Kapitel 36

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Kapitel 36

Aurelia Bergmann


„Relia...Hör auf.", hörte ich ihn leise sagen. Er umfasste meine Handgelenke und schob mich sanft von sich. Ich setzte mich auf, setzte mich neben ihn und sah auf ihn herunter.

Ich nahm die Geräusche des Strandes wieder wahr. Meine Hand ruhte auf seinem Bauch, die seine auf meinem Knie.

„Es ist nicht richtig, dass wir uns wieder so nahe kommen. Ich weiß, dass ich heute selbst nicht den angemessenen Abstand zu dir gewahrt habe und das tut mir Leid.", sagte er ernst.

Ich blies Luft in meine Wangen, stieß sie langsam hervor. Natürlich wusste ich, was er meinte, war ich doch selbst überzeugt davon gewesen, ihn nie mir nie wieder körperlich nahe kommen zu lassen. Es überhaupt nicht zu können. Und dennoch hatte ich ihn soeben geküsst. Am Morgen eine ganze Weile in seinem Arm gelegen.

„Es ist nicht so, dass ich nicht will.", fuhr er ruhig fort. „Aber du solltest das nicht wollen. Ich habe deine Grenzen überschritten und egal aus welcher Situation heraus du solltest mir das nicht verzeihen. Was würdest du deinen Freundinnen sagen, wären sie in deiner Situation?", fragte er.

„Sie für bescheuert erklären. Ich weiß.", antwortete ich leise. Ich nahm meine Hand von ihm, raufte mir das Haar und auch er ließ mich endgültig los. „Warum warst du nicht einfach von Anfang an so, wie du jetzt bist? Warum mussten wir durch diese ganze Scheiße durch, warum musste ich dadurch? Und jetzt, nach dem es zu spät ist öffnest du dich mir endlich. Es ist nicht fair verdammt.", entfuhr es mir.

„Du hast Recht. Wir hätten es leicht habe können, wäre ich nicht so unglaublich verkorkst.", sagte er. „Wer weiß, vielleicht hätten wir uns ernsthaft ineinander verliebt, wäre ich zu so etwas im Stande gewesen. Aurelia, es tut mir unendlich Leid, was ich teilweise gesagt und getan habe. Ich werde es nie gut machen können, ich werde mich immer irgendwo beschissen fühlen, wenn ich dich sehe."

„So wie heute morgen.", gab ich zurück.

„Ich hab es verdrängt. Aber der Kuss gerade- Reli, es ist falsch, das weißt du so gut wie ich. Wenn es zumindest um Gefühle ginge- aber einfach nur so..." Er brach ab, ich schluckte.

„Jeder erwartet von mir, dass ich dich hasse.", antwortete ich leise. „Es gibt Menschen in meinem Umfeld, die wissen, was passiert ist. Meine Familie weiß es, Mila und Kathy wissen es und alle haben mir gesagt, wie irre ich wäre hier her zu kommen und am Ende haben sie recht. So schön es hier auch ist, es hätte nicht sein müssen, dass ich herkomme So gut bin ich mit Abudi und so nicht, als dass ich hätte kommen müssen.", antwortete ich. Es war die Wahrheit, die ich in den letzten Tagen gut in die hinterste Ecke meines Kopfes verdrängt hatte.

„Aber Raphael... ich verachte diesen Moment. Diese eine Sache. Dass du mich nicht respektiert hast und eigentlich muss ich dir das nicht sagen. Aber ich kann dich nicht komplett verachten. Wenn ich ehrlich bin kann ich dich noch immer mögen. Und ich weiß nicht, ob das für oder gegen meinen Charakter spricht. Ich halte dich nicht für Böse und Grund auf, das bist du nicht. Vielleicht bin ich die Falsche, die das über dich sagt.", meinte ich.

Kurz lächelte Raphael freudlos. „Nein, ich halte mich inzwischen nichtmehr für den schlimmsten Menschen auf diesem Planeten.", gab er zurück. „Aber ich kann auch nicht sagen, ob ich es gut oder schlecht finden soll, dass du mich nicht verurteilst. Entweder bist du ein großartiger Mensch oder der Naivste, den ich kenne."

„Na, danke.", gab ich zurück. Ich schluckte. „Sorry, wegen des Kusses. Wahrscheinlich war es gut, dass wir aufgehört haben.", sagte ich dann. „Du hast recht, es passt nicht. Aber mir war einfach danach."

In between  /RAF CamoraWhere stories live. Discover now