Kapitel 20

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Ich wurde von dem selben Mann, der mich am vorherigen Tag chauffiert hatte, durch eine Ansammlung von demonstrierenden Stellaren gezerrt.
Die Demonstranten protestierten lauthals gegen meine Anwesenheit in der Hauptstadt und fragten, warum man mich nicht längst verbannt hätte.
Was mich anging, schienen die Ratsmitglieder aufgeschlossener und revolutionärer zu sein als die übrigen Stellaren.

Der Zeremoniensaal lag im Ostflügel des Ratshauses, wir erreichten eine Seitentür, die nicht von den Bewohnern der Hauptstadt verbarrikadiert worden war. 
„Die Sterne haben ihre Existenz nicht vorgesehen!”, schrie ein Mann, der uns gefolgt war.
„Die Sterne sehen überhaupt nichts vor, dafür müssten sie nämlich denken können!”, schnauzte ich über meine Schulter. 
„Wie kann sie ohne den Glauben an die Sterne von Magie Gebrauch machen? Sie muss ihre Kraft aus Quellen fern des Lichts schöpfen!”, rief er.

Mein Begleiter schubste mich durch die Tür und verriegelte sie hinter uns. 
„Die Verspätung tut mir in höchstem Maße Leid, sie herzubringen hat sich als schwieriger erwiesen als gedacht”, entschuldigte sich der Chauffeur und Bodyguard bei niemand bestimmtem. 

Der Zeremoniensaal sah dem Ratssaal sehr ähnlich, war jedoch mindestens doppelt so groß.
In den im Licht der pompösen Kronleuchter glänzenden Marmorboden waren ein monströser Kreis und zwölf Symbole geritzt, die das Licht der pompösen Kristallleuchter reflektierten.

Unweit dieses Kreises stand eine Art Altar, auf dem mehrere verschieden große Schalen standen.
Hinter diesem Altar stand Warg und nickte mir schief grinsend zu.
An der hinteren Wand des Saals, unweit der Tür, durch die wir gekommen waren, standen etwa zwanzig Stellaren, offenbar die Familienmitglieder derer, mit denen ich den Kreis bilden würde.
Die letzte Reihe bildete mein Großvater.

Ein in einen teuren Anzug gekleideter Junge mit nussbraunem, altmodisch gescheiteltem Haar und sepiabraunen Augen trat vor und seufzte augenrollend. 
„Hat sich unsere illegitime Genossin schließlich auch dazu entschlossen, in diesen ehrwürdigen Hallen zu erscheinen, um der Zeremonie beizuwohnen, deren Realisierung man ihr der Illegalität zum Trotz gnädigerweise gestattet hat?”, näselte er.

„Wer bist du, dass du dich so aufführst, als würde dir dieser Laden hier gehören? Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, da draußen demonstrieren Hunderte, verbarrikadieren die Türen und wollen verhindern, dass wir diesen Kreis bilden. Tut mir leid, dass ich nicht noch schnell Fliegen gelernt habe und durch das Dach gekommen bin wie ein gottverdammter Superheld”, blaffte ich zurück. 

Mein Gegenüber runzelte die Stirn. Vielleicht grübelte er darüber nach, was in aller Welt ein Superheld war, Filme und Comics konnten einen schließlich auch davon ablenken, Dämonen zu erledigen. 
Er trat näher an mich heran und zischte: „Du hast meinem Großvater zu verdanken, dass es dir gestattet wurde, hier zu sein. Ich kann ihn mit Sicherheit davon überzeugen, seine Entscheidung zu überdenken, ich kann ohnehin nicht gewahren, warum er eingewilligt hat." Er wandte sich den übrigen Zuschauern zu. „Wir sollten das hier nicht tun!” 
Er machte erneut einige Schritte auf mich zu. Vermutlich um mich zu töten, bevor der Kreis gebildet wurde. 

Ein knabenhaft gebautes Mädchen mit blassbraunen Augen, kantiger Kinnpartie und einem blonden Pixiecut stellte sich zwischen uns und unterbrach so den Mord an mir.
„Gut gebrüllt, Löwe”, sagte sie, „aber soweit ich informiert bin, geht nur ein Viertel der Entscheidungskraft von deinem Großvater aus. Und falls er dafür verantwortlich war, obwohl ich eher glaube, dass er von den anderen Ratsmitgliedern überstimmt worden ist, hat er zum ersten Mal vernünftig entschieden. Nimm dir ein gutes Beispiel daran und bilde dir vielleicht auch mal eine eigene Meinung, anstatt alles zu glauben und nachzuplappern wie ein unmündiger Gefolgsmann.”
 
Eine Ader schwoll auf seiner Stirn an. Er grummelte unverständlich vor sich hin. 
Das Mädchen schob ihn mit dem Ellenbogen beiseite und streckte mir ihre Hand entgegen. 
„Astraea Wetar, für dich Astra, Element Luft. Und der Knurrhahn ist Leone di Fuoco, Element Feuer.
Er spielt sich immer ein bisschen auf, weil sein Großvater Mitglied im Rat ist, man muss ihm hin und wieder zeigen, wo die Sterne stehen. Schön, dich kennenzulernen.”

Ignio et Aqua ~ Zorn des Verbannten ~Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin