Kapitel 2: Unerwarteter Besuch

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,,Was wollen sie hier?" Meine Eltern schauten mich glücklich und voller Stolz an. ,,Frau Miller möchte, dass du ihr Internat besuchst, da du ein Wandler bist. Zuerst haben wir ihr nicht geglaubt, aber sie hat sich mit uns unterhalten und uns überzeugt." ,,Was sind Wandler?", fragte ich erstaunt. ,,Wandler sind Menschen, die sich in eine bestimmte Tierform verwandeln können. Manche Menschen wissen zwar, dass es uns gibt, aber da wir zurückgezogen Leben werden wir immer mehr vergessen", erklärte Frau Miller. ,,Und ich soll also ein solcher Wandler sein? Ihr seid ja bescheuert, schließlich seid ihr ja auch keine", rief ich aufgebracht. ,,Nein, keines Wegs. Wir sind nicht bescheuert. Du bist ein Wandler, ich kann es spüren. Zwar weiß ich nicht welche Form du hast, aber du hast eine. Mit deinen Eltern ist schon alles abgesprochen, du könntest Montag im Internat starten. Auf dem Internat bekommst du beigebracht deine Verwandlung zu kontrollieren, da du sonst aus versehen Menschen töten könntest und sie dich jagen würden." ,,Was ist mit meinen Freunden?", klagte ich und sah meine Eltern wütend an. ,,Keine Sorge, du kommst zwischendurch auch mal wieder nach Hause und kannst sie sehen. So in etwa 1 Mal im Monat kommst du uns besuchen.", beruhigte meine Mutter mich. ,,Ihr seht euch nur eine längere Zeit nicht, aber das ist doch nicht so dramatisch oder? Immerhin kannst du sie noch ab und zu treffen. Außerdem ist dies eine einmalige Chance und es wäre sehr schade, wenn du sie nicht ergreifen würdest." ,,Beweisen sie mir, dass ich ein Wandler bin und es so was überhaupt gibt. Falls sie mich überzeugen komme ich auf ihr Internat.", erwiderte ich hitzig. ,,Okay, einverstanden. Du musst wissen nur Wandler können sich untereinander im Kopf unterhalten.", erwiderte Frau Miller ruhig mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht. ,,Ja und? Wie soll mich das überzeugen?" 'Hallo Amelie. Wie gesagt, du bist ein Wandler.' Hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. ,,W-Was war denn das?", murmelte ich erschrocken. ,,Ich habe mit dir per Telepathie kommuniziert.", erklärte sie mir. ,,Schön und gut, aber vielleicht haben sie gelogen und man kann auch mit Menschen kommunizieren." Frau Miller schaute mich belustigt an und plötzlich war sie nicht mehr da. An ihrer Stelle saß jetzt ein großer Adler. ,,Na gut, einverstanden. Ich gehe auf ihr Internat für Wandler Frau Miller", räumte ich schließlich nach einer kurzen Pause ein. Schon stand wieder Frau Miller vor mir. ,,Wunderbar. Einer unserer Fahrer wird dich Sonntagmorgen abholen", sagte Frau Miller im gehen.

Nachdem sie gegangen war ging ich auf mein Zimmer. An Abendessen war jetzt nicht mehr zu denken. Ich konnte es nicht fassen, ich, ausgerechnet ich sollte ein Wandler sein? Eine Zeit lang lag ich nur auf meinem Bett und las ein Buch, als ich etwas hörte. 'Ich wusste doch, dass du ein Wandler bist.' ,,Wer ist da und wo bist du?", fragte ich ängstlich. 'Ich bin hier draußen.' Sofort kletterte ich wie so oft aus meinem Fenster. Schon öfters war ich Nachts so aus dem Haus gegangen um in den Wald zu gehen, der sofort angrenzte. Langsam sah ich mich um, konnte aber nichts sehen. 'Hier auf dem Baum bin ich.' Ich schaute hoch und sah eine Katze. 'Ja, ich bin die Katze. Einen Moment.' Die Katze sprang zu Boden und begann sich zu verändern, bis ein Junge vor mir stand. Er war groß und schmächtig und hatte Schulterlange dunkelgraue Haare in der Farbe der Katze. Überrascht wich ich ein paar Schritte zurück. ,,Keine Sorge, ich heiße Leo und du?", fragte er. ,,Ä-ä-ähm, ich heiße A-amelie", stotterte ich verwirrt. ,,Amelie Lune", sagte ich nun schon etwas selbstbewusster. ,,Schön dich kennenzulernen. Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich bin die Katze, die du heute mehrmals gesehen hast. Frau Miller hat deine Ausstrahlung gespürt und ich sollte herausfinden, ob du wirklich ein Wandler bist. Naja, jedenfalls herzlich willkommen am Internat Woodmore." ,,Äh, danke?", antwortete ich immer noch etwas verwirrt. ,,Mist, so spät schon, ich muss los. Bis bald, wir werden uns ja im Internat wiedersehen", rief er, verwandelte sich und lief davon.

Nachdem ich einige Momente noch in den Himmel gestarrt hatte ging ich in den Wald. Wie von selbst bewegte ich mich zu meiner Lieblingslichtung und schaute in den Teich. Erschrocken wich ich zurück, denn im Teich sah ich einen Pechschwarzen Wolf mit Grünen Augen und einem Blauschimmer im Fell. Langsam näherte ich mich wieder, doch der Spuk war vorbei. Jetzt spiegelte sich nur noch der Vollmond im Wasser, als mein Blick auf mein Amulett fiel. Eigentlich war der Wolfskopfanhänger schwarz, jetzt jedoch leuchtete er in einem geheimnisvollen blau und lag warm auf meiner Haut. Was war hier nur los? Nach einiger Zeit ging ich wieder nach Hause und legte mich in mein Bett, obwohl ich kaum schlafen konnte.

Am nächsten Tag verabschiedete ich mich von Jenny und erklärte ihr alles. Zum Glück freute sie sich für mich und nahm mir ein versprechen ab, dass ich sie am Wochenende ab und zu mal besuchen würde. Ich versprach ihr auch, dass ich ihr schreiben würde. Wir verbrachten den ganzen Tag zusammen im Schwimmbad. Dort war es super schön, denn ich liebe das Wasser. Besonders tauchen macht mir Spaß, als Jenny auf einmal das Thema wechselte. ,,Vielleicht kannst du dich ja in ein Wassertier verwandeln" ,,Wie kommst du denn darauf?", fragte ich überrascht über den schnellen Themenwechsel. ,,Nun ja, du schwimmst echt schnell und kannst viel länger als andere die Luft anhalten", überlegte sie laut. ,,Mhh, du hast Recht, dass ist schon möglich. Ich weiß ja nicht, was ich bin und ob es überhaupt stimmt. Wer weiß, vielleicht bin ich bald wieder hier, da sie sich vertan haben", äußerte ich meine Zweifel. ,,Bestimmt nicht!", versicherte sie mir. Nachdem wir noch etwas das Wasser genossen hatten gingen wir in den Wald. ,,Hey, Jenny komm mal mit, ich möchte dir etwas zeigen", sagte ich geheimnisvoll. Ich führte sie zu der Lichtung, wo ihr vor staunen der Mund offen stehen blieb. ,,Mund zu es zieht", grinste ich. ,,Woah, was ist das hier für ein Ort?" Flüsterte Jenny ehrfürchtig. Andächtig schaute sie sich um. ,,Hier bin ich oft hingegangen um mal in Ruhe nachzudenken. Ich werde auch weiterhin versuchen manchmal herzukommen", erklärte ich. Wir setzten uns unten an die Eiche und redeten noch eine Weile, als es langsam dunkel wurde und wir uns auf den Weg nach Hause machten. ,,Wettrennen! Wer zu Erst bei der Straße ist", rief Jenny lachend, während sie los rannte. ,,Hey! Das ist Unfair, du bist früher gestartet", lachte auch ich und rannte los. Erstaunlicherweise überholte ich sie sehr schnell und war auch viel früher als Jenny da. ,,Also ich glaube nicht, dass es ein Fehler ist. Du bist ein Wandler", schnaufte Jenny, während ich überhaupt nicht aus der Puste war. ,,Ich weiß auch nicht was los ist. Seit meinem Geburtstag glüht mein Amulett ab und zu und irgendetwas Merkwürdiges wie gerade passiert", bemerkte ich und schaute mein Amulett an, welches schon wieder verräterisch geglüht hatte. Damit verabschiedeten wir uns, da es schon spät war und ich am nächsten Tag früh aufstehen musste. Auch diese Nacht lag ich fast die ganze Zeit wach, denn ich war total aufgeregt und gespannt, wie das Internat wohl so war. Würde ich dort auch Freunde finden und welche Fächer gab es dort wohl? Was für ein Tier würde ich sein und bin ich überhaupt eines? Mit diesen Gedanken fiel ich in einen unruhigen kurzen Schlaf.

WolfsamulettWhere stories live. Discover now