Kapitel 47

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Romans Sicht:
Keuchend komme ich am Schalter des Flughafens an. Mir ist noch nie so bewusst geworden, wie verdammt groß unser Flughafen ist.
„Den nächsten Flug nach Leipzig, bitte!"
Die Mitarbeiterin schaut im System nach. „Der wäre in 45 Minuten, ein paar Plätze sind noch in der Economy Class frei. Soll ich Sie einbuchen?"
„Ja, bitte", ich gebe ihr alle nötigen Daten und laufe schnell weiter zum Gate, um den Flug nicht zu verpassen.
Nach einer knappen Stunde lasse ich mich auf meinen Platz fallen und hole mein Handy raus.
„Bin auf dem Weg. Wie geht es Caroline?", schreibe ich Leni.
„Keine Veränderung", erhalte ich zur Antwort. Ich schalte Flugmodus ein und atme tief durch. Es wird alles gut. Es muss alles gut werden!
-
Helenes Sicht:
Ich sitze in der Ecke des Zimmers und starre ungläubig meine beste Freundin an, wie sie leblos daliegt. Jegliche Emotionen sind mir entwichen - ich will es einfach nicht wahrhaben, dass es jetzt wirklich soweit ist. Jedes Mal, als die Ärzte davon redeten, dass der Krebs nicht behandelbar sei, blieb ein Teil meiner Hoffnungen bestehen. Hoffnung, dass Caroline ihn doch bekämpfen könnte. Immer wenn sie krank wurde und sich davon erholt hatte, wuchs meine Hoffnung weiter. Sie war stark genug. Aber jetzt liegt sie reglos da und kann nicht mehr selbstständig atmen. Jetzt liegt sie seit einigen Stunden im Koma - rechts und links neben ihr sitzen ihre Eltern und halten jeweils eine Hand von ihr fest. Es sieht aus wie in einem der vielen Dramen, die ich mir schon angesehen hab. Aber es ist kein verdammtes Drama, es ist Realität. Da im Krankenhausbett liegt meine beste Freundin und schafft es nicht mehr, gegen ihre Krankheit zu kämpfen. Ich schlucke schwer und stehe langsam auf.
„Kann ich kurz allein mit ihr sein?", krächze ich und ziehe damit die Aufmerksamkeit von Carolines Vater auf mich.
Er schaut seine Frau an und legt behutsam seine Hand auf ihre. „Komm, wir holen uns einen Kaffee, sie wird uns nicht davonlaufen", murmelt er schließlich. Auch Carolines Mutter löst nun ihren Blick von ihrer Tochter und nickt schweren Herzens. Die beiden verlassen das Zimmer und ich setze mich zu Caroline.
„Hey, Care... Du hast wirklich lange gekämpft, es ist in Ordnung wenn du jetzt nicht mehr kannst", schluchzend unterbreche ich mich selbst. Es dauert ein wenig, bis ich mich wieder beruhigt habe. „Bitte halte noch ein bisschen durch. Wir haben morgen Weihnachten, das kannst du doch nicht einfach verpassen", mir entweicht erneut ein Schluchzen. „Außerdem ist Roman auf dem Weg. Willst du dich nicht noch von ihm verabschieden? Bestimmt willst du das", ein schwaches Lächeln liegt auf meinen Lippen. Bestimmt wird sie das auch...

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