Kapitel 8

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Carolines Sicht:
Ein Klopfen an der Tür lenkt mich wieder mal vom Schreiben ab. „Brauchst du etwas zu essen, Mäuschen? Hast du auch genug zu Trinken da?"
„Nein Papa, ich möchte nichts essen und ja, ich hab genug zu Trinken. Jetzt lass mich bitte in Ruhe. Ich versuche gerade meine Hausaufgaben zu machen", rufe ich zurück und schaue wieder auf meinen Zettel:

„Zu spät für Liebe
Es ist einfach zu spät dafür
Wozu die ganze Mühe?
Am Ende bleibt die Frage: wofür?

Träume werden wahr, sagten sie
Aber niemand sagte wie
Wünsche sind zum Erfüllen da
Ist doch klar
Warum dann meiner nicht?
Warum dann meiner nicht?

Zu spät für Liebe
Es ist einfach zu spät dafür
Wozu die ganze Mühe?
Am Ende bleibt die Frage: wofür?

Ich will nur eine sein:
Ich will die deine sein
Und ich will, dass du es beendest
Das Leben mit dieser Pest
Warum kann ich nicht?
Warum kannst du nicht?

Zu spät für Liebe
Es ist einfach zu spät dafür
Wozu die ganze Mühe?
Am Ende bleibt die Frage: wofür?
Es ist zu spät für Liebe"

Ich lasse den Stift fallen und lese mir den Text nochmal durch. Den kann ich so nicht abgeben... Wenn Roman keinen vernünftigen Text hat, haben wir keinen vollständigen Song. Toll, jetzt muss ich mich auf ihn verlassen... Warum hab ich ihm auch aufgetragen, den Text allein zu schreiben? Ich bin so dumm!
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„Caroline, magst du mit mir in die Stadt gehen? Ich kenn mich ja noch nicht so gut aus", fragt Roman mit seinem charmantesten Lächeln.
Ich beiße mir auf die Zunge, um meine erste Antwort zu unterdrücken. Ich darf nicht einknicken, ich darf nicht „ja" sagen.
Ich schüttel den Kopf: „Such dir eine andere. Hier gibt es viele Mädchen, die alles dafür tun würden, mit dir Zeit zu verbringen. Verschwende sie nicht mit mir."
„Ich will aber keine andere. Ich verschwende meine Zeit mit jeder von ihnen, nur mit dir nicht", erwidert der Lockenkopf.
„Tut mir leid", ich verlasse den Klassenraum und suche schnell Leni.
Wieso lässt der Schmerz in meinem Herzen nicht nach? Ich hab doch das richtige getan. Das richtige für ihn...
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„Im Kino läuft so ein neuer Film, wollen wir den gemeinsam schauen?"
Roman gibt einfach nicht auf. Er hat mich gestern auch wieder nach einem Date gefragt...
„Roman, wie oft denn noch? Du sollst deine Zeit nicht mit mir verschwenden", antworte ich wie einstudiert.
„Ich wusste, dass du das sagst. Du siehst gar nicht, was ich in dir sehe. Aber das will ich dir zeigen...", erwidert Roman stur.
Er kommt mir näher und legt vorsichtig seine Hand an meine Wange.
„Zeig es mir mit deinem Text", ich ziehe mich zurück.
„Wenn mein Text dir gefällt, gehst du dann mit mir aus? Einmal?", fragt Roman ehrlich.
Ich antworte ihm nicht. Ist das eine gute Idee? Er schreibt angeblich seit er klein ist Songs.. Aber niemand hat gesagt, sie seien gut. Vielleicht hat er ja gar kein Talent für Texte.
„Einmal. Ein Date und nicht mehr. Und nur, wenn dein Text mich wirklich vom Hocker haut", lasse ich mich schließlich drauf ein.
„Dann mach dich bereit, vom Hocker gehauen zu werden", Roman zwinkert mir zu und verlässt den Raum.
Hab ich mich gerade wirklich darauf verlassen, dass Roman kein Talent hat? Lass es mich nicht bereuen, Universum, lass es mich nicht bereuen. Steh wenigstens einmal auf meiner Seite!

The Destiny in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt