Kapitel 9: Ängste

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Wir rannten so schnell wir konnten durch den Wald, denn wer als Erstes am See war gewann das Rennen. Mein Bruder war ja schon viel älter, weshalb er eigentlich viel schneller sein müsste, aber viel hängte er mich nicht ab. Nun ja, vielleicht ist er ja extra langsamer gelaufen? Plötzlich kam der See in Sicht und ich gab noch einmal alles. Trotzdem kam ich erst kurz nach meinem Bruder an. ,,Man oh man, du bist echt schnell geworden. Irgendwann wirst du mich locker schlagen und ich komme gar nicht mehr hinter dir her." ,,Glaube ich dir nicht, du bist der Schnellste aus unserem Rudel und bist gerade bestimmt nur langsamer gelaufen, damit ich eine Chance habe!" Damit sprang ich auf ihn zu und wir landeten im Wasser. Ich liebte Wasser, aber mein Bruder war nicht so begeistert, was es umso lustiger machte. ,,Wer als Erstes drüben ist!", rief ich und schwamm auch schon los. ,,Hey, dass ist unfair, du bist eher gestartet!", rief er, nachdem er realisierte, was ich wollte und schwamm mir hinterher. Mittlerweile hatte ich schon einen riesigen Vorsprung, da er nicht so schnell wie ich im Wasser war und er sich sehr überwinden musste nicht um zu drehen. Kurze Zeit später stand ich auch schon am anderen Ufer und jubelte vor mich hin, als ich etwas hinter mir hörte. Langsam drehte ich mich um und sah einen Berglöwen hinter mir. Er war in jagt Stellung und ich wusste, ich war die Beute. Sofort bewegte ich mich langsam rückwärts, als der Berglöwe sprang. Ich dachte schon es wäre vorbei, als ein brauner Blitz an mir vorbei flog und den Berglöwen weg stieß. 'Amelie, lauf weg!' Schnell verschwand ich in den Wald und kletterte auf einen Baum. Zwar wusste ich, dass Berglöwen klettern können, aber Luke kämpfte ja mit ihm und würde definitiv gewinnen. Vom Baum aus konnte ich das Geschehen beobachten. Zuerst sah es so aus, als würde Luke gewinnen, doch plötzlich hatte er eine klaffende Wunde an der Flanke. Tapfer kämpfte er weiter, bis er einen so heftigen Schlag abbekam, dass er nicht mehr aufstehen konnten. Der Berglöwe stand nun über ihm und ich schrie. ,,Neeeeeeeeeein!" Unüberlegt sprang ich vom Baum und rannte auf sie zu. Bestürzt sah ich, wie der Berglöwe der Kehle meines Bruders näher kam. Er wollte ihm das Genick brechen! Ich wurde vor Panik immer schneller und schneller, als ich auch schon da war und knurrend gegen den Berglöwen sprang. Der Berglöwe wurde von meinem Bruder gerissen und ich stellte mich laut knurrend vor ihn. Um jeden Preis wollte ich ihn beschützen! Als der Berglöwe wieder stand drehte er sich fauchend um, aber stoppte plötzlich. Ich sah den Schrecken in seinen Augen, als er sich auch schon so schnell er konnte umdrehte und davon rannte. Plötzlich wurde alles schwarz.

,,Hey, wach auf." Erschrocken setzte ich mich auf und sah leuchtend grüne Augen vor mir. Verwirrt sah ich mich um. Stimmt ja, ich bin in den Wald gegangen und dann wahrscheinlich ein geschlafen. Da fielen mir die Augen wieder ein und ich sah nach vorne. Vor mir saß ein freundlich aussehender Junge mit braunen Haaren. ,,Wir müssen zurück zum Internat, oder es wird entdeckt, dass wir im Wald sind." ,,Warum denn das?" ,,In einer Stunde stehen die Ersten auf." ,,Der Mond ist aber noch am Himmel. Wie viel Uhr haben wir? Und wer bist du überhaupt?" ,,Wir haben 3 Uhr und ich heiße Zane." ,,Ah, du bist mit Zoe und Foxx befreundet oder?" ,,Ja, woher weißt du das?" ,,Ich habe die beiden heute kennengelernt und sie wollten uns einander vorstellen." ,,Na das ist jetzt unnötig. Wir müssen jetzt aber los, sonst bekommen wir mächtig Ärger." Erschrocken sprang ich vom Baum und wir rannten los. So liefen wir eine Weile, bis Zane auf einmal etwas fragte. ,,Sollen wir uns nicht lieber verwandeln, dann sind wir schneller." ,,Ich kann mich noch nicht verwandeln und weiß auch nicht, was ich bin." Doch zu spät, er hatte sich schon verwandelt und neben mir lief ein Berglöwe. ,,Ahhhhhh!", kreischte ich auf und kletterte im Affenzahn auf einen Baum. 'Hey, alles gut, ich bin es doch nur. Zane.' ,,Du bist ein Berglöwe? Bitte verwandel dich zurück!" Sofort stand er wieder als Junge vor dem Baum. Erleichtert seufzte ich auf und kletterte hinunter. Er wollte mir gerade helfen, doch ich erschrak nur heftig. ,,Bleib weg!", rief ich hysterisch und er zuckte zurück. Das Letzte, was ich wollte, war das ein Berglöwe mir half. ,,Warum hast du denn solche Angst vor mir?" ,,Keine Ahnung, ich hatte schon immer Angst vor Berglöwen und ich hatte gerade auch noch davon geträumt, dass einer fast meinen Bruder und mich getötet hat. Dabei habe ich gar keinen Bruder." ,,Oh, okay. Soll ich dir helfen deine Angst zu überwinden?" ,,Na gut", murmelte ich. ,,Na dann beginnen wir damit, dass du jetzt neben mir zum Internat läufst. ,,Okay, wie hast du mich eigentlich gefunden?" ,,Ich bin ein Berglöwe. Ich rieche sehr gut und habe auch sehr gute Ohren", lachte Zane und auch ich musste leicht lächeln. Abgesehen davon, dass er ein Berglöwe war, fand ich ihn ganz nett. ,,Sag mal, wieso habe ich euch die letzten 2 Monate nicht kennengelernt oder bemerkt?" ,,Wir sind immer sehr im Hintergrund und bleiben unter uns." ,,Mhh okay."

Am Internat angekommen wartete eine Überraschung auf uns. Vor meinem Fenster standen Herr Mâchoire und das Rudel. Ich wusste das ich in Schwierigkeiten war. ,,Schön, dass sie das Internat auch mal wieder mit einem Besuch beehren." Sagte Herr Mâchoire sobald ich dort war. Zane hatte sie schon kurz vorher bemerkt und ich hatte ihn zu seinem Zimmer geschickt, in der Hoffnung, dass dort kein Lehrer wartete. So würde nur ich Ärger bekommen und nicht wir Beide. ,,Hat es ihnen etwa die Sprache verschlagen? Sie kommen jetzt mit mir zum Büro der Direktorin!", riss mich Herr Mâchoire aus meinen Gedanken. Zu siebt standen wir nun vor Frau Miller im Büro und Herr Mâchoire beschwerte sich lautstark über mein Verhalten, bis Frau Miller ihn unterbrach. ,,Okay, das genügt. Kate ihr dürft gehen, du Amelie bleibst noch kurz hier." Das Rudel verließ grinsend das Büro, jetzt wusste ich was sie geplant hatten. Sie wollten darauf warten, dass ich eine Regel brach und mich dann verpfeifen, sodass ich einen Verweis bekam. Kaum war die Tür zu begann Herr Mâchoire wieder. ,,Frau Miller, sie sollten Amelie vom Internat schmeißen! Sie kann sich ja dazu auch nicht mal verwandeln!" ,,Ganz genau, sie kann sich nicht verwandeln und deshalb bleibt sie am Internat, damit sie es bei ihnen lernt. Amelie, es tut mir leid, aber einen Verweis gibt es trotzdem. Du darfst gehen." Erleichtert atmete ich auf, ich dachte schon sie schmeißen mich wirklich vom Internat. Ich verließ das Büro und konnte Herr Mâchoir Frau Millers Entscheidung anzweifeln hören, doch ich kümmerte mich nicht darum.

Im Zimmer angekommen legte ich mich endlich aufs Bett und dachte über den Traum und Zane nach, als mir die Visitenkarte einfiel. Im ersten Moment fand ich sie nicht, doch dann fiel mir ein, dass ich sie in meine Tasche getan hatte. Also stand ich auf und holte sie. Wieder im Bett sah ich sie mir genauer an. Sie war leicht golden mit Zac Andersons Namen darauf, doch die Rückseite ließ mich stutzen. Auf ihr war etwas in Handschrift geschrieben, fast schon so, als wäre es nur schnell hin gekritzelt worden. Dort stand: ,Triff mich nächste Woche Freitag um 4 Uhr am Waldrand. Z.A.' Verwirrt suchte ich nach mehr, aber da war nichts, sodass ich dann auch bald einschlief.

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