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"Weißt du was?"

"Mh, was denn?"

Langsam ließ ich meinen Kopf zu meinem besten Freund herüber wandern. Dieser musterte mich, über die vielen Kissen hinweg, interessiert aus seinen dunkelbraunen Augen und lächelte mir dabei glücklich entgegen. Für ein paar Sekunden beobachtete ich ihn von der Seite und ließ meinen Blick über seine helle, ebenmäßige Haut, herauf zu seinen schokoladenbraunen Haaren wandern, von welchen ihm ein paar Strähnen in die Stirn fielen.

Doch dann drehte ich meinen Kopf mit einem Seufzen wieder zurück und starrte gedankenverloren gegen die Decke unseres Wohnzimmers.

"Manchmal frage ich mich, ob ich vom Schicksal veflucht bin."

"Wieso denn das?", kam es etwas überrascht von meinem besten Freund und seine Stirn legte sich dabei in Falten.

"Na eben, weil ich immer das Gefühl habe, dass ich verarscht werde...", die Resignation war wohl deutlich aus meiner Stimme herauszuhören, denn Jungkook setzte sich augenblicklich etwas in der großen Couch auf.

"Inwiefern verarscht?", hakte mein Mitbewohner weiter nach und ehrlich gesagt, konnte ich es ihm nicht verübeln. Schon immer war er eher von der sich-sorgenden-Sorte-Mensch gewesen. Doch es tat gut mit ihm zu sprechen und zu wissen, dass er immer für einen da war.

"Ich weiß nicht...ich meine...", stotterte ich unbeholfen, da mir die richtigen Worte nicht über die Lippen kommen wollten "das mit der Liebe halt...".

Vorsichtig hob ich meinen Blick erneut an und schaute meinem besten Freund in die Augen. Diese verengten sich bereits ein wenig und seine Mundwinkel hoben sich belustigt an.

"Okaaay...", kam es vielsagend von ihm und ich wusste sofort, dass er sich sein Kichern verkniff. Augenblicklich griff ich zu einem der Kissen neben mir und zog es ihm einmal über den Kopf.

"Aua! Hey, das tat weh", meckerte Jungkook direkt, doch ich quittierte seine Reaktion nur mit dem Rausstrecken meiner Zunge.

"Du bist echt doof, weißt du das? Ich versuche dir hier gerade mein Herz auszuschütten und du lachst dich schlapp." Ja, ich war ein wenig eingeschnappt. Doch in dem Moment, wo der Junge meine Hand ergriff und diese aufmunternd drückte, verschwand das beleidigte Gefühl sofort wieder.

"Hast du mich etwa Lachen sehen, Taehyung?" Normalerweise hätte ich diese Frage sarkastisch aufgenommen und das Ganze hätte in einem riesigen Kissenschlacht-Chaos geendet, aber jetzt gerade lächelte Jungkook mir so liebevoll zu, dass er es einfach nicht ironisch meinen konnte.

"Ok, du hast gewonnen", daraufhin entzog ich ihm meine Hand und kuschelte mich wieder gemütlich in die Couch.

"Aber jetzt mal ganz im Ernst, was bedrückt dich denn so mit der Liebe?", fragte der Junge neben mir vorsichtig, wahrscheinlich unsicher, ob ich jetzt überhaupt noch darüber sprechen wollte.

Aber ich wollte.

"Ach keine Ahnung", entkam es mir wieder genervt "ist es denn zu viel verlangt, dass man von der großen Liebe träumt und das genau jetzt zu dieser Jahreszeit?" Schmollend schob ich meine Unterlippe etwas vor und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Nein, ich denke nicht", antwortete mein Kumpel knapp. Doch genau das gab mir nur noch mehr Freiraum mich richtig schön, nach vollem Maß, aufzuregen.

"Man Jungkook, ich verstehe es einfach nicht. Ich bin doch jetzt schon 23 und weiß gar nicht richtig wie sich das anfühlt, dieses 'verliebt sein'. Jeden Tag, wenn ich durch die Stadt laufe sehe ich all diese Pärchen, die Händchen haltend durch die Gassen laufen und in die weihnachtlich geschmückten Schaufenster gucken. Überall riecht es ja schon beinahe nach Liebe. Aber ich...ich habe das Gefühl, dass die Liebe einen gewaltigen Bogen um mich herum macht."

Das Weihnachtswunder ~ Adventskalender [Buch1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt