Kapitel 8

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Cas wusste nicht was er tun sollte. Nachdem er das Zimmer verließ, entschied er sich, den Bunker zu verlassen. Nur für eine Weile. Er wollte Dean Freiraum geben, um sich zu erholen. Cas verstand das menschliche Verhalten immer noch nicht vollkommen, und obwohl er Dean besser verstand als alle anderen, verstand er ihn in dieser Situation gar nicht. Wahrscheinlich weil Dean bei dem Vorfall, wie Cas es benannt hatte, nicht er selbst war. Und so reagierte Cas zum ersten mal in ihrer Beziehung nicht richtig, da es nicht sein Dean war, den er in jener Nacht verließ.

Der Abschied schmerzte in seiner Brust, in seiner Gnade, doch trotzdem verließ er den Jäger, weil er, wie immer das Beste für ihn wollte. Nie könnte der etwas absichtlich tun, dass ihn schädigte. Er wusste nicht wohin, er wusste auch nicht wie lang. Er setzte sich in den nächsten Bus, er wusste nicht wohin dieser ging. Und er schlief tatsächlich ein, dass letzte mal, als er schlief, war, als er menschlich war. Doch etwas schmerzte in seiner Brust, es umschlang schmerzhaft seine Gnade.

Das nächste was er mitbekam, war, als er mit einen Ruck wach wurde, als ob ein Blitz durch seinen Schädel fuhr. Es fühlte sich an, als wäre alles in ihm durcheinander, zerrüttet, nicht an seinem ursprünglichen Platz und es war schmerzhaft. Nach Luft schnappend riss es den Engel in eine aufrechte Position. Es dauerte einen Moment, um zu begreifen, was passiert war. Er erinnerte sich, es waren schlimme Erinnerungen an alles was, am vorigen Tag passiert war. Doch er nahm diese Erinnerungen in Kauf. Er bewegte sie in seinen Gedanken, verständnisvoll, liebevoll bei den Gedanken an seinen eigentlichen Dean.

Der Bus hielt an. Es war an der Zeit für Cas, auszusteigen. Er sah den weiterfahrenden Bus hinterher. Er wusste nicht wie lange er unterwegs war, wie weit weg er von Dean war. Er sah sich nun zum ersten mal um.
Der Engel war weit weg von dem Jäger, er konnte es fühlen. Er wusste auch, dass er nicht mehr in Kansas war, er war in Colorado. Einen Staat weiter.

Der Engel liebte Colorado, er hatte es schon damals geliebt, als es noch nicht diesen Namen trug. Die Natur faszinierte ihn, alles was sein Vater, seine Schwestern und Brüder, sogar er selbst geschaffen hatte, fand man dort. Es war wie eine Sammlung Erinnerungen. Er wusste noch genau, als sie eine riesige Gebirgskette entstehen ließen, die die Menschen später Rocky Mountains tauften und dieses wunderschöne Wunder oft nur liebevoll Rockies nannten.

Cas hatte sich entschieden, hier zu bleiben, er wusste noch nicht wie lange, denn auch wenn er es nicht zugeben wollte, musste er selbst auch heilen. Er musste sich alles bewusst werden, er musste endlich einen klaren Kopf gewinnen. Er würde zurück zu Dean kehren, ihn mit offenen Armen empfangen. Er hoffte, dem Winchester würde die Zeit ohne ihm guttun. Er hoffte, dass er Freiräume schaffen könnte, in denen Dean endlich verstand, so wie er selbst auch endlich verstehen müsste.
Er gab Dean keine Schuld an dem was passiert war, und in seiner Naivität hoffte Cas, Dean würde sich auch keine Schuld geben.

Cas wusste noch nicht was er tun sollte und so entschied er sich, die Natur zu bestaunen, denn auch wenn er selbst dabei war, war es ein Wunder für ihn. Er verbrachte mehrere Tage um letztenendes zu der Stelle zu kommen, die er gesucht hatte. Ein Stein in den Rockies, der unnatürlich auf einen Felsvorsprung stand. Der Stein hing mehr als die Hälfte in der Luft und nur ein kleiner Teil war mit dem großen Fels verbunden. Er hatte damals so viel Kraft, so viel seiner Gnade gebraucht um den Stein so zu platzieren, und ihn nie in die Tiefe stürzen zu lassen. Es war sein Andenken an die Ewigkeit.  Selbst nach seinen Tod würde der Stein so bleiben, niemand konnte diesen bewegen.

Von dieser Stelle ging eine unglaublich Kraft aus. Cas war in dem Feld seines eigenen Schaffens gefangen, fasziniert von seiner damaligen Stärke und doch so viel schwächer als heute. Er liebte die Natur damals schon, doch nun verband er diese mit Gefühle, und alles wurde realer und noch schöner und faszinierender. Er setzte sich auf den Felsvorsprung und genoss die Aussicht. Überall erkannte er die Werke seiner Geschwister. Da war ein unangebracht geformter Stein von Gabriel. Eine riesige Buche, die einst Michael dort platzierte, mit einem unfassbaren Durchmesser, unfällbar. Und doch gefiel in sein Werk am besten. Es war, als wäre Dean der Stein und Cas der Fels. Dean hielt sich immer an Cas fest, um nicht in die Tiefe zu fallen, und Cas ließ ihn nicht los, da der Fels sonst seine Besonderheit verlieren würde, dass was ihn einzigartig macht.

Cas rückte noch näher an den Stein und berührte diesen mit der gesamten Händfläche. Die Kraft von damals strömte in regelmäßigen Stößen in seinen Körper und er fühlte sich so mächtig wie schon lange nicht mehr. Er wusste, sobald er den Stein losließ, wären diese Kräfte wieder weg, doch er ließ sie durch seinen Körper strömen, förderte so den Heilungsprozess des Vergangenen. Doch niemals könnte er hier komplett heilen, da er hier nicht mehr zu Hause war. Er konnte hier nur seine Gnade heilen, diese aber nicht regenerieren, um seine alten Kräfte zurück erlangen. Er wollte diese auch gar nicht mehr. So saß er da, wahrscheinlich mehrere Wochen, bis er schließlich endlich zu dem imstande war, wozu er schon so lange imstande hätte sein sollen und etwas in ihm rief ihn so erbittert, dass es wirklich weh tat, zurück nach Hause.

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Dean konnte nicht mehr. Der Schmerz war zu real, um sich diesen nur einzubilden, er war sich sicher, das etwas in seiner Seele nicht stimmte. Er hatte sich selbst gar zerstört. Er hatte die letzten Jahre selbstzerstörerisch gehandelt, doch jetzt, wo er sich endgültig zerstört hatte, wusste er nicht mit umzugehen.

Die Wochen nach dem Vorfall war die schlimmste Zeit seines Lebens. Er konnte nicht daran denken, ohne zu Erbrechen, und er dachte sehr oft daran. Er hasste sich dafür. Er hatte es verdient zu leiden, hatte noch Schlimmeres verdient. Doch vorallem hatte er verdient, dass der Engel ihn verließ. Alles in ihm schrie nach ihm, er betete jede Nacht, dass ihm nichts zustoßen würde, obwohl er nicht mehr das Recht dazu hatte. Und obwohl er es nicht wollte, dass der Engel zurückkam, aus Strafe an sich selbst, hoffte er noch viel mehr, dass er kam und ihn rettete. Auf seine eigene Weise, wie er es schon immer getan hatte. Er wusste selbst nicht woher er die Dreistigkeit nahm, darauf zu hoffen, dass jemand, den er so etwas angetan hatte, ihn retten würde.

Sam kam jeden Tag zu ihm. Er versuchte mit ihm.zu reden, doch Dean blickte ihn nicht mal mehr an, weil er sich so sehr schämte. Sein Bruder würde sicher nie mehr mit ihm reden wollen, wenn er alles wüsste, von seiner widerlichen Seite, von seinem schlimmsten Verbrechen aller Zeiten. Sam wusste, dass die Verschlechterung daher kam, dass Cas nicht mehr da war. Doch er wusste nicht, was passiert war. Doch er betete jeden Abend verzweifelt, mit Tränen in den Augen, dass er zurückkehren möchte, dass egal was passiert war, alles wieder werden könnte. Das Verhalten Deans beeinflusste dessen Bruder natürlich, wodurch auch dieser weniger schlief und aß. Doch trotzdem sah er um einiges gesünder als sein Bruder aus. Und so betete er, hoffte das Cas zurückkam.

Dean verstand die Sorge seines Bruders und so gern er ihn in den Arm nehmen möchte, er könnte nicht. Zu sehr lastete die Schuld auf seinen Schultern, zu große Angst, das Gift aus seinen Adern, würde auf Sammy übergehen. Er aß genug, um am Leben zu bleiben, mehr aber auch nicht. Und auch wenn es seiner Seele von Tag zu Tag schlechter ging, rückte irgendetwas in seinen Körper, in den Wochen ohne Cas, an seinen Platz zurück, stark, durchdringend, ein Lichtblick. Seine zertrümmerte Seele umklammernd war es da, das Undefinierbare, und versuchte, jedes Trum seiner Seele, zusammenzuhalten, obwohl es jeden Tag mehr Trümmer wurden. Und so klammerte sich Deans Seele an dieses etwas und rief um Hilfe.

Fix you-DestielOnde as histórias ganham vida. Descobre agora