Lektion 13: Getroffene Hunde bellen!

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"Dann hoffe ich, dass es bei dir etwas anders laufen wird. Sollte überhaupt mal was zwischen euch laufen, weil, wenn nicht..." Wieder ein Seufzen und wieder ein bedeutungsvoller Blick, als Nikole an Liena vorbeiging, "dann lass mich dir sagen, dass du etwas verpasst."

Liena war so kurz davor, Nikole die Faust ins Ge­sicht zu rammen. Aber das würde vermutlich eher Nikole Genugtuung verschaffen als Liena.

Sie beendeten ihren Rundgang und kehrten ins obere Stockwerk zu Raph zurück. Liena biss fest die Zähne aufeinander, um Nikole nicht irgendwelche Beleidi­gungen an den Kopf zu werden. Nikole quatschte währenddessen gut gelaunt vor sich hin, aber Liena hörte nicht zu.

Raphel lag auf einem Feldbett und schlief. Liena legte sich ohne ein weiteres Wort auf ein anderes freies Bett neben ihm und überließ es Nikole, Raphel zu wecken. Wenn sie schlief, hoffte sie einfach das Nikole ihre Klappe halten würde.

Sie hörte, wie Raphel aufwachte und einige leise Worte mit Nikole tauschte. Dann schickte er sie zu­rück ins Bett. Plötzlich spürte Liena eine Hand auf der Schulter.

"Liens, ich weiß, du schläfst noch nicht. Ruh dich aus." Er strich ihr noch über den Rücken, bevor er ging. Diese kleine Geste fühlte sich toll an und beru­higte ihre Gefühle ein bisschen.

Aber ihre Gedanken wirbelten weiter. Sie drehte sich auf die andere Seite und versuchte vergeblich einzu­schlafen. Jetzt, wo sie endlich hätte schlafen kön­nen, ließ ihr Kopf sie nicht. Vielleicht half noch ein Glas Wasser. Sie stand auf, um zum Wasserhahn zu gehen. Da erst bemerkte sie, dass Nikole nicht in ihr Lager zurückgekehrt war. Wo zur Hölle war sie?

Die Frage war leicht beantwortet, denn auf einmal hörte Liena Stimmen aus der Küche kommen. Es waren Raphel und Nikole. Sofort flammte die Eifer­sucht in Liena hoch. Sie schlich näher, um besser zu­hören zu können, denn was immer die zwei da bere­deten, sie wollte es nicht verpassen.

"Raphel, bleib doch bei mir. Was willst du mit ihr?", hörte Liena Nikole sagen. Sie unterdrückte ihre Stimme.

"Nikole, hör doch endlich mit der Scheiße auf!", zischte Raphel. Auch er versuchte seine Stimme leise zu halten. "Liena und ich sind zufällig hier auf dich getroffen und mehr nicht. Morgen früh gehen wir wieder. Basta! Trotzdem würde mich mal inte­ressieren, wie du hier nach Las Vegas gekommen bist."

"Ich habe hier als Sozialarbeiterin der Army im Hos­pital ausgeholfen, nachdem DU mit mir Schluss gemacht hast." Nikole klang vorwurfsvoll. Unfassbar.

"DU hast mich betrogen. Mit so einem Menschen wollte ich nicht zusammen sein."

"Ich hab's dir doch schon oft erklärt. Ich habe doch nur einer Freundin-"

"Nikole, ich will deine Ausreden nicht hören. Wollte ich vor zwei Jahren schon nicht und jetzt erst recht nicht mehr. Es war dumm und naiv von mir, dir so früh einen Antrag zu machen. Ich sehe nun zum Glück , dass es die richtige Entscheidung war."

Nikole machte ein Geräusch, als hätten Raphels Worte sie tief verletzt. In Liena lösten sie Genugtuung aus.

"Ich würde jetzt vorschlagen, du nutzt die vier Stunden, in denen ich Wache halte und schläfst, denn diesen Luxus wirst du sicher nicht mehr haben.", fügte Raphel hinzu. Liena hörte Schritte zur Tür kommen. Erschrocken eilte sie zurück zu ihrem Bett und stellte sich schlafend.

Nikole bleib aber noch mal stehen. Was die beiden nun aber besprachen, konnte Liena nur teilweise hören.

"Eins noch. Wie geht's deiner Familie? Wo sind sie, wenn du hier bist?"

"Erwähne meine Familie noch einmal- ich schwöre dir...", zischte Raphel zu laut. Das hörte sich fast so an, als wäre Raphels Familie ebenfalls sein wunder Punkt. Tatsächlich hatte er noch nie über sie erzählt.

Signs of CainWhere stories live. Discover now