Telefon

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Ich wusste nicht wie lang ich dort saß und einfach nur durch die Luft starrte und nachdachte. Eines wusste ich jedoch ganz genau. Es würde unglaublich schwer werden sich zu öffnen und vor allem nicht direkt Stress zu machen. Achja und mir war kalt. Sehr kalt. Es war bereits am Dämmern, was bedeutete, dass es ungefähr 17 Uhr war. 

Ich rappelte mich auf und atmete tief durch. Wenn ich im Zimmer war, würde ich mich umziehen und mich dann zu Kyle begeben. Er war jetzt schon wie ein Bruder für mich und ich wollte nicht allein sein. 

Ich saß die letzten zwei Jahre in Einzelhaft. Noch länger würde ich das nicht aushalten. Ich wollte am liebsten nicht mal mehr allein schlafen. Das würde sich wohl nur leider nicht ändern können.

Gemütlich schlenderte ich also um das Gebäude, die Gänge entlang, Treppen hoch und klopfte an die Tür.

Ich war eigentlich eine sehr sportliche Person, gerade jedoch kaputt vom nix tun.

Kyles bester Freund öffnete die Tür und ich trat mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck ein.

"Wer ist das denn bitte?!", quietschte auf einmal etwas -mit langen, wasserstoff-blonden Haaren, welche mit Spliss überzogen waren- in mein Ohr.

"Naja das hier ist mein Zimmer also würde ich vorschlagen du pisst mich nicht an und wir haben kein Problem.", ich sah sie kalt an und ging nach einem empörten PFF von ihr in mein Zimmer.

Meine Koffer würde ich auch noch auspacken müssen. Oof. Während ich dies dann auch tatsächlich tat, suchte ich mir eine Jogginghose und einen Pulli raus, welche ich mir danach überzog und mich leise auf den weg aus meinem Zimmer machte.

Da ich gar nicht wusste, welches Kyles Zimmer war, hatte ich unglaubliches Glück, dass er gerade von der Couch aufstand und geradewegs an mir vorbei in ein Zimmer ging, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ja, ich hatte es mehr als verdient. 

Es war bereits 18 Uhr, weshalb ich mich dazu entschloss noch schnell in mein Zimmer zu gehen, dort 10 Minuten zu warten und dann zu ihm zu gehen, damit es nicht Stalkerhaft rüber kam.

Ich ging also noch mal in mein Zimmer, wartete und ging dann zu seiner Tür.

Vorsichtig klopfte ich und als ein leises "Ja?" kam, trat ich ein.

"Darf ich rein?", fragte ich und er nickte und klopfte auf die freie Stelle neben sich auf dem Bett.

Ich ließ mich neben ihm nieder und es folgte ein unangenehmes Schweigen.

"Wie du weißt heiße ich Madison Queens. Ich bin 17, habe 3 Brüder, einen Vater der nie da ist und meine Mutter ist Tot. Ich habe meine Brüder seit 3 Jahren nicht gesehen, weil mein Vater sie auf ein Internat steckte ich weiß nicht welches, genau wie er es mit mir jetzt auch tat. Ich saß 2 Jahre und 2 Monate in Einzelhaft und bin wegen diesem Internat jetzt 5 Monate früher draußen.", ich stoppte meinen Redefluss und sah auf meine kaputten Hände.

"Ich hab das Gefühl ich kann dir vertrauen, weißt du?", ich sah zögerlich in seine Augen und er lächelte. Nicht böse oder spottend. Nein. Es war das wärmste lächeln, das ich seit langer Zeit zu Augen bekam.

"Ich wollte das nur sagen. Ich werd dann auch wieder gehen. Also wenn du das willst.", stottern. Ich hasste es doch gerade tat ich es selbst. 

"Du kannst auch hier bleiben.", sagte Kyle, als ich fast an der Tür war.

"Wirklich?", sowas hörte ich nicht oft.

"Ja, komm.", er hielt seine Decke hoch und ich schlüpfte neben ihn. Das tat gut. Ich war seit Jahren das erste mal nicht allein. Zumindest fühlte ich das erste mal das ich nicht allein war. 

Ich dem Moment hörte ich wie mein Handy klingelte. Nachdem ich abnahm ohne drauf zu sehen, war ich extrem gespannt wer mich anrief. Freunde hatte ich nicht, mein Vater hatte mich 2 Jahre lang kaum kontaktiert und meine Brüder hatten meine Nummer nicht.

"Hallo?", fragte ich neugierig und setzte mich auf.

"Hallo, Miss Queens. Mein Name ist Klyte Smith, ich bin ihr Psychologe, erinnern sie sich?", puff und schon war meine Neugierde zu Abneigung geworden.

"Was wollen sie? Reden?", ich lachte falsch und stand auf. 

"Ich möchte einen Termin mit ihnen ausmachen.", erklärte er sich.

"Hören sie, ich habe sie 17 Jahre lang nicht gebraucht und jetzt werde ich sie auch nicht plötzlich brauchen nur weil ich meine Strafe abgesessen habe.", ich verließ den Raum und ließ mich auf dem Sofa nieder.

"Ich würde trotzdem nochmal gerne mit ihnen reden. Sie sind im Gefängnis des öfteren negativ aufgefallen.", okay was denkt der wer der ist?

"Kann ihnen doch egal sein wie ich mich im Knast verhalten habe. Sie können mich nicht zwingen mit ihnen zu reden.", ich wollte nicht laut werden aber ich stand kurz davor.

"ich würde es trotzdem gerne versuchen. Reden kann doch nicht schaden. Sie würden mir eine große Freude machen.", bin ich 4 oder warum redet der so mit mir?

"Okay jetzt hören sie mir mal ganz genau zu. Ich bin weder 4 Jahre alt noch schwerst behindert. Wenn sie unbedingt reden möchten, fein, reden sie. Aber halten sie sich aus meinem Leben raus! Es kann ihnen egal sein, wie viele Häuser ich noch anzünde, wie viele Personen ich noch Schlage und vor allem kann es ihnen egal sein wie es mir geht. Wir sind keine Freunde, es ist mir scheiß egal ob sie glücklich sind oder nicht und von mir aus, ja, stecken sie mich wieder in die Zelle, ist mir lieber als ihnen noch einmal in meinem Leben gegenüber treten zu müssen.", ich legte auf und schmiss frustriert mein Handy in die Ecke. 

Ich hatte gerade meinem Psychologen gedroht weiter zu machen. Meine Taten zu wiederholen und vor allem hatte ich ihn beleidigt und angeschrien. Das war mein Ende. Ich würde wieder zurück in die Zelle gesteckt werden und meine Bewährung würde sich in Luft auflösen.

Das war's dann wohl...

The GirlWhere stories live. Discover now