Dong Baihu (Lei's Sicht)

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Rückblendend gesehen, war Yemalinh wie erwartet bei unseren nächtlichen Zusammentreffen am nächsten Morgen immer verschwunden. Nur der das Kitzeln der Haut erinnerte an den vergangenen und leidenschaftlichen Abend. Munter setzte ich mich auf, erledigte die häusliche sowie körperliche Pflege und frühstückte recht wenig. Es dauerte nicht lange, da klingelte es an meiner Tür. Er nahm meine Tasche und den Schlüssel.
Auf den Weg zur Oberschule unterhielt ich mich spärlich mit meinen drei Freunden. Sie selbst sprachen viel mehr um Bridge und die nächsten Monate sowie das Asien-Turnier. Umso besser für mich, denn ich konnte so die Nacht Revue geschehen lassen.
‚Oh, da lächelt jemand?' hörte ich Ximen neben mir sagen.
Hatte ich mich verraten? Ich blickte vom Fenster zu Ximen und verdrehte seine Augen.
‚Hattest du etwa weiblichen Besuch?'
‚Nein, ich habe nur recht gut geschlafen!'
Um das Thema schnell möglichst umzulenken, da bereits alle beteiligten Augenpaare zu mir sahen, sagte ich amüsierend:
‚Wie ich sehe, geht es Si besser?'
‚Mir geht es gut, danke der Nachfrage!' murrte der Angesprochene sofort nach.
‚Ich dachte schon, du würdest weiter die Männergrippe an dir lassen.'
‚Als ob!' ertönte nun Meizuo, der noch immer an dem verpassten Date zu nagen hatte.
Währenddessen blickte ich wieder ruhig aus dem Fenster und besah die gut besuchte Straße. Mein Handy vibrierte, worauf ich mich damit ablenkte.

Eine Direktmail von Yemalinh.

Yemalinh, 08.30 Uhr
»Guten Morgen Lei, ich hoffe, du warst nicht allzu traurig, wieder ohne mich wach geworden zu sein. Eines Tages wird sich das alles ändern, ich verspreche es. Yemalinh. :-)«

Lei, 08.31 Uhr
»Sehen wir uns heute Abend wieder? :-*«

Yemalinh, 08.31 Uhr
»Ja. ∞ «

Das Unendlichkeitszeichen setzte sie in letzter Zeit sehr oft nach ihrer letzten Nachricht, wenn sie nicht mehr zurückschreiben konnte oder auch wenn sie kurz vorm Einschlafen war.
‚Hey, wirst du heute zu ihr gehen und dich entschuldigen?' versicherte sich Ximen bei Meizuo.
Seine strahlenden Zähne blitzten hervor und er nickte.
‚Wir haben gestern Abend miteinander telefoniert.' gab er kurz zu.
Gestern Abend, dachte ich mich dabei und wollte fragen, wann das geschehen sei. Da fiel mir auf, dass sie recht lange vor meiner Tür auf mich warten musste. Letztendlich konnte ich nicht einfach von meinen Freunden gehen, ohne eine Bekräftigung parat zu haben. Nicht umsonst gehörten ich zu den F4. Und es wäre auffällig gewesen, wenn ich zur gleichen Zeit gegangen wäre, wie sie miteinander telefonierten.
‚Ich freue mich auch auf sie.'
In solchen Situationen musste ich ruhig bleiben, nur kein Geständnis machen. Eifersüchtig blickte ich innerlich zum Beifahrersitz und nach außen gab ich mich distanziert. Die Dunkelhaarige hatte ihn nicht einmal zum Wort kommen lassen. Laut Meizuo floh sie regelrecht vor einer Klärung.
‚Meizuo nimm es dir nicht zu Herzen. Es ist ziemlich idiotisch zu denken, dass du derjenige für sie bist.'
‚Ich glaube, ich bin einfach nur ein Trottel in Sachen Liebe. Denn die Wahrheit ist, dass ich niemals von ihrer Seite weichen würde.'
‚Magst du sie wohl so sehr?' fügte nun Si mit ein.
Ich gab zum innerlichen Protokoll, dass ich damals noch keine Ahnung hatte über, wenn sie sprachen. Wirklich nicht. Es hörte sich nur in meinen Ohren so an als sei es Yemalinh.
‚Sie ist toll und allein der Gedanken, dass jemand anders sie haben könnte, schreckt mich davon ab, sie gehen zu lassen.'
‚Ist das nicht ein wenig ichbezogen von dir?'
Menschen versuchten mit mir zu reden. Sie hörten nie zu. Und auch Jing würde das niemals verstehen, wie es ist Zeit mit Yemalinh zu verbringen. Eine Minute ist mehr wert als ein tausend Tage ohne sie. Manche sagten, mein Herz sei blind, wenn ich mit ihr zusammen sein konnte war alles andere verschwunden. Auch in der Gegenwart von Jing spürte ich die Nähe von Yemalinh.
„Baihu!"
Unerschrocken wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich einen Namen mit ihrer Stimme definieren konnte. Ein kleiner Junger umarmte ihr Bein, worauf sie sich kniete. Sie richtete sein Schlafanzug und deutete ihn mit einem Fingerzeig ins Bett zu gehen. Dieser schüttelte den Kopf und umarmte sie enger.
„MAMA! Mir geht es wieder besser."
Sie fühlte mit ihrer Hand seine Stirn und schien sich wieder ohne große Sorge zu begeben.
„Das habe ich schon gehört. Du kannst also auch schon wieder toben."
Ihr Lächeln wurde breiter.
„Ich mag es, wenn du lächelst!" küsste der kleine Junge Yemalinh auf die Wange.
Ich fand die Szene goldig und realisierte seine Worte nicht.
„Hat er dich gerade Mama genannt?" fragte Meizuo nach, in dem er mich anstieß.
Noch bevor ich ein Wort zum Ausdruck bringen konnte, wandte sich der kleine Junge aus den Haaren von Yemalinh und sah uns direkt an.
„Und wer seid ihr?" wollte dieser Baihu wissen.
Erschrocken wich ich zurück und sah ihn näher an. Wie konnte das möglich sein? Unfassbar, sah ich in die Augen von Yemalinh, diese nahm Baihu auf den Arm und setzte ihn wieder ins Bett. Seine Haare, seine Augen, sein Körper, alles glich dem Kinderkörper den ich einst hatte. War Yemalinh nicht bereit mit mir zu sprechen, weil sie enttäuscht war? Ich habe sie allein gelassen, all die Zeit. Ich verspürte ein Riss in mein Herzen. Weswegen hatte auch Shancai nichts gesagt? Wusste sie es denn nicht? Ihre Eltern, wussten sie es wenigstens? So viele Fragen kamen hervor.
„Baihu, das sind Kommilitonen von mir. Sie wollten dich kennen lernen."
Sein fragender Blick erstrahlte nun, wie der von mir, als ich in seinem Alter war. Nur schien dieses Kind mehr zu Lachen.
„Mama, und wie heißen sie?"
Ruckartig nahm Meizuo den ersten Platz ein und sagte:
„Ich bin Feng Meizuo und das ist Huaze Lei. Wir freuen uns dich kennen zu lernen."
„Ich bin Dong Baihu." stellte er sich selbst vor.
Meizuo setzte sich auf die Fensterseite, und ich platzierte mich auf den einen Stuhl neben Yemalinh. Sie lächelte mich an und ich verstand diese Situation.
„Wie alt bist du?" wollte ich daher genau wissen.
„Ich wurde im September zwei Jahre alt."
Seine Stimme klang klar durch den Raum und ich musste mir eingestehen, dass ich das nicht erwartet hätte. Yemalinh war... nein, ich hatte sie unwissend schwanger für eine andere aufgegeben. Sie zog nach Seoul mit dem Wissen, dass sie von mir schwanger war? Wusste sie das überhaupt? Manchmal war es schwer, der Realität ins Auge zu blicken. Nun tat es mir noch mehr leid, dass ich schon fast selbst auf mich wütend wurde. Hatte sie alleine Angst? Fiel ihr das Erziehen schwer? Ich denke nicht, sie stammte aus einem gewöhnlichen Elternhaus. Sie konnte ihn gute Manieren beibringen. Vielleicht sogar besser, als meine Eltern es je konnten. Wieso hatte sie nicht einfach angerufen? Weil ich mich meinem Leben anpasste. Wäre ich zu ihr geflogen? Vermutlich wäre ich noch immer der Dankbarkeit für Jing im Weg gewesen.
„Es tut mir weh zu wissen, dass ich gelogen habe."
Ihre Worte klangen schielte auf den Boden und ich merkte, dass ihr Herz noch heilen musste. Meizuo beobachtete diese Begebenheit und stellte direkt diese Frage, die ich ihr nie stellen könnte:
„Ehrlich, ich bin überrascht von so viel Ähnlichkeit Lei gegenüber! Ist Lei der Vater?"
Überrascht blickte nun Baihu zwischen uns hin und her.
„Mama, ist das wahr?" fragte er sie mit großen Kulleraugen.
Sie seufzte und schien schon lange den Verdacht zu haben. Sie ließ ihre Schulter einsacken und küsste ihren Sohn auf die Stirn. Noch bevor sie einen Satz sagen konnte, scrollte Meizuo in seinem Handy nach einem Bild von den jungen F4. Und zeigte es Baihu ungeniert.
„Das seid ihr und zwei weitere Freunde!" stellte der kleine Mann fest.
Der Schwarzhaarige nahm das Handy und sah sich die vier Jungs an. Er wippte seinen Kopf hin und her. Seine Haarpracht wehte mit.
„Und das sind dann Sie?" wollte Baihu in Richtung Lei wissen.
Ich nickte nur sprachlos.
„Ja, Lei ist dein Vater! Ich habe dir immer erzählt, dass er zu beschäftigt war um Zeit für dich zu haben. In Wahrheit waren wir einfach zu jung um uns Beide gleichzeitig gut um dich zu kümmern."
„Mit anderen Worten, mein Vater wusste nichts von mir?"
Yemalinh nickte und sah entschuldigend zu ihrem Sohn. Wie erwachsen dieser Junge mit seinem kindlichen Charme schon war, umgaben mich meine Gedanken.
„Die Zeit ist lang genug für ein Ausgleich!" berichtigte ich ihr Verhalten und legte wie sie bei Bridge meine auf ihre Hand.
„Was machst du da?" konterte sie darauf.
„Die Spannung lösen!" lachte ich auf und drückte sie in meine Arme.
Meizuo wusste, dass nun die Aufklärung stattfinden konnte. Daher nahm er einige Eisbecher aus dem Schwesternzimmer und verbrachte die Zeit mit Baihu. Während Yemalinh und ich auf in die Cafeteria gingen. Von der Kantine gesehen, waren die Fenster in gen Wald gerichtet, es half ungemein auf andere Gedanken zu kommen.
„Ich habe Schuld empfunden, als ich dich gehen ließ und ich habe Schuld empfunden, gerade eben. Yemalinh, es tut mir leid."
Sie legte mir eine Hand auf die zittrigen Beine und lächelte mich aufmunternd an.
„Es ist ok, ich bin alleine zurechtgekommen und konnte ihm etwas bieten..."
„Wann hättest du mir das sagen wollen? Die Presse weiß auch von nichts?"
„Natürlich nicht. Ich hielt ihn aus meiner Arbeit raus und doch wollte er auf meine Konzerte dabei sein, also habe ich ihn mitgenommen. Da ich ebenso Schuldgefühle hatte, dass ich ihn unter der Woche bei Ru-Lan zwischenschlafen musste. Ich war so durcheinander, damals. Erst die Trennung von dir und dann dieses Abschiedsgeschenk. Ich hätte Baihu niemals abgeben oder abtreiben können. Ich hoffe, du bist mir nicht arg böse."
„Nein, nicht im Geringsten. Ich hätte einfach schon damals ehrlich zu dir und zu mir sein müssen."
„Liebtest du mich damals?"
„Am Anfang war es für mich nur Freundschaft, als ich herausfand, dass ich mich fast in dich verliebt hätte, bin ich gegangen. Ich wollte wohl die Gefühle zu Jing nicht eintauschen, da ich ihr dankbar sein musste. Ich wollte nie, dass wegen mir jemand Schmerzen ertragen musste. Als ich dich im Flieger mein Profil ansehen, gesehen habe, wusste ich zwar, dass du meinetwegen zurückkamst. Nie hätte ich mit deiner Reaktion im Taxi gerechnet und das du mit Meizuo zusammenkommst. Er empfand früher etwas für dich." erzählte ich ihr meine Schuld.
„Meizuo und ich sind nicht wirklich zusammen."
Die Frau aus dem ‚Unterem Fünf'-Viertel würde wohl immer in meiner Welt bleiben. Ich wettete sogar, dass sie noch nie einen Mann aus dem ‚Oberen Fünf'-Viertel traf, bis ich die Wahrheit herausfand. Meizuo erzählte nicht nur, sondern ich glaubte, dass es Yemalinh sein musste. Er erzählte von einem Mädchen aus der Mittelschicht, die ihn bei Bridge durch einen geheimnisvollen Trick schlagen konnte. Sie lebte kurz in dieser Welt. Aus einem kleinen direkten Mädchen wurde eine aktive Eroberin. Yemalinh machte ihren Mund auf, und jeder wusste, es wäre ratsam an ihren Lippen zu hängen, dass beneidete ich an ihr. Sie war immer fröhlich, auch wenn sie mit jemand ein Streit hatte. Sie war anders als Shancai, nicht unbekümmert und kompromissbereit. Allerdings genauso großzügig und schlagfertig im Umgang mit Unrecht. Die einzige Schwäche von Yemalinh ist ihr starrköpfiges, missionarische und manchmal realitätsfremde Norm. Sie wollte wachsen und suchte nach Herausforderungen, wie das einem heißblütigem Wesen überhaupt möglich war. Nun hielt sie Ausschau nach einem Kerl aus dieser Gegend und ich fand das Glück in ihren Armen.
Nichts irritiert Yemalinh mehr als kleinkarierte Mitmenschen. Die Dunkelhaarige brauchte den Hauch der großen weiten Welt und auch ein paar Abenteuer im Gepäck. Ich würde sehr gerne öfter Urlaub mit ihr machen, denn sie wirkte in der Welt anders als Zuhause. Zu mir war sie nie ein grober Klotz, anders als sie es vielleicht von anderen aus meinem Viertel kannte. Lange genug hatte ich sie studiert inmitten ihrer damaligen Welt. Sie hatte nichts und wollte nichts. Die Geschenke ihrer Verehrer schenkte sie liebevoll Shancai weiter. Sie hatte schon immer den Drang zur Veränderung. Nun hatte sie die Wahl, als ich mich von ihr löste. Sie ging schwanger nach Seoul, auch dies war beneidenswert. Sie hatte Erfolg und das Glück für sich gepachtet. Schon immer war es so. Damals konnte ich ihr noch keine Perlen kaufen, ich schwor mir in meinen Träumen; unbewusst und desorientiert, dass sie merken würde, aus welchem Holz ich geschnitzt war. Ich schwor mir, wenn ich gewinnen will, dann musste ich ihr meine Welt nicht präsentieren, sondern auch ihre kennenlernen.
„Hey Lei, hörst du mir überhaupt zu?" riss mich die Stimme von Yemalinh aus der Erinnerung.
„Tut mir leid, was hast du gesagt?"
„Warst du mit deinen Gedanken in der Vergangenheit?" fragte sie mich und ich lächelte unwillkürlich.
„War es schön, dort?"
„Ja, ich erkannte nur wieder, was für ein Idiot ich gewesen sein musste."
Sie schien nicht böse gewesen sein, hatte sie all die Zeit die Hoffnung nie verloren, mich wieder zu treffen und alles würde besser werden? Missmut weichte dem Mut.
„Ich liebe dich!" purzelte aus mir heraus.
„Wir haben einen langen Weg vor uns. Ich würde ihn gerne mit dir gemeinsam gehen, wenn das für dich in Ordnung ist?"
Ein Kuss zeigte ihr, dass ich damit vollkommen zufrieden war.
„Nun, erzähl mir aber von Baihu. Wann konnte er zum ersten Mal sprechen, laufen,...?"
„Stopp, stopp, stopp, dass sind viele Fragen, Lei?" lachte sie mir entgegen.
„Das richtige bewusste Sprechen fing er mit einem Jahr mit ‚Mama' an. Und Laufen konnte er mit zehn Monaten. Er krabbelte nie, sondern rollte sich durch die Gegend." lächelte sie bei den Erinnerungen auf.
„Stell dir vor, Baihu, hat bereits ein gutes Gehör und findet schnell heraus, welchen Ton ich absichtlich für ihn falschspielte oder wenn mir ein Fehler in der Probe geschieht. Daran konnte ich immer schon feststellen, dass er dir ziemlich ähnlich sein musste. Er wollte gerade Klavier lernen, als sein Privatlehrer einen kleinen Unfall mit der Heckenschere hatte!" gab sie mit leuchtenden Augen zum Besten."
Ich mochte es, wenn ihre Augen zu leuchten begannen, wenn sie über Baihu sprach. Sie war mein Hoffnungsschimmer.

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