life is life

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Das Licht der Blitze blendet mich, doch ich grinse in die unzähligen schwarze Linsen, die alles fotografieren möchten. Jeden einzelnen Moment in meinem Leben zogen sie den Kreis um mich immer enger.

Das Jubeln der Menge, schreiende Leute.
Ich breite die Arme aus und genieße das Gefühl. Das Publikum, das mich anfeuert, der Ruhm, ich im Mittelpunkt der Welt.
Einmal im Kreis drehen, um auch das Kreischen aus jeder Richtung zu hören.

"King! King! King!"

Ich bin ein König des Rings, aber auch mein Name ist King. Als wäre ich geboren, um zu boxen.
Mein Leben, meine Leidenschaft, meine Droge.
Ich dränge mich zwischen den Leuten hindurch.
Schwitzende Hände, die nach mir greifen, mich einmal berühren wollen. Als wäre ich etwas besonders, nicht einfach ein Mensch wie sie.

Immer optimistisch in die Kamera schauen, kein Zeichen von Schwäche.
Diese Worte schwirren jedes Mal durch meinen Kopf. Sei stark, sei stark.
Vor mir im grellen Scheinwerferlicht erscheint der Ring, mein Zuhause.

Nur dort in mitten vom Rausch des Kampfes, des Schweißes und der Glückshormone, die jedes Mal durch meinen Blutbahnen rauschen, fühle ich mich vollkommen wohl und geborgen.
Seit meiner frühen Kindheit weiß ich wie sich Boxhandschuhe an meinen Händen anfühlen.
Vertraut, eng und streng.
Die Schmerzen beim Zuschlagen, der Schock in Knöcheln, das Aufprallen auf Rippen und Knorpel.

All dies gibt mir das Gefühl von Sicherheit und Halt.
Es hält mich hier auf dem Boden fest, damit ich nicht aus der Realität wegfliege. Mit meinen Flügeln, die ich bei jedem Betreten des Rings ein Stückchen stutze.
Mit den Schultern kreisend nähere ich mich meinem Trainer.

Ich kann sehen, wie mein Gegner auf der anderen Seite des riesigen Saals, von den Zuschauern angefeuert wird.

Sofort möchte ich sie zurechtweisen, ihnen sagen, dass sie nur meinen Namen rufen sollen. Ruhm, Ehre und Reichtum.
Was möchte ich mehr?

Jetzt von einem Bein auf das andere springen, Hände ausschütteln, den Nacken auflockern.
Mit demselben Ausdruck im verkniffenen Gesicht, begrüßt mich Mr. Black.
Kurz geschorenes Haar, eine krumme Boxernase, große Hände und ein zerfurchtes Gesicht.
Sein strenger Blick gibt mir zu verdeutlichen, dass wenn ich diesen Kampf verliere ich es mir endgültig mit ihm versaut habe.
Er ist ein guter Trainer, der beste den man nur finden kann.
Nur sind seine Methoden manchmal etwas hart und brutal.
Aber auch Jahre voller Disziplin, Training und Geduld, haben mich an ihn gewöhnt.

Doch heute boxe ich für den Titel. Der Sieger wird diese Arena als anderer Mann verlassen.
Berühmter, reicher und glücklicher.
Alles würde ich geben, um derjenige zu sein.
Normalerweise bin ich nie nervös, doch heute ist etwas anderes. Unruhe und Unsicherheit haben mich unter Kontrolle, bringen mich durcheinander und lassen meine kurzen Flügel zucken.

"Junge, hör mir gut zu! Gewinne und du wirst reich. Also schlag schnell und fest. Verpass seinem Ego eine kräftige Ohrfeige! Versohle ihm den Arsch hörst du?
Aber denke immer daran: Kämpfe fair und lasse den Gegner nie wissen wann er einen wunden Punkt getroffen hat!"
Gehorsam nicke ich und schlage bei ihm ein. Für einen kurzen Augenblick sehe ich so etwas wie Stolz und Zuversicht in seinen Augen aufblitzen, doch das habe ich mir bestimmt nur eingebildet.

Alles steht auf dem Spiel, entweder ich gewinne oder es ist vorbei. Eine Niederlange kann ich mir nicht erlauben, dafür bin ich zu perfektionistisch, zu stolz.
Geld, Frauen und Ruhm. In ein paar Jahren ist mein Körper sowieso kaputt.
Als ich meine seidene Kapuze abstreife, wird das Jubeln lauter.

Hunderte von Blitzen umzingeln mich und rauben mir meine Sicht. Nur eine sich bewegende Masse im hellen Scheinwerfer.
Ich sehe zu wie mein Mantel zu Boden fällt, schwarz mit gold. Die Farben eines Königs.
Dann erhebe ich mein Haupt und feuere das Publikum an, damit es noch lauter wird. Damit der Lärm in meinen Ohren zu einem Tornado anschwillt, der mein Gehirn leerfegt.

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