Psycho Doc

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Wir kamen gerade von einem Einsatz wieder und ich sah schon das Auto von Smith da stehen. Stimmt Division Chief Mc Derey hatte ihn bereits angekündigt. Ich stieg aus dem Drehleiterfahrzeug, zog erstmal meine Jacke und meine Hose aus und stieg dann in meine normalen Schuhe für die Wache.

"Miss Queens da sind sie ja.", begrüßte mich der Psychologe.

"Ich muss auf Toilette.", sagte ich sofort und drehte mich weg, um in Richtung Toilette zu gehen. Der letzte Einsatz war hart. Wir hatten eine Frau im Feuer verloren. Ich sah auch dementsprechend aus. Ich hatte sie raus gezogen und ihr sogar noch meinen Atemschutz gegeben, zu spät. Ich stützte mich an die Waschbecken und starrte auf meine Hände. Sie war meine erste Tote. Ich hatte schon viele Menschen sterben sehen, allerdings hatte ich sie nicht versucht zu retten.

Nach einiger Zeit des Herauszögerns machte ich mich dann doch auf zum Gespräch.

"Wie geht es ihnen?", fragte er wie immer als erstes.

"Blendend", ich sah ihn kalt an.

"Ich habe soeben erfahren, dass die Frau verstorben ist, welche sie aus den Flammen gerettet hatten.", er beobachtete jedes einzelne Muskelzucken an meinem Körper.

"Kann schon sein.", antwortete ich und verschränkte meine Finger miteinander. Wir waren im Besprechungsraum. Somit konnten die anderen mich zwar sehen, hören konnten sie allerdings nichts.

"Wieso sind sie hier nach Chicago gekommen?", fragte er weiter.

"Geht sie nichts an.", ich sah ihn gelangweilt an.

"Madison, sie müssen irgendwann mal mit mir reden.", sagte er ruhig.

"Was zwingt mich dazu?", fragte ich diesmal ihn und er setzte sich grader hin.

"Der Staat.", beantwortete er meine Frage.

"Ich dachte ich werde zu nichts gezwungen.", warf ich ihm herausfordernd entgegen.

"Es ist zu ihrem Besten. Erzählen sie mir doch wenigstens mal von ihrem Tag.", okay. Wenn er dann endlich verschwinden würde. Ich stand auf und lief im Raum auf und ab.

"Verschwinden sie dann endlich?", fragte ich und lehnte mich auf den Tisch.

"Fürs erste ja.", er beobachtete mich weiterhin. Stalker.

"Mein Tag war beschissen. Ich hatte heute morgen nen Kater, habe meine Tage bekommen, dann ist auch noch mein Ex hier aufgetaucht, wollte auf mich einreden und dann ist die Frau, welche ich aus den Flammen befreit habe gestorben.", fasste ich ihm grob meinen Tag zusammen und er machte sich irgendwelche Notizen.

"Also haben sie gestern getrunken?", er legte seinen Kopf leicht schief.

"Ja, ich bin 17. Es ist für mich nicht verboten zu trinken.", er nickte nur wissend und stand dann auf.

"Bis in zwei Wochen.", Smith gab mir die Hand und ließ mich verdattert im Raum zurück. Ich ließ mich lustlos auf einen der Stühle fallen. Scheiß Tag.

"Alles okay?", fragte mich Mary vorsichtig und ließ sich auf den Stuhl vor mir fallen.

"Ja alles bestens.", lächelte ich sie an und stand auf. Louis wollte noch irgendwas Trainieren und ich hatte viel Frust angestaut, welcher raus musste.

"Wir verschieben das Training auf später und machen eine kurze Spritztour.", sagte er, als ich den Raum verließ. Alle von der Drehleiter standen auf und zogen sich ihre Einsatzkleidung an, bevor wir in das Fahrzeug stiegen und los fuhren.

In einer Wohngegend blieben wir stehen. Es kam mir hier sehr bekannt vor, ich konnte allerdings nicht sagen woher.

"Erinnerst du dich Madi?", fragte Louis und drehte sich zu mir. Ich schüttelte nur den Kopf.

"Steig aus, ich zeig dir was.", ich folgte seinem Befehlt und ging mit ihm zu einem Haus.

'CRAWL', stand fett gedruckt auf dem Klingelschild. Louis hieß so mit Nachnamen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein junges Mädchen stürmte mir entgegen.

"Tante Madi ist wieder da!", schrie die höchstens 10 Jährige und fiel mir um den Hals. Es war Louis Nichte, Fiona.

Ich lächelte und hob sie auf meine Arme. Ich fragte, wie die Schule lief und sie berichtete mir stolz, dass sie Klassenbeste in der 4. Klasse war. Nach ca einer halben Stunde verabschiedeten wir uns wieder und liefen zurück zum Wagen.

"Danke, das brauchte ich.", lächelte ich dem besten Freund meines Onkels zu. Er lächelte, legte einen Arm um mich und drückte mich behutsam in Richtung Drehleiter. In dem Moment entschied ich mich morgen, wenn ich frei hatte, zu Kyle zu fahren, um ihm eine zweite Chance zu geben. Dieser Job machte mich gutherzig. Vielleicht hatte ich das endlich wieder gebraucht.

Wir waren fast wieder an der Wache, als wir einen Einsatz rein bekamen. Autounfall mit Gefahrengut Ausstoß.

Als wir an der Einsatzstelle ankamen, bekam ich einen Schock. Dieser Tag wurde immer schlimmer. Es war der Wagen von Jayden. Das Kennzeichen stimmte, das Model stimmte, die Farbe stimmte. Was machten die denn alle hier?

Sobald ich mich wieder bewegen konnte, lief ich zu Louis.

"Das ist Jaydens Wagen.", teilte ich ihm meine erschreckende Erkenntnis mit.

"Okay, du ziehst Atemschutz auf und gehst dann zu ihm ins Auto. Du musst auf ihn einreden, ihn wach halten und ihm die beiden Sachen umbinden.", er gab mir eine Sauerstoffmaske und einen Stifneck.

Ich nickte, zog mir meine Maske auf und ging durch die eingeschlagene Heckscheibe rein zu meinen Brüdern.

"Hier sind alle drei. Ich brauche noch zwei Stifnecks und Sauerstoffmasken.", gab ich über Funk durch und legte Jayden schon mal die Sachen an, welche ich bereits bei mir hatte. Als dies erledigt war, legte ich auch Dylan und Ryan die Sachen um, welche ich soeben bekommen hatte.

"Okay Jungs ich bin es Madi. Ihr müsst ruhig bleiben. In dem Transporter, welcher euch gerammt hat, ist vermutlich Schwefelsäure. Ich bleib hier bei euch aber ihr dürft die Masken nicht abnehmen. Es kommt gleich Hilfe.", meine Brüder sahen mich an und nickten schwach.

"Ryan hat was abbekommen", murmelte Dylan und ich sah zu Ryan, welcher kaum noch bei Bewusstsein war.

"Was hat er abbekommen?", fragte ich und checkte seinen Puls.

"Er war nicht angeschnallt und ist nach vorne geflogen.", sagte Jayden und stöhnte schmerzhaft auf. Ich kletterte zu ihnen nach vorne und riss den Pulli meines Bruders auf. Sein gesamter Bauch war blau, nicht zu schweigen von dem Schnitt, welcher viel Blut verlor. Wie konnte mir das nicht auffallen?

"Wann kommen wir hier raus?", fragte ich über Funk nach.

"Wir haben die Säure gleich eingedämmt, dann holen wir euch daraus.", teilte mir Michael mit.

"Ryan hat schwere Verletzungen. Sein ganzer Bauch ist blau, er hat einen tiefen schnitt oberhalb der Brust der stark blutet und eine Kopfplatzwunde. Er muss hier raus, das packt er nicht mehr lang.", teilte ich meinen Kollegen mit.

"Du musst die Blutung stillen. Nimm sein Oberteil oder so.", meldete sich Mary über Funk.

"Okay, halt durch Ryan, das wird jetzt weh tun.", sagte ich, bevor ich seine Strickjacke nahm und sie fest auf die Wunde drückte.

The GirlWhere stories live. Discover now