Kapitel 10

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Mit einem tiefen Atemzug nahm ich die Waldluft in mich auf und versuchte die Verbindung zu meinen inneren Drachen beizubehalten. Die letzten Monate waren zu Turbulent, so sehr das ich angefangen hatte zu meditieren um gegen meine Dracheninstinkte anzukommen. Die Luft wurde kühler und kündigte den Spätsommer an. Unglaublich das ich seit 6 Monaten schon unterwegs war. Und unglaublich das ich genau ein Jahr jetzt mit Ava verheiratet war. Freya war noch nicht aufgetaucht um über den Deal zu sprechen. Und ich und Ava hatten auch noch nicht viel darüber geredet. Wir waren uns sicher, dass wir weiter zusammenblieben, aber mehr auch nicht. Im Moment lief es gut zwischen uns. Unsere Beziehung war gefestigter als je zuvor. Und ich glaubte, dass wir es endlich langsam schafften uns eine wirkliche Zukunft aufzubauen. Leicht lächelnd, versuchte ich mich wieder zu konzentrieren.

Doch auf einmal sprang etwas wuscheliges auf mich und als ich aufsah, war es Sir Karl. Er sprang schwanzwedelnd herum und blickte auf. Ich folgte seinen Blick und lächelte sofort breiter. Ava bahnte sich den Weg durch den Wald auf die Lichtung am See zu. Sie steckte in einen hübschen Jumpsuit über den sie meine Lederjacke gezogen hatte. Sie sah zum anbeißen aus. Ihre kurzen Haare funkelten im Sonnenlicht, das zwischen den Blättern durchdrang. Und ihre Augen leuchteten, als sie mich entdeckte. Sofort breitete sich ebenfalls ein Lächeln auf ihren Lippen aus, während sie die letzten Meter zu mir ging. Sir Karl hüpfte aufgeregt und begrüßte sie erfreut. Sie beugte sich herunter und streichelte ihn. Was mir einen perfekten Ausblick auf ihren Ausschnitt gewehrte. Ich seufzte sehnsüchtig. Man könnte meinen, ich wäre süchtig nach ihr. Ach was solls, ich war wirklich süchtig nach ihr.

Sie sah auf und sprach mich an, doch ich hörte nichts.

Ich zog eine Grimasse und deutet auf meine Ohren.

Sie verdrehte leicht genervt die Augen, aber lehnte sich runter und hauchte mir ein Kuss auf die Stirn ehe sie auf Zeichensprache überging. Ich hatte sie mir in letzter Zeit angeeignet, weil die Ohrstöpsel aufgeladen werden mussten und ich so nichts hörte.

Deine Eltern sind da, formte sie mit ihren Händen.

Ich starrte sie überrascht an.

Sie lächelte ehrlich und ich sprang automatisch auf. Ich sah kurz an mir herunter, während mein Herz zu klopfen begann. Ich checkte ob ich angemessen gekleidet war. Zu den schwarzen Stiefeln, trug ich eine Boyfriendjeans von Ava, sowie ein einfaches Shirt unter einer Bluse. Ich sah wieder zu Ava.

Du siehst perfekt aus, zeichnete sie mit ihren Händen. Ihr Blick sprach Bände. Lächeln hauchte ich ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich los eilte und mir unterwegs den Zopf richtete. Ich war noch nie so schnell am Waldrand, an dem die Berghütte grenzte und starrte zur Veranda hoch. Und tatsächlich. Snow und Herfjǫtur standen dort wirklich. Snow mit einer beeindruckenden Kugel vor dem Bauch. Freude breitete sich in mir aus, während ich sie rief. Sie sahen auf und sofort sprintete ich wie ein kleines Kind los und schwang mich in die Arme der beiden, um sie feste zu drücken.
Ich seufzte, als ich ihre Gerüche wahrnahm und den Schutz spürte, den sie mir immer schenkten. Zu dritt standen wir dort in einer Umarmung und ich konnte es wirklich nicht glauben. 6 Monate hatte ich sie nicht gesehen und endlich waren sie da. Nur schwer konnte ich die Tränen zurückhalten, als wir uns nach einer Ewigkeit losließen. Snow strich sanft über meine Wange und ich lehnte mich der Berührung entgegen. Herfjǫtur sprach mich an.

Ich runzelte die Stirn.

Ich muss unbedingt das Lippenlesen erlernen.

Deswegen deutete ich also nur auf meine Ohren und schüttelte den Kopf. Ehe ich angetippt wurde.

Ava sah mich streng an und hielt mir die Stöpsel hin. Ich grinste schief und steckte sie mir in die Ohren. „So jetzt ist es besser."

„Du hörst wirklich nichts mehr?" besorgt sah Snow mich an.

Zuhause für zweiWhere stories live. Discover now