Reece

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Meine Hände zittern. Beinahe hätte ich laut gelacht, so absurd ist es, wie nervös ich bin. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, grüße die Leute die mir entgegen kommen und mehr als erstaunt scheinen, mich hier zu sehen. Schließlich bin ich zwei Jahre lang weggewesen.

Zwei Jahre.

Noch immer kommt es mir unrealistisch vor, dass die Zeit so schnell vergangen ist und sich doch unendlich für mich gezogen hat. Ich biege um die Ecke und winke kurz Mr Bryce, einem alten Mann, der schon seit Jahren jeden Sonntag auf genau dieser Bank sitzt und die Tauben füttert.

Als er mich erkennt weiten sich seine Augen und er grinst mich freudig an. »Na wenn das nicht der junge Mr Harris ist. Etwa zurück von der Weltreise?« Mein Lächeln fällt nicht so ehrlich aus, wie ich es gern hätte. Weltreise. Schöne Ausrede haben sich meine Eltern für unser Verschwinden hier zurechtgelegt.

»Ja, wir sind seit heute früh zurück.«

Mr Bryce nickt einmal kurz, als wäre das nichts Ungewöhnliches und widmet sich dann einer Taube, die gerade auf seinem Bein Platz nimmt. Er war noch nie der Typ für lange Gespräche. Also nicke ich ihm noch mal kurz zu und setzte mich dann wieder in Bewegung.

Die Ortschaft wirkt fremd auf mich und doch regt sich in meinem Kopf der Gedanke, dass ich endlich wieder zuhause bin. Die Häuser, die sich links und Rechts eng an eng aneinanderreihen und nur kleine Gassen ab und zu vorweisen, lassen Erinnerungen an früher hochsteigen.

Früher. Ob es jemals wieder so sein wird?

Als das Gebäude in Sicht kommt, zu dem ich möchte, fangen meine Hände wieder an zu zittern und mein Herzschlag verdreifacht sich.

Susi's Cafe

Ein kleiner gemütlicher Laden, in dem sie einem Kuchen und Donuts servieren, während man sich in eines der vielen Bücher vertieft, die in den dunklen Holzregalen an den Innenwänden stehen..

Und außerdem der Laden in dem sie immer noch arbeitet. Woher ich das weiß? Von meinem Fakeaccount auf Instagram, mit dem ich seit Monaten ihre Beiträge anschaue und jedes noch so kleine Detail ihres Lebens aufsauge. Wie ein verrückter Stalker, könnte man meinen.

Als ich nur noch wenige Meter vom Eingang des kleinen Cafes entfernt bin, tritt plötzlich ein Mädchen aus dem Gebäude. Ihre dicken schwarzen Haare hat sie zu einem komplizierten Zopf geflochten, der ihr bis über den Rücken fällt und sie trägt eine schwarzen Bluse, während eine dunkelgrüne Schürze um ihre Taille gebunden ist. Ohne auf die Umgebung zu achten balanciert sie ein großes Tablett zu einem der Tische.

Mary schenkt den älteren Herrschaften am Tisch ein herzliches Lächeln, während sie ihnen die Getränke hinstellt und dabei einer Frau lauscht, die augenscheinlich eine Frage zu ihrem Buch hat.

Ich starre sie währenddessen einfach nur an, bin mir sehr wohl bewusst, dass sie mich jede Sekunde entdecken könnte. Es ist so lange her, dass ich mit Miles und Noah hier im Cafe saß, während Mary und sie uns Kuchen spendierten und mit voll beladenen Tabletts durch die Gegend hasteten, um die Gäste zu bedienen. Und doch überkommt mich bei Marys Anblick ein so starkes Dejavu, dass sich mein Magen für einen Moment schmerzhaft verkrampft.

Ob es jemals wieder so sein wird wie damals? Vor meinem Weggang? Auch wenn ein Teil von mir sich sicher ist, dass die anderen – dass sie - mir niemals verzeihen wird, ist da diese kleine Stimme in meinem Kopf, die hofft.

Hofft, dass alles wieder so wird wie im Sommer vor zwei Jahren, als wir zum Ichetucknee-River gefahren sind und uns auf den bunten Schwimmreifen treiben lassen haben.

Mary hat inzwischen alle Tassen verteilt und wendet sich an einen größeren Tisch, um dort die Bestellungen aufzunehmen. Noch immer stehe ich wie ein Volltrottel wenige Meter vom Cafe entfernt, kann mich nicht rühren. Dabei bin ich doch extra hergekommen, um nachzuschauen, ob die ganze Truppe sich Sonntags noch hier trifft.

Twice - My first LoveWhere stories live. Discover now