Kapitel 7

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Ich hatte mich nicht getäuscht. Octavia war zwar das komplette Gegenteil von mir, und eher ruhig und besonnen, doch sie war eine unglaublich liebevolle und freundliche Person die ich binnen Sekunden in mein Herz schloss.

Unser Zimmer lag in einem Turm, mit Aussicht auf den Innenhof und einen Teil des Gartens. Zwei große Himmelbetten mit seidenen, cremefarbenen Vorhängen und wundervollen, samtweichen Bezügen in einem sanft rosa Ton durften wir unser eigen nennen. Die rieseigen Fenster wurden von schweren, cremefarbenen Vorhängen gerahmt. Zwischen den Fenstern standen auf jeder Seite des Zimmers jeweils 1 monströser Kleiderschrank, ein Schreibtisch und ein Regal mit Platz für unsere persönlichen Gegenstände. Außerdem stand für jede von uns noch ein Schminktisch zur Verfügung. Der Boden wurde von einem dicken, jedoch kuschelweichen weißen Teppich verborgen. Das Badezimmer befand sich im zweiten Stock und war ein Traum in Weiß und Gold, mit einer Wasserfalldusche und einer freistehenden Badewanne.

Alles in allem war es ein Traum von einem Zimmer. Auch unsere Zofen wirkten nett, wenn auch etwas verschwiegen. Mariella hatte graublonde Haare, braune Augen und hatte bisher kein Wort mit uns gesprochen. Dafür sprach Alena mit ihren kurzen braunen Haaren und den dunklen Augen so schnell das man sie kaum verstand. Auch die Art die sie an den Tag legte wirkte erst einmal gewöhnungsbedürftigt. Von Beginn an die liebste war mir daher Chloe mit ihren langen, braunen, geflochtenen Zopf und den graublauen Augen. Sie strahlte eine Ruhe und Sanftheit aus die einen sofort beruhigte.

Sie wiesen uns in unser Zimmer ein, und verschwanden dann nur um uns wenige Minuten später für das Styling wieder mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Im Schlepptau hatten sie eine Menge Leute die allerlei Kleidung, Kosmetik und sonstige Utensilien mit sich in unser Zimmer schleppten. Ich schluckte. Diese Umstyling würde wohl doch etwas mehr werden als erwartet. Eine der Damen klatschte aufgeregt in die Hände: „Also welche von euch beiden Perlen möchte beginnen?", quietschte sie, und ich zögerte keine Sekunde und schob Octavia nach vorne.

Diese bedachte mich mit einem dankbaren Blick. „Darf ich solang spazieren gehen?" Die Damen nickte, während sie bereits begann Octavia zu inspizieren. „Sei aber in einer Stunde wieder da liebchen!"

Mit diesen Worten entließ sie mich aus unserem Zimmer. Ich streifte eine Weile durch die Gänge, ehe mich ein Rascheln aufhorchen ließ. Lauschend blieb ich stehen. Da war es wieder? Ein Rascheln. Und bewegte sich dieser Vorhang? Leise schlich ich an besagten Vorhang, doch gerade als ich ihn beiseite ziehen wollte huschte eine kleine, pelzige Gestalt in den nächsten Gang. Was war das gewesen? Für eine Ratte war es zu groß, doch für eine Katze hatte es zu wenig Haare gehabt. Auf leisen Sohlen folgte ich dem seltsamen Tier, bog um die nächste Ecke, den Blick auf den Boden gerichtet und... rannte gegen etwas Hartes.

Dieses Harte stellte sich schnell als eine äußerst muskulöse und ziemlich, ähm, männliche Brust heraus. Ich folgte der Brust zum dazugehörigen Gesicht und blieb an unverschämt grünen Augen hängen die mich fesselten.

„Äh – Äh – Entschuldigung?!", stammelte ich nervös, trat einen Schritt zurück. Ich schaffte es jedoch nicht den Blick von ihm zu lösen. Ein markantes Gesicht blickte mir entgegen, dessen harte Wangenknochen von einem dunklen dreitage Bart geziert wurde. Unglaublich grüne Augen lagen über einer gerade Nase und vollen, geschwungenen Lippen. Die schwarzen Haare meines Gegenübers waren verwuschelt, und einzelne Strähnen hingen ihm in die Stirn. Ich schluckte hart. Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich bin mir ziemlich sicher dass sie auf ihrem Zimmer sein sollten, Lady....?!"

„Nova. Also.. Eigentlich Novalee, aber alle nennen mich Nova.", beinahe verhaspelte ich mich.

„Nun Lady Novalee, was genau tun sie hier? Diese Gänge sind für sie Tabu in dieser Phase der Auswahl!" Sein Körper steckte in einer dunklen Uniform. War er ein Soldat? Nein, dafür war er zu gut gekleidet. Verdammt, wieso hatte ich nie aufgepasst welche Uniform was entsprach?

„Ich – ähm.. Naja ich.. äh – wollte eigentlich nur ein wenig Spazieren da hab ich irgendwas seltsames gesehen und...", er unterbrach mich. „Also an ihrer Aussprache müssen Sie eindeutig noch arbeiten Lady Novalee. Dieses Gestammel ist nicht gerade Ladylike. Und dieses 'irgendwas' was sie gesehen haben wollen war dann vermutlich Cornelsen. Der Kater ihrer Hoheit."

Mir klappte die Kinnlade runter. Hatte dieser Kerl mich gerade beleidigt oder bildete ich mir das nur ein?

„Also hören sie mal...", begann ich und stemmte meine Hände in die Hüfte.

„Nein, hören SIE, meine liebe. Die Auswahl hat noch nicht einmal offiziell begonnen und schon haben sie eine der Regeln gebrochen. Diese Gänge hier sind absolute Sperrzone für sie. Ich werde Ihnen das Ganze noch durchgehen lassen, weil das der erste Tag ist und ich dem Prinzen nicht die Auswahl verderben möchte. Aber sollte ich sie noch einmal hier sehen...", seine Stimme nahm einen knurrenden Unterton an, was ihn leider nur noch Attraktiver wirken ließ. Ich schürzte die Lippen. Seine Augen wanderten einen Moment auf meinen Mund, doch wichen dann direkt wieder zu meinen Augen aus. Auch wenn alles in mir danach schrie mir diese Unverfrorenheit nicht gefallen zu lassen, so schwieg ich doch. Schließlich wollte ich nicht das mein Abenteuer hier schon endete.

„Ich verstehe. Ich gehe dann wohl besser wieder...", ich knickste leicht vor dem jungen Mann, warf noch einen letzten Blick auf seine faszinierenden Augen und diese vollen Lippen ehe ich mich abwand und beinahe davon rannte. Erst jetzt merkte ich das mein Herz in meiner Brust galoppierte.

Selection - Die LügeWhere stories live. Discover now