happy pills

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Der Bürgersteig unter meinen schlurfenden Füßen bewegt sich. Auf und ab, runter, nur noch runter. So wie ich. Werde nach unten gezogen, tiefer und tiefer.
Ich fühle mich so schlecht, die Sehnsucht bringt mich um. Ich kann es nicht mehr aushalten.

Fest drücke ich meine langen, dreckigen Fingernägel in meinen Unterarm. Schmerzen, Schmerzen.
Sie lenken mich ab, ziehen mich noch tiefer in den Sog von Sehnsucht und Gier.
Die Einstichstellen in meiner Haut brennen, erinnern mich an die unzähligen Nadeln, die sich schon darin befanden. Die mir Glück in die Seele spritzten.

Schwarze Tinte quillt unter meinen Nägeln hervor. Schwarzes Blut, tropft langsam auf den Boden. Zähflüssig läuft es in den Rinnstein. Bahnt sich den Weg durch Abfall, Hügel aus Schmutz. Ich stolpere.
Berge erdrücken mich, zerquetschen mich. Ich kriege keine Luft. Wo ist mein Glück?
Ich will mehr, ich brauche mehr. Ich will mich gut fühlen. Meine Einstichstellen.

Leute rauschen an mir vorbei. Zu schnell, um sie zu realisieren.
So müde und hungrig. Da vorne ist eine öffentliche Toilette.
"Geht's dir gut?"
Ein Mann schaut auf mich hinab.  Sein Mund geöffnet, die Frage noch auf den Lippen, wird immer größer, riesig. Verzerrt sich zu einem Schrei, verschlingt mich, nimmt mir mein Glück.
Nein.

Ich will es zurück.

Schreiend werfe ich mich auf ihn und kratze im seine Augen aus.
Blutige Tränen rinnen aus seinen leeren Augenhöhle. Geschockt blicke ich auf meine Hände, doch sie sind so sauber. Schneeweiß und rein.
Nur der Schmutz unter den Nägeln zerstört es.

Ich liege noch immer auf dem Boden und der Mann beugt sich noch immer über mich.
Meine Zähne schmerzen, ich starre ihn nur an bis er sich abwendet und weg geht.
Zitternd wälze ich mich herum, hebe meine Hand, strecke sie zum grauen traurigen Himmel.
Er hat die gleiche Farbe wie meine Emotionspalette. Grau und kaputt.

Goldene Tränen verlassen meine roten Augen, lösen sich wieder auf. Mühsam kämpfe ich mich wieder auf die Beine.
Schwäche ergreift Besitz von meinem Körper. Doch mein Gehirn zwingt meine Beine weiter zu gehen. Auch wenn sie im knöchelhohen Dreck feststecken.
Eine Ratte huscht an mir vorbei.

Schleifend erreiche ich den Eingang, die lange Treppe hinunter. Schmieriges Licht wirft gruselige Schatten an die mit Dreck verschmierten Wände.
Ein pochendes Herz, es fliegt davon. Dann ein Finger, der es aufspießt, Blut tropft herunter. Kreuze, die mich erschlagen, der unendliche Stacheldraht. Am Horizont Kristalle, helle Kristalle.

Meine Schritte werden hastiger. Tote Seelen, die am Boden kauern, vor sich hin murmeln. Ein schrilles Lachen.

Der Mann ohne Haar grinst mich an, schaut gierig auf meine Brust. Überall Löcher in meiner Kleidung.
Sehnsucht und Lust übermannen mich.
Ich stoße die alte Tür auf, trete auf die vielen benutzen Papiertücher auf dem Boden.
Ein rosa Schmetterling fliegt mir entgegen. Sein Körper ist in Form einer Spritze.

Keuchend stütze ich mich am nassen Waschbecken ab. Alles verschwimmt vor meinen Augen.
Mein Kopf explodiert, bespritzt die weiß gekachelten Wände mit verfaulter Hirnmaße.
Langsam rutschen die Stücke die Wände hinunter, hinterlassen eine Spur von hellen Kristallen.

Alles dreht sich. Meine Sucht brüllt sich die Seele aus dem Leib, zerkratzt mich von Innen.
Langsam hebe ich den Kopf, schaue meinem anderen Ich im Spiegel entgegen und grinse.
Schwarze Zähne in dem ausgezerrten Gesicht.
Die blaue Farbe meiner Augen, wirkt ungesund. Ich weiß nicht einmal mehr welche Farbe meine Haare haben, fettig und ungepflegt hängen sie in mein Gesicht.
Von meinen einst vollen Lippen tropft Speichel.
Hunger und Durst drohen mich zu überwältigen. Lass mich sterben.

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