie immer und zeichnete sich dunkel vor dem Sternenhimmel ab. Die Metalltreppe quietschte ein wenig, als Louis sie hinaufstieg und oben angekommen, den Hebel der Tür nach unten drückte. Sie schwang auf und er kletterte über die Schwelle ins Innere der Maschine.

Es fühlte sich ein bisschen, wie ein Dejá Vu an, denn das letzte Mal, als er hier gewesen war, hatte er ebenfalls eine Taschenlampe dabei gehabt und es war mitten in der Nacht gewesen. Gerade wollte Louis mit dem Lichtkegel der Taschenlampe über die Liegen leuchten, als die Batterien den Geist aufgaben und das Licht erlosch. „Harry?", fragte er leise in die Dunkelheit und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, es möge funktioniert haben.

Airspeed OxfordWhere stories live. Discover now