5. Misstrauisches Vertrauen

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Es ist bereits eine Stunde vergangen und die anderen sind immer noch nicht anwesend. Ich bereue meine Entscheidung nicht, Odin informiert zu haben.

Nun befinde ich mich vor der Brücke und laufe hin und her. Bis ich dann auf einmal sehe, wie der Bifröst sich öffnet. Ich schaue genauer hin und bemerke, dass ihn nur die Tapferen Drei und Sif verlassen. Ich erkenne sogar, dass Fandral verletzt ist.

,,Wir bringen ihn sofort in die Heilkammer. Sif rede du mit ihr.", befahl Hogun ihr, während sie versuchen Fandral an mir vorbei weiter zu tragen.
,,Komm mit. Ich muss dir von allem berichten." ,,Nein, ich bleibe hier. So wie ich den Allvater kenne, wird er Thor nicht ungestraft lassen."
Sif stimmt mir zu und erzählt mir davon, wie Thor den Kampf begonnen hatte, indem er Laufey, dem König der Eisriesen, angegriffen hat.
Wieso muss Thor nur so selbstüberzeugt sein?

,,Ich glaube davorne kommen sie.", deute ich voraus und zeige auf den Bifröst.
Voller Furcht warten wir, dass Thor aus ihm kommen würde, doch das tat er nicht.
Als Odin an uns vorbei schreitet, hielt ich Loki sofort am Handgelenk fest.
,,Wo ist Thor?", fragte ich ihn neugierig.
,,Thor geht es gut." ,,Ich habe dich nicht gefragt, wie es ihm geht!" Doch Loki befreit sich von meinem Griff und verlässt uns ebenfalls.

Sif schaut ihm sauer hinterher. ,,Das kann doch nicht sein Ernst sein. Nyora du musst die Antwort von Loki erhalten. Nur dir steht er besonders nahe."
,,Das stimmt doch gar nicht. Wir beide hassen uns." Okay, vermutlich hätte ich das nicht sagen sollen, denn Sif erhebt ihre Augenbraue.
,,Ihr hättet euch beide fast geküsst, als wir auf dem Weg zum Bifröst waren."
,,Sif!", empört versuche ich sie davon abzuhalten, weiter zu sprechen.
Ich muss ihr fürs erste entkommen.

,,Ich glaube ich habe noch etwas vor. Wir sehen uns.", sage ich in Eile, um von ihr wegzukommen.
,,Du kannst mir auch sagen, dass du dich mit ihm triffst!", ruft sie mir lachend hinterher.
Das kann doch wohl nicht wahr sein!

Am Abend ziehe ich mich um und mache mich bettbereit, denn ich habe für morgen bereits Training eingeplant. Da Thor nicht mehr hier ist, muss ich Odin helfen, das Reich zu verteidigen.

Ich lege mich in mein Bett und knipse meine Nachttischlampe aus. Daraufhin schließe ich meine Augen, als plötzlich jemand an meine Tür klopft. Um diese Uhrzeit wäre Besuch nie ideal.
Ich knipse wieder mein Licht an, erhebe mich aus meinem Bett, greife nach einem Messer aus meiner Kommode und schreite vorsichtig zur Türe.
,,Wer ist da...?"
,,Ich bin es. Loki."
,,Loki?", ich öffne sofort die Tür, denn wieso sollte er auch um diese Uhrzeit einfach auftauchen?
Loki geht jedoch schnell an mir vorbei und bleibt mit dem Rücken zu mir gedreht stehen. Ein bisschen seltsam ist die Situation schon.
,,Loki, was ist los?" Ich will mich ihm nähern, doch er rät mir sofort davon ab.
,,Nicht.
Du wirst dir nur selbst weh tun."

Mir selbst weh tun?
,,Wovon redest du? Sieh mich bitte an."
Langsam dreht sich Loki zu mir um. Aber er bemerkt ungünstigerweise mein Messer in meiner Hand, welches ich vergaß.
,,Verzeihung. Dies war nicht für dich bestimmt.", schnell lege ich sie in meine Kommode und verschließe sie, denn ich vertraue niemandem.

Ich drehe mich erneut zu ihm um und sehe, dass er sich nicht vom Fleck gerührt hatte, denn er ist in seinen Gedanken verloren. Er spielt nervös mit seinen Händen und ich erkenne ein leichtes Zittern.

 Er spielt nervös mit seinen Händen und ich erkenne ein leichtes Zittern

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,,Hey... was ist los?", ich nehme seine Hand und spüre, dass sie kälter ist als gewohnt.
Als ich zu ihr runter sehe, muss ich spüren, dass sie komplett blau ist. Aus Angst lasse ich sofort los.
Ich sehe ihn verzweifelt an. ,,W-was ist das? Ich verstehe es nicht."
Loki schweigt. Ich sehe es förmlich in seinen Augen, dass er sich dafür schämt.

Doch auf einmal, wird mir alles klar.
,,Du bist ein Eisriese...", stelle ich fest. Loki aber senkt seinen Blick auf den Boden.

-Loki-

Es ist peinlich. Sehr sogar. Doch außer Nyora habe ich niemandem, der mir zu hören konnte. Ausgerechnet die Person, die ich hasse ist die, der ich vertraue.

Doch auf einmal wird meine rechte Gesichtshälfte warm. Sie hatte ihre Hand auf meine Wange gelegt. Wieso hat sie keine Angst? Ich selber verspüre Furcht mir gegenüber.

,,Du bist immer noch der selbe. Du hast zwar die Wahrheit über dich selbst erfahren, aber es war immer ein Teil von dir."

Bei diesen Worten muss ich schlucken, denn außer Mutter würde niemand mich ansatzweise verstehen, obwohl ich daran zur Zeit auch zweifle.
Unsicher lege ich meine Stirn auf ihre. Meine Haut wird in Kontakt mit ihrer, auf der jeweiligen Stelle, immer warm. Ich spüre ihr tiefes und hilfloses Atem auf meinen Lippen. Ich könnte sie küssen, doch ich weiß, dass sie niemals den Kuss erwidern würde, denn sie löst sich auch danach von mir.
,,Mach dir keine Sorgen. Leg dich in mein Bett und ich bleibe die Nacht über an deiner Seite... du bist nicht mehr allein."
Ihre Worte zerbrechen mir das Herz, doch ebenso heilen sie mich. Wie kann sie mich nach alle dem, was ich ihr angetan habe, noch versuchen zu retten?

Wir legen uns beide in ihr Bett, doch sie hält einen Abstand ein, den ich respektiere. Naja, andernfalls würde sie mich eigenhändig in 2 Sekunden umbringen.

Außerdem stellt sie mir gar keine Fragen. Dies schätze ich, denn Fragen würden meine Situation verschlimmern.
,,Gute Nacht, Loki."
,,Gute Nacht, Schönheit." Diese Worte lassen sie schweigen. Ich sehe ihr Gesicht nicht, da sie mit dem Rücken zu mir gedreht ist, doch ich weiß, dass ihr Lächeln sie dazu verleitet.

-Nyora-

Der nächste Morgen bricht an und ich drehe mich sofort auf Lokis Bettseite zu. Aber sein Platz war leer. Er war nicht mehr da.
Sofort ziehe ich mich um, um festzustellen, dass er sich nichts angetan hatte. Denn ich stürmte aus meinem Gemach und suchte nach Informationen.

Repentance // Loki Fanfiction Where stories live. Discover now