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Leicht angespannt beobachte ich, wie sich das Tor des Eichenhauses vor mir öffnet, Ken, einer der Wärter lächelt mich freundlich an "Hey, der Chef in einer Gruppensitzung, du kannst ruhig rein gehen, ich denke nicht dass sie was dagegen haben." Leicht erfreut schaue ich Ken an "Du meinst Ambers Eltern sind hier?" Der Wärter nickt zu Bestätigung, ich schreie erfreut auf und stürme ins Gebäude. Schnell renne ich die Gänge entlang und klopfe schließlich an einer Tür. Ein leise "Herein" ertönt, ehe ich die Tür aufstoße und mir ein kleines, blonde Mädchen in die Arme fällt. Ich lächle, nehme Amber auf den Arm und gehe zu ihren Eltern, die mit Dr. Lennart im Raum stehen und uns amüsiert ansehen. Vor den Erwachsenen, bleibe ich stehen, setzte Amber ab und werde auch gleich herzlich von der braunhaarigen Frau umarmt "Harper, es ist so schön, dich wiederzusehen!" Lächelnd löse ich mich von Mareike und umarme auch ihren Mann David "Ich freu mich auch, es ist so toll, dass sie gerade heute Amber besuchen." Überrascht sehen mich die Eltern von dem kleinen Mädchen an, seit dem Amber vor zwei Jahren hier eingewiesen wurde habe ich sie immer gesehen und auch ihre Eltern haben mich während dieser Zeit ins Herz geschlossen, sie finden es toll, dass ich ihre Tochter helfe und sie nicht alleine ist. "Wie meinst du das denn?" Fragt Mareike, doch ehe ich antworten kann, antwortet Dr. Lennart für mich "Ich habe Harper am letzten Sonntag entlassen, sie ist 18 und ich habe keinen Grund mehr gesehen sie hier zu behalten." Mareike nickt verstehend und lächelt mich wieder an "Das ist schön, aber du wirst Amber doch besuchen kommen, oder?" Ich kann leichte Sorge und Beunruhigung in ihrer Stimme hören. Ich lächle sie an und streiche Amber, die sich an meinen Beinen klammert, über den Kopf "Natürlich, werde ich sie besuchen, wisst ihr, wann sie raus kann?" David räuspert sich "Ja, wenn alles so bleibt wie es ist, kann sie in zwei Wochen endlich hier raus." Glücklich nicke ich, ehe David mich entschuldigend ansehen "Wir müssen jetzt leider los, es war schön dich wieder zusehen." Ich nicke lächelnd und bücke mich zu Amber "Du, ich muss jetzt leider wieder gehen, aber ich komme Morgen auf jeden Fall wieder, ja?" Das kleine etwa fünf Jahre alte Mädchen nickt begeistert und geht dann an der Hand ihrer Mutter aus dem Raum, kurz dreht sich Mareike noch einmal um "Wir sehen uns bestimmt noch mal wieder, Tschüss."

Nach dem ich mich von Amber und ihren Eltern verabschiedet habe, bin ich mit Dr. Lennart in sein Büro gegangen und habe eine Kiste mit den alten Sachen meiner Mutter erhalten. Jetzt stehe ich mit Dr. Lennart draußen vor dem Tor und verabschiede mich, ehe ich aber komplett durch das Tor gehe, drehe ich mich noch mal zu dem Arzt um "Ich habe gehört, dass Pfleger Maik wieder hier ist, könnten Sie bitte darauf achten, dass er nicht in die Reichweite von Amber gelangt?" Der Arzt nickt mir lächelnd zu "Natürlich, ich habe ihn so oder so erst bei den Älteren eingeteilt, damit so etwas wie damals nicht noch mal passiert." Zufrieden über seine Antwort, winke ich Dr. Lennart zu und durchquere das Tor. Als ich wieder auf offener Straße bin, sehe ich noch einmal zur Irrenanstalt und seufze leise, als ich wieder diesen kleinen, schmerzhaften Stich in meinem Herzen spüre. Ich habe zwar nicht gerade schöne Erinnerungen an meiner Zeit im Eichenhaus, aber ich bin dort, mit all den Leuten aufgewachsen und habe mein ganzes Leben dort verbracht. Mein Blick fällt auf den Karton in meinen Armen, traurig betrachte ich die Sachen, früher habe ich mich immer gefragt, wie meine Familie wohl ist und warum sie mich nicht besucht, aber heute frage ich mich einfach nur, weshalb ich nie nach meiner Familie gefragt habe. Um meine Gedanken zu vertreiben, blinzle ich kurz und bemerke Malia, die auf mich zu kommt "Hey." Ich lächle sie leicht an und nicke knapp, ehe ich an ihr vorbei gehen will "Ich werde Scott nichts sagen." Überrascht drehe ich mich um und mustere Malia "Wie lange hast du mich beobachtet?" Leicht lächelt sie mich an "Seit dem du aus der Schule gerannt bist." Seufzend sehe ich Malia an, die mir vorsichtig den Karton abnimmt "Na, komm, wir gehen was trinken und du erklärst mir mal so einiges."

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Angespannt rühre ich in meinen Kaffee herum und schaue abwechselnd zu Malia und wieder zurück auf den Tisch, ehe ich seufze und mich leicht räuspere "Also, als meine Mutter 27 Jahre alt war, wurde sie wegen Halluzinationen in die Irrenanstalt eingewiesen, was damals allerdings noch keiner wusste, war, dass sie schwanger war. Ein Jahr später kam ich dann zur Welt, meine Mutter ist noch bei der Geburt gestorben und da niemand wusste, dass sie schwanger war, hat mich auch niemand abgeholt. Die Ärzte im Eichenhaus haben mich untersucht und bemerkt, dass ich kein Mensch bin, eigentlich wird die Katze immer nur von dem Weiblichen Elternteil vererbt, aber bei mir war das anders. Um mein Wesen besser zu verstehen, haben mich die Ärzte dort behalten, anstatt mich dem Heim zu übergeben. Ich bin im Eichenhaus geboren und aufgewachsen und bis vor ein paar Tagen, habe ich noch niemals den blauen Himmel über mich gesehen." Malia sieht mich verstehend an "Und was ist mit deiner Familie?" Ich lächle leicht, was allerdings nicht sehr überzeugend wirkt "Ich weiß nur, dass meine Familie hier irgendwo in Beacon Hills lebt und wie sie mit Nachnamen heißt, allerdings haben sie keine Ahnung, dass ich existiere." Malia nickt und sieht mich stirnrunzelnd an "Deshalb konnten wir auch nichts über dich heraus finden, du wurdest in keinem Krankenhaus geboren und dich hat auch kein richtiger Arzt je gesehen." Ich nicke und nehme ein Schluck von meinen Kaffee "Ja, und genau deswegen, habe euch nicht viel erzählt, dass ich im Eichenhaus war soll einfach nicht jeder wissen und das ich eine Katze bin, habe ich euch nicht erzählt, weil ich die ganzen Mythen zu ihnen kenn und weiß, wie wir sein können." Malia sieht mich entschuldigend an "Es tut mir leid, dass wir so scheiße reagiert haben, aber wir wurden schon oft hintergangen und sind deshalb extrem vorsichtig." Ich nicke "Das verstehe ich, allerdings habe ich gehofft, das wenigstens Lydia und Stiles mich nicht anders behandeln." Kurz verzieht Malia ihr Gesicht, weshalb ich laut auflache "Keine Sorge, ich will nichts von ihm. Ich habe nur so eine Vertrautheit zu ihm gespürt und das von Anfang an. Es ist so, als ob ich ihn mein Leben lang schon kennen müsste." Jetzt muss auch Malia lachen und sieht mich freundlich an "Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich auf anhieb mögen könnte, aber das tue ich. Du hast mein Wort, dass ich Scott und den anderen nichts sagen werde, es ist deine Sache und du musst wissen wem du es erzählst und wem nicht." Erleichtert atme ich auf, nach diesem Gespräch bleiben Malia und ich noch eine Weile sitzen und reden über Gott und die Welt, nie hätte ich gedacht, dass ich mich so gut mit ihr verstehen würde, es ist so, als wären wir auf der gleiche Wellenlänge, das habe ich genau genommen erst bei einer einzigen Person erlebt.

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Mit gleichmäßigem Atem und guter Ausdauer, laufe ich durch den Wald. Die Geräusche, die kühle Luft und die ruhige Atmosphäre lassen mich den Stress, der ganzen Woche vergessen. Wenn ich daran denke, dass ich gerade erst mal eine Woche aus der Anstalt draußen bin und hier alles so anders verläuft, wie ich es erhofft hatte, dann wünsche ich mich wieder zurück dorthin. Es ist nicht so, dass ich es unbedingt vermisse entstellt zu werden, nein, aber ich vermisse die Menschen, die ich dort alle Tagtäglich um mich hatte, die mich verstanden haben und die mit meinem Wesen keine Probleme hatten. Selbst Amber hat mich, nach dem sie mich als Katze gesehen hat, immer noch gleich behandelt. Das Scott und sein Rudel mir nicht Vertrauen ist eine Sache, aber, dass sie denken ich würde ihnen alle was wollen ist die Höhe. Wenn ich nur daran zurück denke, wie sie mich ansehen, wenn ich durch die Gänge der Schule laufe, als würden sie erwarten, dass bei mir jeden Moment eine Leiche gefunden wird, als wäre ich ein Monster. Seufzend halte ich an und bemerke erst jetzt wie weit ich gelaufen bin, stöhnend halte ich mir meine rechte Seite, stirnrunzelnd sehe ich nach unten zu meiner Hand. Ich verziehe schmerzhaft mein Gesicht, als ich das Blut in meiner Handfläche und auf meine Hüfte entdecke. Zischend ziehe ich mir mein weißes Top hoch und entdecke die lange Narbe an meiner Hüfte, die aufgegangen ist. Genervt ziehe ich mein Top wieder runter und dehne meine Beine. Kurz drauf laufe ich wieder los, diesmal in Richtung Sportplatzt, da dieser eh nicht weit entfernt ist.

Dort angekommen, lasse ich mich auf die Tribüne nieder und schaue den Lacrosse Spielern beim Trainieren zu. Unter den Vielen Spielern kann ich nicht nur Liam und Theo, sondern auch Stiles, Kira und Scott auf dem Feld entdecken. Nach zehn Minuten in denen mich die Anderen bemerkt haben und ich spüren konnte, wie sich die Narbe an meiner Hüfte leider kein bisschen schließt, setzt sich Malia zu mir. "Hey, wie geht es dir?" Ich lächle sie an "Hey, ganz gut, schätzte ich. Was hast du so seit Donnerstag gemacht?" Malia lächelt kurz "Nicht wirklich viel, es gab wieder einen dieser komischen angriffe, zwei Tote und keine Verletzte. Naja, wir waren auf jeden Fall noch bei Deaton und er meinte, dass es keine normale Yokai gewesen sein kann, die Kratzer waren zu tief." Ich erstarre mitten im Wippen meiner Beine und sehe Malia geschockt an "Warte, sie sind durch Kratzer gestorben? Wann sind sie gestorben?" Malia runzelt die Stirn "Ja, sind sie und es war gestern, also Freitag. Wieso?" Ich schüttle meinen Kopf und stehe auf der Stelle auf "Okay, hör mir zu. Ich muss jetzt auf der Stelle zu Deaton, sorge dafür, dass weder Scott, noch Liam oder Theo in die Nähe der Tierklinik kommen. Und am besten sollten auch nicht die Anderen dort auftauchen. Ich muss jetzt los, ich rufe dich später an." Schnell renne ich los zur Praxis und hoffe, dass die Leichen noch nicht aufgewacht sind.

Stürmisch reiße ich die Tür zur Praxis auf und marschiere ins Behandlungszimmer. Entsetzt stürze ich auf den am Boden liegenden Arzt, von den zwei Leichen fehlt jegliche Spur. "Verdammt!" Fluche ich laut vor mich hin und hieve Deaton auf den Metalltisch, da ich seit Tagen keine geeignete Nahrung mehr gegessen habe, brauche ich deutlich mehr Zeit und Kraft, um ihn auf den Tisch zu heben. Schnell nehme ich eine Schere und zerschneide Deatons Hemd, ich suche ihn gründlich nach Verletzungen ab und atme erst erleichtert auf, als ich nur eine Kopfverletzung entdecke, aber dann fällt mir ja wieder ein, dass Deaton ja ein Mensch ist und sich nicht selbst heilen kann. Ich klatsche mir meine Hand gegen den Kopf und krame blitzschnell mein Handy hervor. Erst zögere ich >Wen soll ich anrufen? Malia? Cally? Oder Melissa?< , dann schüttle ich meinen Kopf und wähle den Notruf, während ich mir gleichzeitig eine Ausrede einfallen lasse...


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