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Und los geht es mit dem ersten freien Training.
Laut Victoria dauert ein Training 90 Minuten.
Als Max, und kurze Zeit später auch Alex die Box verlassen, wird es ganz schön laut in der Box.
„Ich wusste gar nicht, dass die Autos so laut sind",brülle ich gegen den Lärm an.
„Ging mir beim ersten Mal, als ich hier war genauso",brüllt Victoria zurück und wir müssen lachen.
Dann richten wir unsere Blicke wieder auf die Monitore, wo wir das Renngeschehen, sowie einige Daten verfolgen können.
So richtig spannend sind die Trainings nicht. Andauernd fahren die Jungs rein, dann wieder raus, wechseln die Reifen und battlen sich um die beste Zeit.
Im Moment ist ein Fahrer von Mercedes vorne, das Beste Team, wie Victoria mir erklärt hat.
Alex befindet sich im Moment auf P6. Lando auf P12 und George ist leider Letzter. Hätte er sich doch besser vorbereitet, anstatt
sich um mich zu kümmern.
Seufzend richte ich meinen Blick auf den Bildschirm und verfolge weiter das Geschehen.
„Alles okay? Du bist so still?",fragt Victoria vorsichtig nach, als ungefähr die Hälfte der Zeit um ist.
„Jaja, alles okay", versichere ich ihr vielleicht ein bisschen zu hastig und richte meinen Blick auf das Auto von Max, welcher gerade in die Box gefahren kommt und aussteigt.
„Gut gemacht Brüderchen",grinst Victoria ihren Bruder an und umarmt ihn. Von mir bekommt Max ein High-Five und macht sich dann auf den Weg in seinen Raum, um sich umzuziehen und etwas abzuschalten.
10 Minuten später kommt auch Alex zurück an die Box und stellt sein Auto ebenfalls ab.
Aufmunternd lächle ich ihm zu, da er schon etwas niedergeschlagen aussieht, was ich überhaupt nicht verstehen kann, weil er ja auf P 6 gekommen ist.
Lando ist auch auf P 10 geblieben und George hat sich auf P 18 immerhin verbessert. Sein Auto ist aber auch das langsamste Auto, was man an den Rundenzeiten erkennen kann. Ein weiterer Punkt ist, dass sein Teamkollege, der das Kennzeichen "KUB" hat, auch soweit hinten, beziehungsweise noch hinter George ist.
Ist es nicht richtig demotivierend, wenn man die ganze Zeit, Rennen für Rennen, ganz hinten mitfährt und sowieso keine Chance hat? Wie hat er noch Lust dazu? Er muss doch eine unglaubliche Motivation brauchen.
Nachdenklich stehe ich auf, verabschiede mich von Victoria und suche Alex, welchen ich in seinem Raum finde.
„Bist gut gefahren!", begrüße ich ihn und gebe ihm eine kurze Umarmung.
„Danke",lächelt er, doch man sieht, dass er nicht zufrieden ist.
„Was ist los?",Hake ich deshalb nach,„Ich sehe doch, dass du unzufrieden bist.
„Ich bin schon wieder hinter Max gelandet. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich wurde sozusagen  "ausgetauscht" und zwar gegen Pierre, weil seinen Leistungen den von Red Bull nicht gerecht waren. Was ist, wenn mir das gleiche am Ende der Saison passiert?", spricht er es endlich aus.
Schon schockiert gehe ich einen Schritt auf ihn zu und nehme ihn nochmal in den Arm. „Du schaffst das schon. Guck Mal, nur weil du hinter Max bist, heißt es noch lange nicht, dass du schlechter bist. Wie lange fährt Max jetzt schon bei Red Bull?"
„3 Jahre. Also seit Mai 2016".„Eben. War er da schon so gut wie Jetzt? Sicher nicht! Man muss ich erstmal ins Team eingewöhnen und es ist erst dein erstes Jahr in der Formel 1. Nicht alle schaffen das und schon gar nicht in einem Top-Team.",rede ich ihm gut zu, aber eigentlich ist es ja nur die Wahrheit.
„Du hast ja Recht",gibt Alex zu und zum ersten Mal huscht wieder ein Lächeln über sein Gesicht.
„Geht doch",lache ich und ziehe ihn vom Sofa.

Zweieinhalb Stunden später sitzen Victoria und ich wieder nebeneinander, eben das zweite Training steht an.
Ein wichtiges heute, denn wenn wegen des Regens kein Quallifing morgen stattfinden kann, wird die Reihenfolge aus dem zweiten Training als Startaufstellung genommen.
Ich wünsche Max und Alex viel Spaß und Glück und setze mich dann auf einen der Klappstühle.
„Wieso wohnst du eigentlich bei Alex, Lando und George?", fängt Victoria ein Gespräch an.
„Ich studiere Sportmedizin in London. Die Jungs haben ein Zimmer in ihrer WG vermietet und da bin ich nun mal eingezogen. Ich wohne Jetzt schon seid über einem Monat bei den Jungs".
„Und ist es anstrengend mit drei Männern im Haus?"
„Überhaupt nicht. Ich dachte auch erst, dass es schlimmer wird, aber die drei sind total nett. Ich möchte halt nur nicht als Blockade im Weg stehen."
„Wie meinst du das?", runzelt Victoria die Stirn.
Kurz überlege ich, ob ich ihr die Sache erzählen will oder nicht, entschließe mich dann doch dafür.
Also fange ich an, ihr alles zu erzählen. Von meiner Erkältung, wie rührend er sich um mich um mich gekümmert hat, bis zu dem Gespräch, welches ich im Flieger mitbekommen habe.
„Und jetzt gehst du ihm aus dem Weg, damit er sich voll aufs Rennen konzentrieren kann?", fragt Victoria nochmal nach.
„Ja."
„Ich weiß ja nicht. So wie du es gerade erzählt hast, hört es sich schon so an, als würdest du ihm was bedeuten. Andersrum scheint es ja ebenfalls der Fall zu sein. Schon Mal daran gedacht, dass du ihm seine Motivation gibst? Das er wegen dir sich noch mehr reinsteigert? In den letzten beiden Rennen ist er ausgefallen, nachdem er ein richtig gutes Quallifing abgeliefert hat . Trotz alledem hat er sein Lächeln nicht verloren. Er war immer gut gelaunt. Sonst sah man ihn immer mehr oder weniger nachdenklich durch den Paddock laufen. Seit Singapur hat sich da was geändert. Du bist sein Antrieb Julia."
Das muss ich erstmal sacken lassen. Hätte ich das gewusst.
„Wenn das so ist...
Ich habe das nicht gewusst.",stammle ich etwas geschockt.
„Jetzt weißt du es ja.",muntert sie mich auf und nimmt mich in den Arm.
Nach dem Gespräch konzentrieren wir uns eher auf das Geschehen auf der Strecke. Am Ende landet Alex wieder auf P6 , Lando erneut auf Platz P10, nur George ist auf den letzen Platz abgerutscht.
Niedergeschlagen betrachte ich das Ergebnis.
Alex ist schon lange draußen und kommt in die Box, um mich mitzunehmen.
Schnell verabschiede ich mich von Victoria und folge Alex nach draußen, wo ein grinsender Lando und ein deprimierter George auf uns warten. Reden tun wir nicht viel, sondern jeder geht seinen eigenen Gedanken nach. Erst, als wir im Hotel sind, bricht Alex das Schweigen.
„Ist alles okay?".
„Jaja. Alles gut",versichere ich ihm.
„Gut", freut er sich, während er sich mit einigen Daten auf sein Bett wirft.
Da es mittlerweile schon über dreißig Grad warm sind, wechsle ich mein Outfit, da es wirklich warm ist.
Als ich aus dem Badezimmer komme, werfe ich mich aufs Bett neben Alex.
„Morgen haben wir Ausgangsverbot", berichtet Alex mir.
„Wegen dem Sturm?"
„Ja."
„Was machen wir denn dann?"
„Keine Ahnung, sehen wir spontan."

The Roads of Life (George Russell FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt