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Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Ein seltsames Bebend fuhr ihr durch Mark und Bein, schon sah sie wieder zu der jungen Frau hin, die sich gerade wieder lautstark räusperte.
„Alpha...!?", zischte sie erbost. Julia zuckte zusammen und der Werwolf ließ sie grummelnd los.
„Geh schon!", befahl er ihr leise und sie beeilte sich zu der Frau hinzulaufen und dann mit gesenktem Kopf auch vor ihr stehen zu bleiben. Ihr Atem flog nun und sie bebte so heftig dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
„H...Hallo!", wagte sie einen ganz leisen Gruß.
Die junge Frau seufzte kurz auf.
„Hey... ist schon gut! Tut mir Leid was hier gerade passiert ist. Normalerweise wird hier kein Neuankömmling so derbe begrüßt. Nimm es unserem Gast bitte nicht übel. Sie sind zu einer Veranstaltung gekommen, die einmal im Jahr bei uns stattfindet und gerade überhaupt nichts mit dir zu tun hat. Ich heiße dich auf dem Boden des Taunus-Rudels willkommen und stelle dich hiermit unter meinen Schutz! Ich weiß, dass du gerade große Angst hast. Das hätte wohl jeder, wenn er durch halb Deutschlang gejagt wurde. Aber hier musst du dich nicht mehr fürchten! Kein Wolf wird dir schaden, solange du dich an die Regeln hältst. Doch davon erfährst du morgen mehr.
- Ole! Nimm sie mit und untersuche sie gründlich! Sie konnte Alpha Nathaniel nicht hören, obwohl sie ein Rogue ist. Dass heißt sie steht noch immer unter Drogen oder Beruhigungsmitteln. Sieh zu, was du für sie tun kannst, damit wir bald möglichst ihre junge Wölfin befreit bekommen und sie sich wandeln wie auch mit uns walken gehen kann!", befahl diese Mia einem anderen Wolf, der nur kurz ernsthaft nickte und Julia dann freundlich lächelnd winkte ihm zu folgen.
Doch ihre Beine trugen sie nun nicht mehr.
Sie war schon auf dem direkten Weg zu Boden, als sie aufgefangen und hochgehoben wurde.
Es war der unheimliche Gast-Alpha.
„Wa...?!"
„Hab dich... Schon gut, Kleine Wölfin! Du scheinst wirklich sehr mitgenommen zu sein. Verzeih, wenn ich dich noch zusätzlich schockiert habe. - Geh voraus Rudeldoc! Ich bringe sie dir zum Wagen hin. Das ist wohl das mindeste, was ich gerade noch tun kann, um mich zu entschuldigen."
„Das ist nicht nötig, und das weißt du, Alpha Natahniel! Wir können uns selbst um das Mädchen kümmern!", zürnte die blonde Wölfin dem Werwolf noch kurz, doch der ließ sich nun nicht mehr beirren und folgte dem nun misstrauisch und verwirrt blickendem Ole zur Straße hin, wo gerade ein Geländewagen anhielt.
„Setze sie bitte da hinein, Alpha! Sie muss schnellstens untersucht und behandelt werden.", sagte der junge Mann ausdruckslos. Julia sah kurz wieder ängstlich auf. Oh... diese Augen waren teuflisch. Warum hatte sie nur das seltsame Gefühl von Vertrautheit und sogar ein seltsam nervöses Kribbeln im Bauch, wann immer sie in dieses unglaubliche Blau hinein blickte? Er war ein Wolf. Ein Alpha. Sie musste sich von so einem fernhalten, damit sie nicht am Ende doch noch getötet werden würde. Ja... Das musste sie. - Kopf runter! Warum viel ihr das nur so schwer.
Wann hast du Geburtstag, Kleine Wölfin!?", fragte er sie vollkommen nüchtern so als würde er sich nach dem Wetter erkundigen und trotzdem war der Tonfall so bezwingend... wow...
„I...Im April!", flüsterte sie unwillkürlich leise, obwohl sie lieber gar nichts sagen wollte.
Keine Ahnung wieso sie trotzdem Antwortete.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde finster. Er ließ sie abrupt los, so als hätte er sich an ihr verbrannt und der Rudeldoc schloss rasch die Tür.
„Eberesche und Kirschlorbeere! Die Kleine Wölfin ist stark vergiftet, damit sie sich nicht wandeln kann!", wandte der Alpha sich sofort an den Rudeldoc. „Gib ihr als erstes Blutverdünnende Mittel, Natriumlösung und Electrolythe. Dazu eine hohe Dosis Adrenalin um ihre Wölfin zu wecken! Eile dich! Sie ist wirklich sehr schwach und krank, ohne ihren inneren Wolf!"
„Danke, Bayern-Alpha! Doch das hier ist nicht mein erster Fall von Werwolfunterdrückung durch Gift. Und wenn ich das richtig sehe, wird es auch nicht mein letzter Fall gewesen sein. Schließlich habt ihr anderen Rudel euch ja dazu entschlossen lieber sämtliche unschuldigen Rogues von Außerhalb zu jagen und töten statt ihnen ein Heim anzubieten und natürlich Hilfe bei der Umstellung in ihrem neuen Leben.", spottete der Doc nur kurz und
Stieg dann vorne im Wagen ein.
Julia sah noch, wie der Blick des jungen Werwolf-Alpha wieder zu ihr glitt, sich verdüsterte ... und senkte hastig den Kopf. Nichts denken, nichts denken... nichts denken, befahl sie sich selbst rasch und schloss erneut erbebend die Augen.
Sie musste dabei einen Ton von sich gegeben haben denn auf einmal berührte sie etwas am Bein. Der Rudelarzt hatte sich zu ihr umgedreht.
„Hey, Julia. Nur keine Angst. Es wird alles gut, okay? Und mach dir erst mal keine Gedanken um das was dich erwarten könnte. Letztlich bist du immer noch ein Mensch, genau wie wir auch! Ich wurde mit elf Jahren gebissen, okay? Ich hab gelernt damit umzugehen und finde es nun sogar richtig cool! Du brauchst keine Angst zu haben! Solange du bereit bist zu lernen zeitweise auch mal ein Wolf zu sein, zu walken, zu heulen und die Regeln zu befolgen, wird es dir bei uns sehr gut gehen und du bist sicher vor den Huntern. Denn hier trauen sie sich nicht rein!", versicherte er ihr erneut mitfühlend. Julia schluckte hart an ihren Tränen.
„I... ich tu alles was ihr sagt. Nur bitte... beißt mich nicht, Ja?", flüsterte sie leise. Der Rudelarzt zog kurz die Brauen zusammen.
„Warum sollten wir dich beißen wollen? Wo hast du das her?", fragte er sie verwundert. Julia krümmte sich fast schon unter seinem ernsthaften Blick.
„A ...aus dem Chatroom. Sie haben gesagt... die Werwölfe beißen einem bei einem Fehler die Finger ab. U... und die Alpha töten die Wölfe die... die ungehorsam sind. Aber... I... ich tu alles... wirklich ich versuch's zumindest!", schwor sie noch einmal leise und der Rudeldoc seufzte ganz schwer auf.
„Also Ehrlich ... Davon muss ich gleich nachher mal Silas und Maron erzählen. Wird die beiden sicher brennend interessieren, dass wir den neuen Wölfen neuerdings die Finger abbeißen. So ein Schwachsinn! Aber das konntest du ja nicht wissen. Es muss dich viel Überwindung gekostet haben zu uns zu kommen, wenn du an diesen Scheiß glaubst.", spottete der junge Arzt kurz, während Julia sich das Gesicht am Jackenärmel abwischt.
„I... ich kann sonst doch nirgendwo mehr hin.
D... die wollten mich n... nach Bonn bringen. Weil ich von wilden Hunden gebissen worden bin und jetzt... auch so sein muss... ein Monster das arglose Menschen anfällt und tötet.", flüsterte sie schluchzend und verkrampfte ihre Finger ganz fest in ihrer Jacke.
Dieser Ole aber schüttelte nur wieder den Kopf. „Du bist kein Monster, Kleine. Du wirst schon sehen! In ein paar Wochen lachst du sicher schon über deine heutigen Worte.
Unsere Alpha-Luna wird dir helfen dein Wesen zu verstehen und zu lernen was es bedeutet ein Werwolf zu sein und zwar ein guter. Einer der Menschen genauso respektiert und achtet wie er auch selbst respektiert und geachtet wird. Denn so leben wir hier. Und nicht in Angst und Schrecken vor Bissen und Strafen oder dem Tod, wenn man nur mal kurz den Kopf hebt..."

Plötzlich krachte ein Auto in die Seite des Wagens hinein und drängte ihn von der Straße ab. Julia schrie auf und versuchte sich noch irgendwo festzuhalten, doch ihr Kopf schlug bereits gegen die Scheibe...
- Licht aus!

Seelenverwandt - Julia, Die Rogue Mate. Where stories live. Discover now