Kapitel 4

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Diesen Abend hatte sich mein Talent schon rumgesprochen, kein Wunder da wir ja gerade mal zwölf Waren. „Wenn das so weiter geht haben wir keine andere Wahl als dich als Läufer einzustellen." nuschelte Mihno mit vollem Mund. Newt warf ihm einen genervten Blick zu. Und ich, ich war verwirrt. „Willst du morgen nochmal bei Zart arbeiten?" fragte Newt um das Thema zu wechseln. Ich schüttelte den Kopf. „Um ehrlich zu sein würde ich gern mal bei Pfanne arbeiten. Er scheint doch ganz ok zu sein und außerdem kann ich ein paar Kochrezepte auswendig. Glaube ich." meinte ich. „Gut, dann machen wir's so." sagte Newt. „Vielleicht kriegen wir dann endlich mal was anständiges auf'n Tisch." fügte Mihno hinzu. Wir mussten alle lachen.

Ein hellhaariges Mädchen bewegte sich elegant zu einer Melodie (siehe oben) in einem großem weißen Saal. Sie drehte sich und machte kunstvolle Bewegungen, während sie das machte war sie in einer Art Trance. Wie gebannt schaute ich ihr zu, die Melodie spielte in meinem Kopf mit. Als die Melodie aufhörte schaute mich das Mädchen strahlend an.

Ich wachte auf, die Melodie aus meinem Traum schwirrte immer noch in meinem Kopf. Ich wiederholte sie wieder und wieder. Genau wie in meinem letzten Traum hatte es sich unglaublich real angefühlt, nur hatte dieser Traum etwas friedliches nicht dieses kalte und gefühllose wie der erste Traum. Immer noch in Gedanken versunken zog ich mich an und lief zu den anderen.
Nach dem Frühstück durfte ich gleich abräumen und sauber machen helfen. Da die Melodie mich einfach nicht los ließ summte ich sie vor mich hin. Während ich abwusch drehte ich auch einige Kreise durch die Küche. Pfanne starrte mich mit einer Mischung aus Faszination und kompletter Verstörung an. „Was machst du da?" fragte er schließlich. „Summen, Kreise drehen, nachdenken." antwortete ich. „Wenn du dabei auch abwaschen kannst, gut." meinte er und ich wies triumphierend auf den Stapel sauberer Teller und Tassen. „Hast's voll drauf." entgegnete er lachend. „Was kochen wir heut Mittag?" sagte ich obwohl ich wusste dass er wieder Eintopf machen wollte. Wie zu erwarten antwortete er „Eintopf.". Ich schüttelte den Kopf. „Nö." meinte ich. Er schaute mich verwundert an. „Wir machen heut mal was anderes." gab ich als Antwort. „Und was?" fragte Pfanne immer nich verwirrt. Ich dachte nach und ich bemerkte dass ich ziemlich viele Kochrezepte auswendig konnte. Was für ein Multitalent ich doch war! Obwohl ich kaum glaubte das die Welt eine Gut kochende, Messer werfende und Baum kletternde Blume gebrauchen konnte. Aber dran glauben darf man ja. „Hallo? Ich hab dich was gefragt?" riss mich Pfanne aus meinen Gedanken. „Nudeln mit Tomatensoße." antwortete ich, das nächstbeste und einfachste Gericht dass ich kannte. „Und du weißt auch ganz sicher wie das geht?" hakte er noch nach. „Ganz sicher, hoffentlich." gab ich zurück. Pfanne schlug sich gegen die Stirn.

Ich wusste zwar nicht wie und mit wem ich sonst immer Nudeln gemacht hatte, aber so garantiert nicht. Pfanne und ich sangen und tanzten und das nicht gut. Wobei ich noch um einiges besser tanzte als er, jedoch tanzte er auch so wie er aussah. Was das Singen betrifft, das konnten wir beide nicht. Wir lachten so viel dass Pfanne einen Bauchkrampf bekam und ich mich erstmal hinsetzten musste. Von den anderen ernteten wir viele komische Blicke als wir das Essen verteilten. Ich wusste ob das an dem Fakt lag, dass es keinen Eintopf gab oder daran dass Pfanne und ich immer noch sangen und tanzten. Ich vermute beides.
Zum Abendessen schlug ich vor Steak mit Bratkartoffeln zu machen, wobei ich das Brat besonders betonte. Pfanne boxte mich in die Seite. „Geh mal rüber zu Winston und hohl das Fleisch." meinte Pfanne. „Und wie viel?" fragte ich. „Musst du doch wissen." antwortete er vorwurfsvoll. Tja, wo er Recht hat, hat er Recht. Also lief ich rüber zu Winston.
„Na, hast du mich vermisst?" meinte Winston als er mich sah. „Wohl eher Krümel."sagte ich. Er hielt mir etwas Futter hin ,das ich Krümel gab. Krümel schien sich sichtlich zu freuen. „Da du heute bei Pfanne arbeitest nehme ich an dass du Fleisch brauchst." ich nickte daraufhin. „Und wie viel?" fügte er hinzu. „Viel, so viel dass es für alle reicht." gab ich zurück. „Super, jetzt weiß ich genau wie viel du meinst." seufzte er.
Letztendlich hatte ich so viel Fleisch von Winston bekommen, dass ich nun mehr torkelte als lief. „Wirklich anmutig." meinte Pfanne als er mich sah und konnte sich vor Lachen kaum mehr halten. Empört klatschte ich das Fleisch auf die Arbeitsfläche. „Immerhin seh ich dabei noch besser aus als du insgesamt!" sagte ich. Mit übertriebener Dramatik fasste er sich an's Herz und lies sich auf den Boden fallen. Ich ging zu ihm hin und beugte mich über ihn. Ich wollte gerade eine ironische Bemerkung machen, als er plötzlich aufstand und mich über seine Schultern schwang. „Lass mich wieder runter." versuchte ich zu rufen, doch es kam nur ein ersticktes Lachen aus meinem Hals. Pfanne drehte sich und ich hing da wie ein nasser Waschlappen und lachte. „Aber sonst geht's euch gut oder?" fragte plötzlich jemand. Pfanne lies mich los und ich rutschte seinen Rücken runter. Ich landete , nicht gerade sanft, auf dem Boden und gab ein „Dein Ernst Pfanne?" von mir. Ich rappelte mich auf um nach zu gucken wer da überhaupt war. Es war Zart, mit einem großen Sack Kartoffeln. „Alles normal." erklärte Pfanne Zart jetzt. Dieser nickte nur und legte die Kartoffeln ab. „Ich geh dann mal wieder." meinte er. Als er weg war brachen wir ,erneut, in Gelächter aus. Ich denke, ich hatte meine Job gefunden.
Als wir Essen machten würden wir nicht gerade normaler und als Pfanne mir dann auch noch eine Krone aus Lauchblättern aufsetzte war es endgültig vorbei mit mir.
Beim Essen verteilen erntete ich einige seltsame Blicke für meine Krone. „Du weißt das du..." wollte Newt fragen als er an der Reihe war. „Ja, ich weiß." unterbrach ich ihn. Von Mihno bekam ich ein „Sehr sexy." und von Winston ein „Ok, äh... ja.". Läuft bei mir.
Am Tisch erzählte ich den Jungs dass ich ab jetzt bei Pfanne arbeiten würde. Mihno schien enttäuscht und Newt erleichtert. Plötzlich fühlte ich ein leichtes Tippen auf meiner Schulter. Hinter mir stand Alby „Gut gemacht." meinte er. „Ähm...Dankeschön." antwortete ich leicht überfordert. Er nickte nur und ging dann wieder. Er war wirklich etwas seltsam. Ich redete noch etwas mit den Jungs, erntete ein paar Komplimente für das Essen und half Pfanne beim Abwasch.
Bei meinem Bett angekommen kam mir die Melodie wieder in den Kopf. Woher war sie bloß. War sie etwa wirklich eine Erinnerung an mein altes Leben? Das konnte doch unmöglich sein. Ich legte mich hin und auf einmal kam mir noch ein weiterer Gedanke: Warum waren wir hier?

„Lily? Wo bist du?" jemand rief nach mir. Ich kannte die Stimme nicht. Die Stimme war hell und melodisch. „Hier." rief ich zurück. Das hellhaarige Mädchen kam um die Ecke. Erst jetzt sah ich sie genau. Sie war ungefähr so alt wie ich und hatte schulterlanges, mittelblondes Haar. Sie war sehr klein, vielleicht 1,62m, trotzdem wirkte sie nicht zerbrechlich. Sie hatte bernsteinfarbene Augen und lange dichte Wimpern. Sie strahlte mich an. „Was ist?" fragte ich sie. „Rate mal wer für die Exkursion ins neue Labyrinth eingeladen wurde?" meinte sie verschwörerisch. „Ne oder?" sagte ich. Sie hüpfte auf und ab und schien sich wahnsinnig zu freuen. „Liebe Frau Emilie, ich beglückwünsche sie hiermit zu ihrer Beförderung." ich lies einen seriösen Unterton in meiner Stimme mitklingen. Ich hob sie hoch und umarmte sie. Emilie... sie war also das Mädchen, das zu dieser Melodie gehörte.

Es war noch stockdunkel als ich aufwachte. Wer war diese Emilie? Und was war mit diesem Labyrinth gemeint? War es etwa möglich dass ich mal gewusst hätte was hier lief? Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Ich griff nach der Laterne und zog mir etwas über. Ich lief los um den Kopf frei zu kriegen. Ich lief an dem Baum vorbei, an dem ich am ersten Tag hochgeklettert war. Daneben war auch die abgerissene Ranke. Ich lief weiter.
Nach etwas mehr als 50m kam ich erneut an eine Efeuranke. Viel dicker und verästelter als die andere, ich zog daran. Nichts bewegte sich. Ich zog nochmal, dieses Mal fester, wieder nichts. Ich sah mich um, niemand zu sehen oder zu hören. Sollte ich es wagen. Ich band mir die Laterne mit einer kleineren Ranke um. Dann packte ich die große Ranke. Ich spannte meine Muskeln an und begann daran hochzuklettern.

I'm an angel with horns (Newt ff) [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt