Kapitel 12

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Jeff

"Auf zwei wundervolle Wochen ohne Schule!", rief Markus und hob andächtig seine Hand in die Höhe. Wir anderen lachten und taten ihm gleich.

Es würde wohl für Außenstehende wirklich witzig aussehen, wie wir hier alle vier im Kreis auf dem Teppich vor dem Sofa saßen. In vollkommener Dunkelheit, die einzige Beleuchtung der flackernde Fernseher.

Und jeder von uns die Hand mit einem Keks feierlich in die Luft gestreckt.

In diesem Moment waren wir eine endlich wieder diese sorglose Gruppe wie vor ein paar Jahren, als wir noch wie kleine Welpen im Gras den Mond zusammen anheulten und uns dabei manchmal selbst einen Schrecken einjagen.

Damals, kurz vor der Zeremonie, bevor bekannt gegeben wurde welchen Rang ich beiwohnte...

Aber jetzt, wenn auch nur in diesem Moment, war wieder alles gut.

"Es ist schon witzig, dass wir uns von deiner Mutter überreden lassen haben, hierher zu kommen", kicherte Lou, während wie ihren Kopf schüttelte, "ich hätte gedacht, du würdest, wie sonst ja meistens auch, Luc mitnehmen".

Die Anderen stimmten ihr mit einem Nicken zu. Ich senkte meine Hand. Mir war plötzlich nicht mehr zum Lachen zumute.
Musste sie unbedingt dieses Thema aufgreifen?
Gerade war die Stimmung noch so schön ausgelassen gewesen, doch nun konnte man beinahe die Spannung in der Luft mit den Händen greifen.

"Stimmt", mit gerunzelter Stirn betrachtete Maili mich, "und du hast nie den Anschein bereitet, dringend mal wieder eine Auszeit von der Schule nehmen zu müssen...".

"Der ganze Schulstress ist einfach nicht gut für Fin, das wisst ihr doch", ich zuckte mit den Schultern.
Das war noch nicht einmal gelogen, mein Wolf konnte mit schwierigen Situationen überhaupt nicht gut umgehen. Meist endeten diese Momente darin, dass er die Oberhand über meinen Körper übernahm und komplett ausflippte. Also wirklich eine komplette Panikattacke bekam.

Deshalb durfte ich immer wieder einige Tage zuhause bleiben, meist wenn der Vollmond näher rückte und selbst ich immer angespannter wurde. In der Nacht, in der der Mond seine komplette Kraft entfaltet, überkommt einem jeden Werwolf das ungebändigte Verlangen nach Freiheit und es war beinahe unmöglich sich diesem Drang zu widersetzten.

Nur denke ich kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen, dass ein ganzes Wolfsrudel, das heulend durch die Straßen rennt, auf normale Menschen wohl- sagen wir erschreckend wirken kann.

Ich ändere ein wenig meine Position. Es war anstrengend die ganze Zeit auf den Knien zu sitzen.
Auf Dauer auch ziemlich schmerzhaft, wirklich nicht weiterzuempfehlen.

"Das einzige was mich verwundert ist, dass du dich nicht einmal beschwert hast", kommentierte Markus, während er sich seinen Keks in den Mund stopfte. "Normalerweise kann ich dich selbst Nachts noch förmlich hören, wie du dich über alles und jeden beklagst".

Ich rollte genervt mit den Augen und erwiederte nur ein ironisches: "Ha ha. Witzig". So viel beklagte ich mich doch nun wirklich nicht, oder?

Aber er hatte natürlich Recht. In Wirklichkeit war ja auch nicht aufgrund des ganzen Stresses gegangen. Jeder hier weiß, das ich liebend gerne von meinen Problemen davon lief.
Und diesem Fall musste ich mich still und heimlich, wenn auch hunderte Kilometer von der schwierigen Angelegenheit entfernen.

Aber in diesem Moment war mir einfach nicht danach ihnen irgendetwas zu erzählen und mich zu erklären. Besonders vor dem Gespräch, das mir nach meinem Geständnis blühen würde, graute es mir. Also seufzte ich nur und blieb still.

Ich blickte allen dreien nacheinander prüfend in die Gesichter: Ahnten sie, dass ich etwas vor ihnen verheimlichte?

Das wäre ziemlich wahrscheinlich, noch auffälliger ging es ja schließlich nicht mehr.
Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen.
Sollten sie bemerkt haben, das etwas nicht stimmte, war ich ihnen umso dankbarer, dass sie nicht nachhakten. Es war meinen Freunden klar, dass ich es ihnen erzählen würde, sobald ich dazu bereit wäre.

Er ist nicht mein Mate!Where stories live. Discover now