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„After all we have been trough,
I have lost you again.
More than that... I have lost myselfe again
in the thoughts and wishes
of all that can never be."
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„Das ist der größte Fehler, den wir jemals begangen haben. Und ihr wollt ihn wiederholen?"
„Es hat die Rudel geeint!"
„Ja, beinahe hat Dehon geschafft alle Rudel zu kontrollieren und Eirik ebenso!"
„Weil wir keine Regeln aufgestellt haben, nur deshalb kam es soweit!"
„Beruhigt euch, so können wir keine Verhandlung führen."
„Es gibt auch nichts zu verhandeln."
„Das kannst du nicht entscheiden! Nur weil dir jeder seine Treue schwört bist du nicht der oberste Alpha!"
„Sie hat nie gesagt, dass sie es sein will!"
„Wir sollten vielleicht erst mal über die Menschen reden. Sie sind immer noch auf unserem Land."
„Lenk jetzt nicht ab!"
„Vielleicht sollten wir das auf einen späteren Zeitpunkt verlegen."
„Nein, es stimmt, wir sollten jetzt abstimmen."
„Aber wie?"
„In dem du deine Hand hebst, wenn du dafür bist. Was ist denn daran so schwer?!"
„Fahr sie nicht so an oder es setzt was!"
„Ach ja? Komm doch!"
„Du verlogener-"
„Hey! Es reicht!" Ich knallte meine Hände auf den hölzernen Tisch und funkelte jeden wütend an.
„Sag mal spinnt ihr komplett?! Was sollte das werden Toran, Tjavos? Wolltet ihr etwa auf einander los gehen? Jetzt? Hier und heute? An diesem Tag? Habt ihr etwa vergessen welch grausame Urteile wir fällen mussten, um dieses Treffen zu ermöglichen! Seid ihr so geblendet und Schwanzgesteuert, dass ich vergesst was ihr seid? Ihr seid Alphas verdammt noch mal! Und egal wie ihr Alpha geworden seid, ihr tragt nun Verantwortung! Da draußen warten unsere Rudel auf unsere Entscheidungen. Sie haben uns ihr Leben erneut in die Hände gelegt und erwarten Pläne für die Zukunft. Wir gehen da nicht mit blutigen Händen raus, sondern mit Ergebnissen die zum Wohle aller führen. Sollte also nochmal jemand die Hand gegen jemand anderes erheben oder es auch nur andeuten, dann ist dieses Treffen mit sofortiger Wirkung aufgehoben und wir werden mit all unseren Wölfen gehen und jeder wird selbst versuchen zu überleben. Denn mehr tun wir momentan nicht! Wir kämpfen um unser Leben, um unsere Liebsten und um unser Zuhause. Also reißt euch zusammen!"
Vor Wut hatten sich meine Hände in den Tisch gekrallt, während Raswan bestärkend einen Arm um mich gelegt hatte und alle mit einem strafenden Blick betrachtete.
Das fehlende Gefühl der Wärme, das seine Berührungen sonst immer auslösten, ignorierte ich für den Augenblick und versuchte meine Fassung zu wahren.
Tjavos presste noch immer ein Tuch auf den Stumpf an seinem Handgelenk und Toran sah beinahe beschämt zu Boden, ehe er sich schweigend setzte.
„Alpha, ihr habt gut gesprochen und ich kann euch nur beipflichten, dass wir gerade noch wichtigeren Dingen ins Auge blicken müssen." Darkan nickte mir zu und blieb als einziger stehen, als sich alle setzten.
„Die Menschen Leben in den Wäldern und haben nur ungern unser Rudelhaus hergegeben. Sie sind eine Gefahr und provozieren unsere Geduld. Wir müssen sie fort schicken!" Er setzte sich ebenfalls und wartete auf eine Antwort.
Narco reagierte als erster. Er nickte und klopfte kurz auf den Tisch, um das Gemurmel zu unterbrechen.
„Da Eirik sie gerufen hat sehen wir es als unsere Pflicht sie weg zu schicken. Wir nehmen es auf uns sie bis zum nächsten Vollmond weggeschickt zu haben."
„Vielen Dank Narco, solltet ihr doch Hilfe benötigen, dann scheut euch nicht einen von uns zu fragen", erwiderte Raswan und nickte kurz dankend.
Dann wäre dieses Thema also geklärt und nur die Frage um einen obersten Alpha blieb.
Es würde so viel Zeit kosten und Gedanken, denn die auferlegten Regeln mussten gut sein und es durfte keine Möglichkeit geben sie zu brechen.
„Bevor wir darüber verhandeln welche Macht der oberste Alpha bekommen soll, sollten wir abstimmen, ob es überhaupt noch mal einen obersten geben soll. Lasst uns mit unseren Rudeln reden und bei Sonnenuntergang treffen wir uns hier wieder", schlug Fraya vor und alle nickten zustimmend.
Ich blieb noch einen Moment sitzen und starrte auf die Karte, die in den Tisch eingeritzt war. So vieles hatte sich verändert und so vieles stand uns noch bevor.
Obwohl wir die größte Gefahr besiegt hatten, fühlte es sich nicht sehr viel ruhiger an. Eher als hätten wir noch etwas grausames zu befürchten.
Ich konnte nicht sagen, ob es an Managram lag, der dort draußen lauerte und mich töten wollte, oder ob es an der Stille in meiner Seele lag. Sonst hatte ich den Mann im Mond immer gespürt, er war präsent und manchmal sogar hörte ich sein Lied.
Doch seit wir vom See zurückgekommen waren hatte sich etwas verändert.
Vielleicht war es auch das Fehlen der Zwillinge unter meinem Herzen, vielleicht wurde ich auch lediglich krank.
Ich konnte es nicht sagen und das beunruhigte mich.
Diese Unruhe verließ mich lediglich in der Nähe meiner Kinder und manchmal wenn Raswan mich in den Armen hielt. Doch auch zwischen uns hatte sich etwas verändert und ich fürchtete ihn zu verlieren, wie einst, als wir unser erstes Kind verloren.
Er hatte damals mit sich zu kämpfen, mit den Wölfen, die in seinem Herz kämpften und er hatte es geschafft.
Doch keiner konnte mir sagen, ob das nicht noch einmal passieren könnte.
Vielleicht steigerte ich mich auch zu sehr darein, aber diese Unruhe erfasste jeden Knochen meines Körpers und brachte mich aus dem Gleichgewicht.
Noch dazu waren meine Kinder von mir getrennt und die jüngsten Ereignisse ließen mich um ihr Leben bangen.
Ich sollte Lucius heute Nacht aufsuchen und ihn bitten noch einmal nach ihnen zu sehen.
Ich stand tief in der Schuld des Meisters der Nacht, das wussten wir beide und dennoch hatte er niemals etwas für sich verlangt.
-
Damals war ich naiv und hatte nicht erkennen können auf was er aus war. Wie auch?
Jedes Mal wenn ich ihn sah überrollte mich das Verlangen mich ihm hinzugeben.
Jeglicher Gedanke an Raswan verschwand und übrig blieb das Pochen meines Blutes in meinen Adern und der Hunger, der auf meiner Zunge lag und nach seinem Blut lechzte.
Ich hatte es von erstem Moment an geliebt, wie der Geschmack der Nacht auf meiner Zunge verging und eine Explosion des Geschmacks in mir auslöste.
Das zusätzliche Dopamine brachte jedes Mal wieder meinen Körper zum Erhitzen und beinahe, als wäre er hier, spürte ich die scharfen Krallen hauchzart über meine Arme streifen, hinauf zu meinen Schultern und über meinen Hals zu meinen Wangen. Mit Gewalt würde er sein Handgelenk von meinem Mund lösen müssen, ansonsten hätte ich vermutlich nie aufgehört von dieser Sünde zu kosten. Oh ja, es war eine Sünde. Er war eine Sünde.
Mit jedem Schluck rückte meine Rettung in weitere Ferne und wie eine Süchtige durchfuhr mich auch jetzt noch ein Zittern, wenn ich an diese Köstlichkeit dachte.
Er hatte mich mit seinem Blut in der Hand und diese Macht, die es für kurze Zeit in mir auslöste, erregte mich auf unvorstellbare Art und Weise.
Auch jetzt, in dieser schäbigen, dreckigen und kleinen Höhle, in die ich mich zurück gezogen hatte um dem Rudel nicht zu begegnen und dennoch in ihrer Nähe zu sein, auch jetzt zitterten meine Finger und meine Kehle zog sich zusammen, als würde ich verdursten.
Hätte ich es nur eher gewusst, ich hätte ihn zum Teufel gejagt.
Zumindest hätte ich es versucht, doch ich war eigentlich schon immer zu schwach um gegen ihn etwas ausrichten zu können.
-
Nachdenklich sah ich in die Gesichter der Überlebenden unseres Rudels und nahm dabei zufrieden Raswans bestärkende Hand an meinem Rücken wahr.
Wir waren eine Einheit und wir waren zusammen stark.
„Ich weiß nicht Raswan. Es ist, als würde sich die ganze Sache wiederholen, wenn ihr einen Obersten wählt. Wozu das überhaupt?" Warlocks Zweifel waren begründet und ich sah den anderen in ihren Gesichtern an, dass es ihnen genauso ging.
„Der Oberste kann Streitfälle klären und ist für die Treffen verantwortlich. Er soll in Kommunikation mit den Rudel treten, sodass sie sich nie von einander abwenden und mögliche Komplotte schmieden. An sich ist die Rolle des Obersten gut für die Gemeinschaft, aber nicht, wenn eine falsche Person dieses Amt besetzt", erklärte ich an Raswans Stelle und sah ihn an.
„Wir können nur Toran vertrauen, was diesen Posten betrifft." Zustimmend nickte er und seufzte.
„Wir müssen eine gemeinsame Entscheidung treffen und ich verkünde jetzt schon, dass ich mich nicht noch einmal aufstellen lasse!" Ich hatte mit dieser Antwort schon gerechnet und war insgeheim auch froh darüber.
Der Oberste hatte viel Verantwortung und gerade jetzt, wo die Zwillinge noch so klein waren, brauchte ich Raswan an meiner Seite. Das Rudel brauchte unsere volle Unterstützung.
„Vanja, bist du dir sicher?", fragte Warlock noch einmal eindringlich und die Unruhe seines Wolfes ergriff mich brutal.
Mit meiner Antwort würde ich ihn vermutlich beeinflussen, daher musste ich die richtige Entscheidung treffen.
Wollte ich, dass es einen Obersten gab?
Jedes Rudel befand sich in einer schlechten Verfassung und es könnte uns definitiv helfen in Kontakt zu bleiben und beim Aufbau zu helfen. Vor allem da uns viele Frauen fehlten, mussten wir Hochzeiten planen, um die Existenz unseres Rudels zu gewährleisten.
„Ich weiß es nicht", sagte ich und sah alle kurz an.
„Hört auf eure Herzen und stimmt dann ab. Wir sind zwar eure Alphas, aber wir werden nicht über eure Köpfe hinweg entscheiden."
Wir ließen sie für einen Moment allein und gingen etwas beiseite.
„Was ist los, wieso distanzierst du dich so von mir?", fragte Raswan und strich sanft über mein Kinn.
„Das tue ich nicht, zumindest nicht bewusst", meinte ich und legte meine Arme um seinen Nacken.
Ich vermisste seine Nähe und seinen Wolf, der mich immer beruhigte, sobald er meine Seele streichelte.
„Ich kann dich nicht spüren, deine Emotionen sind mir fern und es fühlt sich an, als wären wir Fremde."
Bei seinen Worten zog sich mein Herz zusammen und ich musste den Blick von ihm abwenden.
„Wieso sagst du so etwas?", fragte ich und konzentrierte mich zwanghaft auf etwas anderes, um nicht eine Träne zu vergießen.
„Das ist nicht das, was ich will, aber es fühlt sich so an. Ich verstehe nicht wieso, aber es ist, als wäre unsere Verbindung weg."
Warlocks Ruf riss uns aus unserem Gespräch und schweigend kehrten wir zum Rudel zurück.
Jetzt war keine Zeit für derlei Gespräche.
„Jeder hat eine Entscheidung gefällt", erklärte der Beta und ich konnte ihm in den Augen ablesen, was er sagen würde.
„Wir sind dagegen. Einen Obersten zu wählen würde momentan zu viel durcheinander bringen. Wir müssen erst selbst erstarken, ehe wir jemanden dermaßen vertrauen können."
Es herrschte eine kurze Stille, die uns allen das Ausmaß der Entscheidung offenbarte.
Wir würden auf uns allein gestellt sein, sollte die Mehrheit der Alphas gegen einen Obersten stimmen. Es würde schwer werden den anderen zu vertrauen, wenn keiner als Streitschlichter dazwischen gehen würde.
Aber wir mussten es wagen.
„Was sagt ihr Alpha? Werdet ihr für oder gegen einen Obersten stimmen?" Die Männer sahen uns fragend an. Natürlich würde Raswan gegen einen Obersten stimmen und inzwischen war ich auch der Überzeugung, dass es so erst mal besser wäre.
„Wir werden euren Rat berücksichtigen und ich denke wir sind uns einig, dass es momentan nicht sinnvoll ist einen Obersten zu wählen."
Er sah mich an und bekräftigend nickte ich.
„Dann soll es so sein. Sieh nach, ob sich die anderen entschieden haben!", befahl Raswan und blitzte mich mit wölfischen Augen an.
Was war das denn bitte? Seit wann gab er mir mit so einem Tonfall Befehle?
Er schien es jedoch nicht zu bemerken und wand sich wieder den anderen zu.
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