Kapitel 4

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Der Weg zum Flughafen ging viel zu schnell vorbei. In Gedanken hing ich noch Zuhause bei dem Tränenreichen Abschied den Talia und Ihre Familie mir beschert hatten. Mein Vater hatte sich im Hintergrund gehalten, hatte mit Missbilligung in den Augen das geschehen beobachtet. Vermutlich hatte er sich wieder einmal für mich geschämt und sich gefragt was er denn 'falsch' gemacht hatte in meiner Erziehung. Und das alles nur weil für mich die Kasten keine Grenzen waren.

Der Flughafen war ein langes, flaches Gebäude in allerlei Weiß,- und Grautönen gehalten. Vor den Gläsernen Türen die mich durch das Gebäude führen sollten hatte sich eine Traube von Menschen versammelt die lauthals jubelten und grölten. Selbst gebastelte Schilder wurden durch die Luft geschwenkt mit meinem Namen darauf, und den Namen der anderen Mädchen die von hier aus starteten. Vereinzelt wurden Bilder von uns durch nach oben gehalten, und durch das Stimmengewirr konnte ich kaum ein Wort verstehen. Es war seltsam diese Leute zu sehen die mir zujubelten nur weil ich das Glück gehabt hatte das richtige Los zu sein. Vermutlich sahen sie in der Auswahl dasselbe wie ich: Ein Weg dem immer währenden Alltagstrott auszuweichen und ein wenig zu träumen. Wenn auch ich es im Palast tat, und sie vor dem Bildschirm.

Eine Gruppe von 5 Mädchen die am Rand standen viel mir sofort ins Auge. Sie hielten keine Plakate nach oben, jubelten nicht und fixierten das ganze geschehen mit zusammen gekniffenen Augen. Einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken zu Ihnen zu gehen, doch als ihr Blick mich streifte blitze unverkennbar Hass darin auf, und unbändige Wut. Innerlich zuckte ich zusammen, und blieb wie mit dem Boden verwurzelt stehen. Ich wollte wo anders hinsehen, wollte weiter gehen, doch mein naives, inneres ich schaffte es nicht den Blick von diesen vor Hass sprühenden Augen abzuwenden.

Ich sollte mich nicht fragen was ich diesen Mädchen getan hatte, doch ich tat es. Ich fragte mich weshalb mich wildfremde Menschen ansahen als hätte ich ihr Haustier entführt und verkauft.

„Das ist der Neid meine Liebe, schenk ihnen einfach keine Beachtung!", säuselte eine Stimme in mein Ohr, und ein lieblicher Duft nach Veilchen stieg in meine Nase. Sofort löste ich den Blick von den Mädchen und schaute mich nach der Stimme um.

Ein großes, schlankes Mädchen mit kupferroten Locken und stechend blauen Augen blickte auf mich herab. Ihre Augen strahlten nichts Warmes ab, da war nur Kälte die durch meine Knochen drang und mich schaudern ließ.

„Du bist die 4 aus Clermont, richtig?", sie rümpfte die Nase dabei ein wenig. Sofort versteifte ich mich und vergaß die Mädchen am Rand, und die Menschen um uns herum. Ich wusste was dieses Mädchen hier vor mir dachte, wusste das sie mich verurteilte, nur weil ihr meine Zahl nicht passte.

„Und du bist?", zischte ich, versuchte dabei jedoch lieblich zu grinsen. Ihr falsches Lächeln glitt von Ihren Lippen, als würde sie nicht verstehen wie ich sie nicht kennen konnte. Ach, das Ego der Menschen war doch etwas Herrliches. Der größte Stolz und dennoch die größte Schwäche.

„Sarina Valor. Kaste 2 ."

„Freut mich dich kennen zu lernen!" Lüge. Das sie sich mit Ihrer Kaste vorstellte versuchte ich zu ignorieren. „Und wir fliegen beide von hier?"

„Ja. Wir und Miss Midston da hinten!"

Ich blickte in die Richtung in der sie mit dem Kopf wies. Ein zierliches Mädchen mit einem schwarzen Bob der ihr schmales Gesicht zierte lief über den Teppich auf uns zu. Dabei schenkte Sie den Menschen um uns herum ein schüchternes Lächeln.

Vor uns blieb das zierliche Mädchen stehen und schaute beinahe scheu zu uns beiden auf. Sie war ziemlich klein, und schien in ihrer dunklen Bluse beinahe unterzugehen. Und sie war mir jetzt schon tausend mal lieber als Miss: Ich bin Kaste 2!

„Hey, ich bin Nova!", freundlich lächelnd streckte ich ihr meine Hand entgegen, sie blinzelte etwas überrascht, legte dann jedoch ihre Finger in meine.

„Ich – Ich weiß. Ich bin Kiana...", ihre Stimme war leise. Beinahe piepsig hoch und kaum zu hören unter dem gejubel der Zuschauer. Für die Außenstehenden musste es wirken als würden wir unsere Konkurrenz abchecken.

Ein resigniertes Seufzen von Sarina lies mich aufblicken. „Wenigstens muss ich nicht mit einer Fünf fliegen...", nuschelte sie, wandte sich von uns ab und ihren Fans zu. Vermutlich war sie es gewohnt im Rampenlicht zu stehen. Nur mit Mühe konnte ich es mir verkneifen die Augen zu verdrehen.

„Wollen wir?" Seufzend wandte ich mich an Kiana, diese nickte stumm und mit großen, grauen Augen.

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