The first Time

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»Es wird schon nicht regnen.«

Ich erinnere mich deutlich daran, dass mein Bruder Miles diesen Satz mindestens zehn Mal auf der Autofahrt zum Ichetucknee Springs State Park von sich gegeben hat.

Und jetzt? Jetzt treiben wir mitten auf dem Ichetucknee-River in aneinandergebundene Schwimmreifen und begutachten sorgenvoll die dicken Wolken, die sich langsam über den Himmel schieben.

»Das war ja wohl mal wieder sowas von klar.«, vernehme ich die missmutige Stimme meiner besten Freundin Mary. Sie liegt in einem pinken Reifen am Anfang unserer Schlange und wirft Miles böse Blicke zu. Dieser grinst nur und macht es sich in seinem Schwimmreifen am Ende der Reihe bequem.

»Stell dich nicht so an, Pocahontas. Noch regnet es ja gar nicht. Und wir sind doch auch nicht aus Zucker, richtig?«

Mary zeigt ihm den Mittelfinger und verdreht die Augen. »So hab ich mir den letzten Tag unserer Ferien garantiert nicht vorgestellt.«

Ihre Worte lösen ein dumpfes Gefühl in mir aus und langsam lasse ich meinen Blick über unsere Freundesgruppe streifen.

Mary, ihr Bruder Noah, Miles, Reece und ich sind ein eingespieltes Team, solang ich denken kann. Unsere Mütter kennen sich von der Highschool und sind seitdem unzertrennlich, weshalb wir quasi als eine riesige Familie aufgewachsen sind. Ich kann mich nicht an einen Tag erinnern, an dem ich nicht mindestens einen der anderen gesehen habe.

Wir waren zusammen in der Vorschule, auf der Middleschool und der Highschool. Natürlich waren die Jungs eine Stufe höher als Mary und ich, aber in den Pausen saßen sie trotzdem immer mit uns zusammen. Aber nach heute wird alles anders.

Noah, Reece und Miles gehen ab morgen aufs örtliche College, während für Mary und mich das letzte Schuljahr beginnt. Seit Wochen reden die drei von nichts anderem, als davon, endlich ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Träumen folgen zu können. Und obwohl ich mich für sie freue, hat ein Teil von mir auch Angst.

Angst davor, was aus unserer Gruppe wird, wenn sie plötzlich lieber Zeit mit ihren neuen Freunden von der Uni verbringen, als mit uns.

Eine leichte Berührung an meinem Handgelenk reißt mich aus den tristen Gedanken und ich schaue auf. Reece, der im Reifen rechts von mir sitzt, sieht mich mit gerunzelter Stirn an.

»Alles okay?«, formt er tonlos mit seinen Lippen und ich nicke mit einem kleinen Lächeln. Wärme erfüllt meinen ganzen Körper, während Reece mich immer noch mit prüfendem Blick beobachtet. Dann beschließt er, mir zu glauben und sein Gesicht entspannt sich.

Er zwinkert mir kurz zu und lässt seine Finger ein weiteres Mal über mein Handgelenk wandern, bevor er sich Noah zuwendet, der zwischen ihm und Miles treibt. Von der Stelle seiner Berührung breitet sich ein Kribbeln meinen Arm hinaus aus. Schnell schaue auch ich woanders hin, bevor jemand bemerkt, wie ich Reece anstarre.

Mary fängt meinen Blick auf und wackelt wie verrückt mit den Augenbrauen. »Wenn ihr euch weiter so offensichtlich anschmachtet, bekommt noch der letzte Vollidiot mit, dass ihr mehr als nur Freunde seid. Und ich will nicht wissen, was unsere Brüder mit Reece anstellen, wenn sie das herausfinden.«, raunt sie mir zu.

»Pssscht.«, zische ich und fahre herum, um nachzusehen, ob die anderen sie gehört haben. Doch Miles und Reece sind viel zu sehr damit beschäftigt, Noah zwischen sich einzuklemmen, um uns überhaupt Beachtung zu schenken.

Erleichtert drehe ich mich wieder zu meiner Freundin um. »Wir machen doch gar nichts.«, verteidige ich uns leise und verschränke die Arme. Mary lacht laut auf, weshalb sich die Jungs zu uns umdrehen und das Gespräch vorerst beendet ist.

Twice - My first LoveWhere stories live. Discover now