Es war ungewohnt alleine mit Tae im Flieger zu sitzen.
Wir hatten uns die Plätze ganz hinten genommen und saßen schweigend nebeneinander.
"Danke, dir", murmelte ich nach einiger Zeit, den Blick aus dem Fenster gerichtet.
"Wofür?"
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und lächelte.
"Dass du mich begleitest", erklärte ich und erkannte, wie sich auch auf seinen Lippen ein Lächeln ausbreitete.
"Dafür musst du dich nicht bedanken, dass solltest du mittlerweile doch wissen. Ich begleite dich gerne zu deinen Eltern. Außerdem freue ich mich schon sehr sie endlich kennenzulernen."
Mit einem zufriedenen Ausdruck sah ich wieder aus dem Fenster.
Tae und meine Freundschaft war in den letzten Monaten enger geworden, trotzdem vergaß ich nicht, dass er älter war und trat ihm mit Respekt entgegen.
Um so ein lockeres Verhältnis wie Jungkook zu allen zu haben war es noch zu früh.
Trotzdem fühlte ich mich wirklich wohl bei ihnen und zählte sie bereits zu meinen engsten Freunden.
"Was schwirrt dir im Kopf herum?", fragte Tae plötzlich, weshalb ich meinen Blick an ihn wand.
"Nichts besonderes. Ich denke nur... Über das, was in letzter Zeit so passiert ist nach."
Er musterte mich einen Moment, bevor er sich lächelnd zurücklehnte.
"Ich kann nicht glauben, dass du erst ein paar Monate bei uns bist. Es kommt mir vor, als wärst du schon deutlich länger ein Teil der Gruppe."
Ich war so frei und nahm das als Kompliment.
"Mir kommt es auch vor, als wäre ich schon länger bei euch", murmelte ich, "Ich bin wirklich froh, dass ihr mich in die Gruppe aufgenommen habt."
Mit einem amüsierten Grinsen boxte der ältere mir gegen die Schulter.
"Wie hätten wir dich nicht aufnehmen können."
Ich merkte wie ich errötete und sah wieder zum Fenster.
"Danke euch trotzdem", sagte ich so leise, dass Tae es kaum verstehen konnte und lehnte mich zurück.Der Flug dauerte nicht so lange, wie erwartet und schon bald landeten wir.
Ich streckte mich einmal, bevor ich den Flieger verließ.
Draußen schlug mir die kalte Luft entgegen.
Ich zog meine Jacke enger um mich und schulterte meine Tasche, während ich mit Tae zu dem Wagen ging, der bereits auf uns wartete.
Einer der Bodyguards, der uns im Privatjet Gesellschaft geleistet hatte, brachte unsere Koffer zu dem schwarzen Auto.
Zusammen mit Tae setzte ich mich auf die Rückbank und merkte langsam aber sicher wie die Aufregung in mir wuchs.
Mit einem breiten Lächeln lehnte ich mich zurück.
Ich spürte Taehyungs Blick auf mir und drehte meinen Kopf zu ihm, nur um zu sehen, wie er schnell den Blick aus dem Fenster wand.
"Du hast deine Eltern zuletzt..."
"Vor einem Monat gesehen", beendete ich seinen Satz und nickte langsam.
Es kam mir viel länger vor.
Nun sah der ältere doch wieder zu mir und lächelte.
"Sie werden sich sehr freuen dich zu sehen", meinte er und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Die letzten Monate hatten wir uns immer mehr angefreundet und doch war die Beziehung zwischen uns anders, als die, die ich zu Jungkook hatte, wobei ich das immer auf unseren Altersunterschied schob.
Ich mochte Tae wirklich gerne, doch war in seiner Gegenwart noch immer sehr darauf bedacht, vorbildlich zu erscheinen.
Mit einem Lächeln nickte ich.
"Ich glaube sie werden sich sehr freuen. Sie haben nicht damit gerechnet, mich noch vor der Tour in Amerika zu sehen", erklärte ich.
Erneut wand sich Tae zum Fenster, doch ich erkannte noch immer, wie er lächelte.Ich konnte kaum still sitzen, bis ich endlich das ,mir nur allzu bekannte Gebäude erblickte, hinter dem sich ein großes Feld erstreckte.
Ich dankte dem Fahrer und stieg aus dem Wagen, sobald er hielt.
Den Koffer würde ich später holen.
Zuerst wollte ich meine Eltern begrüßen.
Taehyung war ebenfalls schnell ausgestiegen und bereits wieder an meiner Seite.
Mit einem amüsierten Ausdruck folgte er mir zur Tür, doch hielt mich am Arm, bevor ich klopfen konnte.
"Nicht so aufgeregt", meinte er, was mich ein wenig erröten ließ.
Ich war wirklich ziemlich aufgeregt. Wahrscheinlich war ihm das aufgefallen, als ich den Weg zur Tür beinahe gerannt war.
Ich nickte eilig, straffte mich und zog die Schultern zurück.
Dann klopfte ich.
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis meine Mutter die Tür öffnete.
Sie begann zu strahlen, als sie mich erblickte und zog mich in eine feste Umarmung.
"Yun", murmelte sie glücklich.
Mit einem breiten Lächeln erwiderte ich die Umarmung.
Nach einem kurzen Moment schob sie mich etwas zurück und musterte mich, bevor ich Blick zu Taehyung wanderte.
Dieser verbeugte sich eilig, was meine Mutter lächeln ließ, denn im nächsten Moment hatte sie ihn bereits in ihre Arme geschlossen.
Meine Mutter zählte zu den Leuten, die ihrer Dankbarkeit und Freude gerne auf diese Art Ausdruck verlieh. Und da sie wusste, wie gut die Jungs meiner Band zu mir waren, war sie äußerst dankbar.
Tae wusste nicht so Recht, was er tun sollte, weshalb er die Umarmung nur sanft erwiderte, bevor er einen Schritt zurücktrat.
"Es freut mich sehr. Ich bin Kim Taehyung", stellte er sich vor.
"Yun hat viel von dir erzählt. Es freut mich sehr. Wo ist euer Gepäck? Ihr könnt es gerne rein bringen, ich werde uns dann etwas zum Essen machen", sagte sie, erfreut und lächelte.
"Ich hole das Gepäck eben. Geh du schon rein mit deiner Mutter", meinte der ältere und klopfte mir auf die Schulter.
Ich bedankte mich, bevor ich mich meiner Mutter zuwand und ihr ins Haus folgte.
"Warte eben hier, ich werde deinen Vater holen. Er war den ganzen Vormittag auf dem Feld. Ach, er wird so froh sein dich endlich wiederzusehen", meinte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor sie schon wieder aus der Hintertür verschwand.
Sie war definitiv keine ruhige Seele.
Mein Blick wanderte über die gegenüberliegende Wand.
"Bist du das?", hörte ich eine Stimme neben mir und fuhr erschrocken herum.
Tae deutete mit dem Finger zu einem der Bilder und sah mich fragend an. Das Gepäck stand neben ihm.
Ich folgte seinem Finger und musterte das Bild.
"Ja, das Bild kommt von meinem zweiten Geburtstag.", erzählte ich und lächelte.
Ich konnte mich noch immer an den Tag erinnern.
"Und auf dem Bild?"
Er deutet auf das Bild daneben.
"Da war ich sechs Jahre. Und der Hund da ist Jae. Er war da gerade ein paar Monate alt", murmelte ich und ergänzte, "Er lebt auch auf dem Hof. Wahrscheinlich ist er bei meinem Vater auf dem Feld."
"Diese Rasse habe ich noch nie gesehen", meinte Tae und sah mich an, "was ist das für eine Rasse?"
"Ein Carolina Dog. Wir haben ihn damals in Amerika bei uns aufgenommen und dann mitgenommen."
Überrascht hob Taehyung die Braue.
"Aus Amerika?"
Stimmt.
Darüber hatte ich bis jetzt nur mit Jungkook geredet.
"Ich habe einige Zeit in Amerika gelebt, als ich jünger war. Mein Vater hat in Virginia gearbeitet. Und dann sind wir zurück nach Korea gezogen, da mein Großvater uns den Hof vererbt hatte. Er ist gestorben, als ich 10 Jahre alt war. Meine Großmutter lebte zu dem Zeitpunkt nicht mehr, also haben wir den Hof weitergeführt und uns voll und ganz auf die Landarbeit fokussiert", sagte ich und beobachtete, wie Tae mich fasziniert ansah.
"Und das erzählst du mir erst jetzt?"
Ich lachte leise und zuckte mit den Schultern.
"Das Thema wurde nie wirklich angesprochen", murmelte ich.
Taehyung wollte etwas erwidern, als die Hintertür geöffnet wurde und großer, brauner Hund herein stürmte.
Mit einem breiten Grinsen hockte ich mich hin und breitete die Arme aus, um Jae zu begrüßen.
Dieser warf sich gegen mich und leckte mir schwanzwedelnd durch das Gesicht.
Eifrig streichelte ich den Vierbeiner, bevor ich mich wieder aufrichtete.
Mein Blick wanderte zu meinem Vater, der mich mit einem Lächeln musterte.
Ich verbeugte mich kurz, bevor ich zu ihm trat und ihn umarmte.
Er erwiderte meine Umarmung und begann mich zu begrüßen, wobei er anstatt koreanisch, amerikanisch sprach.
Ich unterhielt mich die meiste Zeit auf Englisch mit ihm, da er gerne wollte, dass auch meine Sprachkenntnisse in diesem Bereich so gut wie seine werden würden.
Doch bevor wir uns lange unterhielten, stellte ich ihm Tae vor, den er mit einer Verbeugung begrüßte.
Auch Taehyung begrüßte ihn höflich, wobei er ein wenig nervös zu werden schien, als mein Vater weiterhin Englisch mit ihm sprach.
Bis jetzt hatte ich Tae nur wenige Male auf der Bühne in einer anderen Sprache sprechen hören, weshalb es äußerst interessant war zu sehen, wie er sich in einer spontanen Situation verhielt.
Doch er war professionell wie immer.
In seinem besten Englisch antwortete er meinem Vater, bevor er mich wieder ansah.
Amüsiert musterte ich ihn und trat schließlich zu meinem Gepäck.
"Wir bringen die Sachen ins Zimmer."
Meine Mutter nickte und antwortete:" Ich werde uns etwas kochen."

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A new love //Der neue Maknae 2// (beendet)
FanficYun ist seit einigen Monaten ein Mitglied der weltbekannten Band „BTS". Doch nun schleicht sich neben Auftritten und Interviews eine ganz neue Sache in sein Leben. Gefühle, von denen er nicht gedacht hätte, dass er sie jemals hegen würde. Vor allem...