Kapitel 5

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Carolines Sicht:
„Schau mal nach oben", flüstert Roman mir zu.
Ich lege den Kopf in den Nacken und schaue den Mistelzweig über uns an.
„Und jetzt?", ich schaue Roman wieder in die Augen.
„Jetzt müssen wir uns küssen", erwidert dieser sanft und legt seine Hand an meinen Hinterkopf.
„Das müssen wir wohl", hauche ich mit zittriger Stimme.
Roman kommt mir immer näher, ich spüre schon seinen Atem auf meinen Lippen...
„Caroline, wo bleibst du denn?!"
Erschrocken setze ich mich im Bett auf und versuche meinen Atem zu kontrollieren.
„Was ist los? Hast du etwa wieder einen Anfall?", Leni wird nervös.
Ich schüttel den Kopf und atme tief ein und aus. Dieser Traum fühlte sich eindeutig zu real an.
„Du hast verschlafen, wir müssen zur Schule", erinnert Leni mich und wirft mir meine Klamotten aufs Bett. „Ich warte unten, beeil dich ein bisschen."
Ich nicke bloß und greife gedankenverloren nach meinen Klamotten. Wieso hab ich das geträumt? Ich will Roman doch gar nicht küssen. Oder doch? Ich schüttel den Kopf und stehe auf. Keine Zeit für den Quatsch, ich muss mich fertig machen.
-
Erleichtert setze ich mich auf meinen Platz. Wir haben es gerade noch vor dem Klingeln in die Schule geschafft. Ich hole meine Notenblätter raus und gehe im Kopf nochmal die Melodie durch. Als sich jemand neben mich setzt, öffne ich meine Augen und schaue, wer es ist. Leni hat jetzt Kunst, also kann sie es schonmal nicht sein. Im ersten Moment dachte ich, es sei Roman. Aber der Junge neben mir hat keine Locken, nur das Gesicht ähnelt dem von Roman. Dann wird es wohl Heiko sein. Ich konzentriere mich wieder auf die Melodie meines Songs, doch werde sofort wieder gestört.
„Können wir Plätze tauschen?", höre ich Romans Stimme murmeln.
„Warum?", fragt Heiko etwas lauter.
Ich öffne erneut meine Augen und beobachte die Zwillinge. Roman schaut Heiko vielsagend an, bis dieser sich geschlagen gibt und den Platz mit Roman tauscht. Super, schon wieder sitze ich neben ihm..
„Was ist das?", Roman schnappt sich mein Notenblatt.
„Hey, das ist nicht deins", zische ich und reiße ihm das Blatt aus der Hand.
„Lass mich doch mal gucken", Roman nimmt sich mein Blatt wieder und liest sich die Noten durch. „Hast du das geschrieben?"
Bevor ich antworten kann, kommt unsere Musiklehrerin rein und beantwortet, ohne es zu wissen, Romans Frage: „Guten Morgen, heute arbeiten wir am letzten Schliff eurer Songs. Und zur nächsten Woche soll dann auch der Text fertig sein."
Alle gehen in ihre Gruppen, nur Heiko, Roman und ich bleiben übrig. Frau Kaiser kommt auf uns zu.
„Ihr seid neu, richtig?", fragt sie die Zwillinge, die zeitgleich nicken.
„Gut, dann dürft ihr euch einer Gruppe anschließen oder wollt ihr lieber allein arbeiten? Ihr müsst auch keinen Text schreiben, da ihr ja erst heute mit der Aufgabe anfangt."
„Also ich arbeite allein, ich hab schon seit einigen Tagen eine Melodie im Kopf...", antwortet Heiko.
„Gut und was ist mit dir?", Frau Kaiser schaut Roman an.

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