Kapitel 5: Erster Unterrichtstag

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Nachdem Ruby eingeschlafen war wartete ich noch eine Weile zur Sicherheit. Anschließend ging ich zum Fenster, öffnete es leise und kletterte hinaus. Ich hatte Glück, dass wir im Erdgeschoss waren und der Wald direkt angrenzte. Somit konnte mich niemand beobachten, wie ich das Zimmer verließ. Zu meiner Verwunderung konnte ich nach kurzer Zeit alles super sehen, obwohl es mitten in der Nacht war. Da spürte ich wieder mein Amulett und sah das es erneut leuchtete. Ich war etwas verwundert, aber seit meinem 15 Geburtstag war dies nichts neues für mich. Nachdem ich noch etwas im Wald laufen war ging ich zurück und kletterte genauso leise wie ich gegangen war auch wieder hinein.

Am nächsten Morgen wachte ich kurz vor meinem Wecker auf und machte mich fertig. Im Bad, wo ich wie erwartet noch niemanden traf putzte ich kurz Zähne und kämmte meine Haare. Danach ging ich wieder in unser Zimmer und zog mich an. Als ich fertig war weckte ich Ruby auf, oder ich versuchte es mindestens. ,,Ruby steh auf, sonst kommen wir zu spät!" ,,Lass mich in Ruhe!" Schnell zog ich ihre Decke weg, doch das interessierte sie kaum. Also ging ich ins Bad und kam mit eine Flasche Wasser wieder. ,,Du stehst jetzt sofort auf!" Als ich keine Antwort bekam schüttete ich kurzer Hand das Wasser über ihr aus. ,,Sag mal hast du sie noch alle?" Mit einem Mal war sie putzmunter und ich konnte mich nicht mehr halten. Laut platze das Lachen heraus. Ihr Blick war einfach unbezahlbar. ,,Hahaha du wolltest hahaha ja nicht pffft hören hihihi." Böse schaute sie mich an, bis auch sie sich nicht mehr halten konnte. Wir lachten beide noch eine Weile, bis mein Blick auf die Uhr viel. ,,Verdammt, du musst dich fertig machen!" Hastig sprang Ruby auf und machte sich fertig.

Anschließend rannten wir in die Kantine und holten uns unser Frühstück ab. Wir waren mit die letzten die da waren und hatten auch nur noch 5 Minuten bis zum Unterricht. Schnell aßen wir alles auf und rannten los. ,,Was haben wir eigentlich Ruby?" ,,Kräuterkunde und die Lehrerin mag es überhaupt nicht, wenn man zu spät kommt." Natürlich, wer hatte es auch anders erwartet kamen wir zu spät. Leise öffneten wir die Tür und wollten uns hineinschleichen, aber die Lehrerin hatte anscheinend gute Ohren, da Ruby und ich echt leise waren. Na ja zumindest wenn man das stolpern über eine Tasche von Ruby leise nennen konnte. Leise kicherte ich und konnte das Lachen kaum noch zurückhalten. ,,Sie sind zu spät!" ,,Entschuldigen Sie", sagten Ruby und ich im Chor zur Lehrerin. Sie war schon etwas älter, bekam langsam graue Haare und war nicht gerade dünn. ,,Ruby setzten und du musst die Neue sein, nicht wahr?" Ich nickte und lächelte die Lehrerin an. Irgendwie fand ich, dass sie nicht so streng war, wie Ruby erzählt hatte. Sie kam mehr wie die nette Oma von nebenan rüber. ,,Also Klasse, dies hier ist Amelie Moon eure neue Mitschülerin. Setz dich doch bitte neben Liam." Genervt ging ich zu meinem Platz und verdrehte die Augen. Auf einen aus Kates Rudel hatte ich so gar keinen Bock. Schnell setzte ich mich und schaute stur gerade aus, obwohl ich Kates Blick spürte, der mich gerade zu erdolchen sollte. Anscheinend war Liam ihr Freund oder Crush. Gekonnt ignorierte ich Kate und Liam und lauschte gebannt dem Unterricht. Frau Haak, die auch noch Geschichtslehrerin war, erklärte uns diese Stunde was für Pflanzen im Wald gut gegen kleinere Verletzungen sind und ich notierte mir alles. Sie zeigte uns auch Baldrian, welcher gegen Kopfschmerzen und Aufregung helfen sollte. Dabei muss man aber aufpassen, denn die Wirkung entfaltet sich erst nachdem man die Blätter mit Wasser aufgekocht hatte. Wer weiß, vielleicht brauch ich dieses Wissen irgendwann, nicht nur für die Prüfungen. Während der Stunde hörte ich Kate mit Clara reden. Sie redeten natürlich über mich und ich hörte, dass sie sich an mir rächen wollten für den vorherigen Tag, nur wie hörte ich nicht.

Als nächstes hatten wir Kampfunterricht bei Joe Brown. Ruby zog mich aus dem Klassenraum und führte mich zu einer großen Halle. Dort wartete er schon auf uns und lächelte mir freundlich zu. Als schließlich alle da waren begrüßte er uns. Wir setzten uns hin und meditierten circa 1 Minute. Danach standen wir wieder auf, nachdem er irgendwelche Japanischen Worte gesagt hatte. ,,So, stellt euch bitte mit einem Partner gegenüber auf. Wir werden heute Verteidigungsübungen machen." Natürlich stellte ich mich vor Ruby, welche mich dankbar anlächelte. Herr Brown demonstrierte uns mehrmals, was wir machen sollten und gab uns dann das Startsignal. Wir verbeugten uns voreinander und begannen. Während wir übten ging er herum und half wo er nur konnte. Als er endlich bei uns ankam hatte er allen schon Tipps gegeben, denn wir waren die hinterste Gruppe. Ruby und ich machten weiter, als er Ruby darauf hinwies das vordere Bein etwas anzuwinkeln, damit sie einen besseren Halt hatte. Er schaute uns noch eine Weile zu, gab uns aber ansonsten keine Tipps mehr. Ein bisschen war ich schon beunruhigt, da er bei mir nichts gesagt hatte. Am Ende der Stunde war ich echt gut in der Übung und nahm mir vor sie auch weiterhin zu üben, während wir zum nächsten Unterricht gingen. Bevor wir jedoch gehen durften mussten wir ab grüßen und somit 1 Minute meditieren. Herr Brown meinte, dass Kampfkunst mit Höflichkeit beginnt und endet, weshalb wir auch immer an und abgrüßen müssen.

Das nächste Fach, das anstand war Verwandlung und ich war total aufgeregt. Endlich würde ich erfahren, was für ein Tier ich bin. Fast alle wussten bereits, was für ein Tier sie waren, da ich ja nicht seit Anfang des Schuljahres da war. Überrascht bemerkte ich, dass wir nach draußen gingen. Zumindest dachte ich das, denn der Raum war vollkommen verglast und man konnte die Bäume sehen. Auch im Raum gab es Bäume und der Boden war mit Gras überzogen. Mitten im Raum saß ein schlanker Mann mit braunen Haaren. Seine Augen waren geschlossen, doch als er sie öffnete nachdem wir uns im Halbkreis um ihn gesetzt hatten konnte ich sehen, dass sie eisblau waren. ,,Guten Tag, für die Neue, ich bin Herr Mâchoire, euer Verwandlungslehrer. Was ist denn dein Tier?" Ich mochte Herr Mâchoire nicht, da er ganz genau wusste, dass ich dies noch nicht wissen konnte und er mich nur bloßstellen wollte. Jedoch gab ich ihm nicht den Gefallen sofort eingeschüchtert zu sein, nein ich wurde wütend. ,,Lieber Herr Mâchoire, da sie ja anscheinend nicht wissen, dass man sich das Verwandeln ohne Hilfe in 3 Tagen nicht beibringen kann, werde ich ihnen dies gerne erklären." Geschockt starrte er mich an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet und einige fingen an zu kichern. ,,Nein, nein brauchst du nicht, natürlich weiß ich das!" ,,Na dann hätten sie ja nicht fragen müssen", konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Jetzt lachten einige laut heraus und Herr Mâchoire versuchte sie wütend zur Ruhe zu bringen. Auch ich war wütend! Von dem lass mich mir doch nichts bieten, mir egal was der und die Anderen denken! Mir war es immer schon egal gewesen, was andere von mir dachten und so auch jetzt. ,,RUHE!", rief Herr Mâchoire plötzlich laut und schaute sich in der Klasse um. Alles war mucksmäuschenstill und Herr Mâchoire begann zu unterrichten. Wir sollten uns auf unser Tier konzentrieren und so fühlen wie es, damit wir uns verwandelten. Ich verdrehte meine Augen, was Herr Mâchoire leider sah. ,,Wenn sie etwas gegen diese Methode haben können sie das Fach ja unterrichten." Sofort war mir klar, dass ich bei ihm jetzt immer auf dem Kicker war. ,,Nein danke, aber wie soll ich mich auf mein Tier konzentrieren, wenn ich nicht weiß, was mein Tier ist?" Herr Mâchoire ignorierte mich gekonnt und seufzend konzentrierte ich mich einfach auf irgendein Tier, an diesem Tag nahm ich einen Fuchs, da ich Clays Tierform echt toll fand. Zwar fand ich auch Herr Browns Wolfsgestalt toll, aber ein Wolf wollte ich wegen Kate nicht sein. Ich hatte schon genug Probleme mit ihr, auch ohne das ich ein Wolf war. Leider funktionierte es nicht und ich war am Ende der Stunde mit einer Handvoll Schülern die einzige, die sich nicht verwandelt hatte. Im Klassenraum saßen jetzt Raubtiere, Beutetiere, Flugtiere und Wassertiere. Wobei sich die Wassertierzahl sehr beschränkte und wenn auch nur Säugetiere wie Robben oder ähnliches da waren. Wen wundert es, ein Fisch hätte im Klassenraum nicht überlebt. Ruby hingegen fiel noch mehr auf, da sie eine Fledermaus war. Als die Stunde vorbei war ging ich erleichtert mit Ruby aus dem Klassenzimmer.

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