Kapitel 2

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Meine Augen weiten sich vor Schock. Lilly ist tot? Das kann nicht sein! Sie ist eine meiner besten Freundinnen. Wir saßen gestern doch erst noch zusammen bei Sophie und haben einen DVD Abend gemacht und jetzt soll sie tot sein? Das kann nicht wahr sein. Ich nehme nichts mehr um mich herum wahr. Es scheint als wäre die Welt stehen geblieben, als wäre es ein Traum. Das kann nicht die Realität sein!

"April!" nehme ich eine, mir bekannte, Stimme dar. Sie klingt verweint, doch ich reagiere nicht darauf. Lilly, Sophie und ich kannten uns seit der Grundschule und waren seitdem unzertrennlich. Besonders die Ähnlichkeit zwischen Lilly und mir, ob vom Äußerlichen oder auch unseres Charakter, stärkte unsere Freundschaft. Wir haben so viel zusammen durchgemacht. Wir hielten zueinander als Sophies Dad starb oder als mein Bruder verschwand.

"April!" ruft erneut diese Stimme und schüttelt mich. Ich sehe Sophie an. Ihre Augen sind vom Weinen rot und ihre Wangen nass von ihren Tränen.

"Sie kann nicht tot sein." murmelt Sophie. "Sophie, April. Kommt mit, wir gehen in mein Büro und reden miteinander über Lilly." meint unser Vertrauenslehrer Mr. Miller plötzlich. Ich hab gar nicht bemerkt, dass sie zu uns gekommen ist. Als ich mich umschaue sehe ich, dass die Turnhalle komplett leer war.

Auf dem Weg zum Büro unseres Vertrauenslehrer vibrierte auf einmal mein Handy. Geschickt ziehe ich es aus meiner Hosentasche und entsperre es. Es ist wieder eine SMS von der unbekannten Nummer

Das mit deiner Freundin tut mir Leid. Du siehst so traurig aus. Ich hätte dich jetzt gerne bei mir um dich zu trösten. Doch bald wird es soweit sein, Sweetheart.

Vor Schreck bleibe ich stehen. Was meint der Typ damit? Bald wird es soweit sein? Was wird bald sein? Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus.

"April? Geht es dir gut? Du bist so blass." sagt Sophie zu mir. Ich nicke nur, unfähig irgendwas zu sagen. Mir schwirrt nur dieser Typ im Kopf rum. Woher weiß er, dass Lilly und ich Freunde waren? Die ganze Sache ist einfach so unheimlich.

Nachdem wir eine halbe Ewigkeit mit Mr. Miller über Lilly gesprochen hatten, erlaubte er uns früher gehen zu dürfen. Es ist noch weit vor Schulschluss, als Sophie und ich das Schulgelände verlassen. So sehr ich jetzt mit Sophie zusammen geblieben wäre, so sehr brauche ich gerade Zeit für mich.

Sophie und ich verabschieden uns am Schultor, bevor wir beide in getrennte Richtungen gehen. Ich nehme meine Kopfhörer aus meiner Tasche und beginne ein Lied zu suchen. Im Augenwinkel nehme ich eine schwarze Gestalt wahr, die auf dem Schülerparkplatz steht. Ich hebe meinen Blick zu der Person und sehe, dass diese Person an einem Auto in meine Richtung gelehnt ist. In dem Augenblick in dem ich die Person anschaue, vibriert schon wieder mein Handy.

Du bist wunderschön, Sweetheart. Ich kann es kaum erwarten dich in meinen Armen zu halten und deine Wärme zu spüren. Dann bist du meins. Für immer.

Langsam überkommt mich Panik. Panik vor der Person. Diese Ungewissheit wer es ist und was derjenige vorhat, macht mich verrückt! Von der Angst angetrieben laufe ich schnellstmöglich nach Hause. Ich wollte mich am liebsten nur noch zu Hause einsperren und warten bis Mum nach Hause kommt.

Den ganzen Tag über bekam ich weitere solcher Nachrichten. Es scheint als würde er genau wissen was ich mache. Ich hab mein Zimmer den ganzen Tag über nicht einmal verlassen. Zu groß waren meine Angst und meine Trauer. Mum würde heute so schnell nicht wieder kommen. Sie muss nach der Arbeit in die Klinik und das dauert immer mehrere Stunden.

Ich sehe mir ein altes Bild vom Lilly, Sophie und mir an. Es ist vor einem Jahr entstanden als wir zusammen im Urlaub waren.

Ein lautes Geräusch holt mich aus meinen Gedanken. Ich gehe vorsichtig auf die Tür zu und öffne sie. "Mum?" rufe ich in die Dunkelheit. Doch anstatt einer Antwort bekomme ich nur Stille. Hm vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Gerade als ich die Tür wieder schließen will erklingt ein klirrendes Geräusch, so als wäre Glas zerbrochen.  "Hallo? Ist da jemand?" rufe ich, naiv wie ich bin, zitternd erneut. Wieder herrscht eisige Stille im Haus. Vorsichtig tapse ich die Stufen der Treppe hinunter. Wieder lässt mich ein klirrendes Geräusch zusammen zucken. Was geht hier vor!? Ängstlich taste ich mich zur Wand. Gerade in dem Moment wo meine Hand die Wand berührt werde ich an der Hüfte gepackt und gegen die Wand gedrückt. Ich spüre kalten Atem in meinem Gesicht.

"Hast du mich vermisst, Sweetheart?" Seine Stimme löst, wie das letzte Mal, eine Gänsehaut bei mir aus.
"W-was willst du?" stottere ich. Seine Hand ruht noch immer an meiner Hüfte, während die andere durch mein Haar streicht. Ich spüre wie er sich zu mir vorlehnt. Aus Angst halte ich meinen Atem an.

"Dich!" haucht er mir bestimmend in mein Ohr. "Oh du weißt gar nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe." fügt er flüsternd hinzu.

Erschrocken von dem was er gerade gesagt hat, rühre ich mich nicht. Wie lange beobachtet er mich schon? Warum habe ich das erst gestern mitbekommen?! Und die wichtigste Frage von allen: Wer ist er?! Mein Kopf ist voll mit Fragen, auf die ich die Antwort nicht kenne.

"Ich muss dir jetzt leider wehtun, Sweetheart. Doch anders kannst du nicht meins sein." sagt er, ehe ich seinen kalten Atem an meinem Hals spüre. "Es gibt keine andere Möglichkeit für uns." Mit diesem Satz von ihm spüre ich unglaubliche Schmerzen an meinem Hals.

Vor diesen qualvollen Schmerzen schreie ich auf. Es fühlt sich an, als würde man mir das Leben geradezu aussaugen. Ich spüre, wie ich immer Schwächer werde und halte mich an der Person vor mir fest. Meine Augen flattern, doch ich versuche sie mit aller Macht auf zuhalten. Ich will noch nicht sterben! Meine Beine fangen an zu zittern und womöglich wäre ich jetzt zu Boden gefallen, würde er mich nicht mit einem so eisernen Griff festhalten, der mich zum Stehenbleiben zwingt. Mit letzter Kraft lasse ich meine Arme von der Person los und lehne nur noch an ihm.

Mit einem Ruck werden die Schmerzen erträglicher und falle in seine Arme. Das letzte was ich mitbekomme, bevor mir meine Augen zu fallen, ist wie er sagt "Endlich bist du meins und keiner kann uns nun noch stören."

Mit höllischen Schmerzen wache ich auf. Langsam setze ich mich auf. Ich befinde mich nicht in meinem Zimmer, sondern in einem fremden Zimmer. Der Raum, in dem ich mich befinde, ist lichtdurchflutet. Einige Möbel, wie ein Kleiderschrank, Kommode und das Bett in dem ich mich befinde, sind in dem Zimmer vorhanden.

Wo bin ich? Wie bin ich hierhergekommen? Ich kann mich nur noch schemenhaft erinnern. Lilly ist gestorben und Sophie und ich durften früher gehen. Zu Hause waren plötzlich Geräusche zu hören und dann war plötzlich der Typ vor mir! Jetzt erinnere ich mich wieder! Er hat mir Schmerzen zugefügt wodurch ich bewusstlos geworden bin. Auch an seinen letzten Satz, den ich noch mitbekommen habe, erinnere ich mich wieder. Endlich bist du meins und keiner kann uns nun noch stören. Was meint er damit, ich sei seins?

Ich bemerke wie die Tür auf geht und jemand das Zimmer betritt. "Wie ich sehe bist du wach, Sweetheart." nehme ich seine Stimme wahr.

Zum ersten Mal sehe ich ihn. Er hat halblanges schwarzes Haar und etwas buschige Augenbrauen, welche einen starken Kontrast zu seinen hellblauen Augen bilden. Er hat sehr reine Haut und ausgeprägte Wangenknochen. Er trägt dunkle Stiefel, eine schwarze Hose und ein dunkelgraues Shirt. 

Mit einem Grinsen im Gesicht setzt er sich vor mich auf das Bett. Sein Blick fokussiert meinen Hals, dann blickt er wieder in meine Augen.

"Wer bist du? Und warum bin ich hier?" frage ich leise. Seine Anwesenheit macht mir Angst.

"Meinen Namen wirst du noch früh genug erfahren, April." grinst er "Du bist hier, weil du mir gehörst. Schon seit 17 Jahren warte ich auf diesen Moment und ich werde dich nicht nochmal ein zweites Mal verlieren."

Haunted » damon salvatore (PAUSED)Where stories live. Discover now