Kapitel 3

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Ich setzte mich auf mein Bett. Ich hatte die ganze Zeit gedacht, wenn ich meine Erinnerungen zurück hatte, würde ich einfach in ein normales Leben zurückkehren. Aber so wie es aussah war an meinem Leben nichts normal, ich musste ja einen Grund gehabt haben. Man ritzte sich schließlich nicht einfach  ohne Grund, oder? Und einige Schnitte sahen so frisch aus, sie waren noch nicht mal richtig verheilt. Was sollte ich jetzt machen? Es jemandem erzählen? Phil hatte gesagt wenn etwas ist sollte ich zur Wache kommen. Aber irgendwie wollte ich nicht mit ihm darüber reden. Er war wirklich nett, aber was würde er von mir denken, wenn er die Schnitte sah? Nachdenklich starrte ich in die Luft vor mir. Bevor ich die Schnitte gesehen hatte, wollte ich unbedingt zu Phil und ihm sagen was mir eingefallen war, aber jetzt?

Schließlich beschloss ich trotzdem zu ihm zu gehen, aber ihm erstmal nichts von den Schnitten zu sagen. Damit man sie nicht direkt, sah zog ich mir eine dünne Jacke über. Dann schnappte ich mir meine Krücken und wollte mich gerade auf den Weg zur Wache machen, als ich mit meinem verletzten linken Arm am Türrahmen hängen blieb. Heute lief echt alles schief. Mein Arm tat ziemlich weh, aber ich dachte mir nichts weiter dabei und humpelte auf Krücken zur Wache. Vor der Tür blieb ich stehen, hoffentlich war Phil überhaupt da. Er konnte gerade genauso gut bei einem Einsatz sein. Aber es half nichts, falls er nicht da war würde ich einfach später noch mal wiederkommen.

Ich klopfte und jemand rief "Herein". Dann öffnete ich die Tür und sah mich suchend nach Phil um, aber ich konnte ihn nicht entdecken. Ein Mann kam auf mich zu und sprach mich an. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Ich schluckte, dann sagte ich: "Ich wollte eigentlich zu Phil, sorry wenn ich störe". "Ne ne, du störst nicht, aber Phil ist gerade bei einem Einsatz. Ich bin übrigens Alexander Hetkamp, du kannst mich Alex nennen". Er lächelte mich freundlich an. Ich nickte und lächelte ziemlich gezwungen zurück. Ich hoffte nur, dass er mich nicht nach meinem Namen fragen würde, was sollte ich denn da sagen? Ich kann mich leider nicht mehr an meinen Namen erinnern. Das klang absolut bescheuert. "Was wolltest du denn von Phil?", fragte er und riss mich aus meinen Gedanken. Das würde ich ihm jetzt ganz sicher nicht erzählen, wir kannten uns doch gar nicht. Als hätte er auch gemerkt, dass die Frage ziemlich taktlos war, fügte er hinzu:"Sorry, dumme Frage. Ich bin auch Notarzt, ich dachte nur vielleicht kann ich dir auch irgendwie helfen?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaub ich komm einfach später noch mal wieder". Dann drehte ich mich um und wollte gehen.

Doch daraus wurde nichts, Alex hielt mich an meiner Schulter zurück. "Was ist denn mit deinem Arm passiert?", fragte er und zeigte auf mein linkes Handgelenk. Dann fügte er hinzu."Lass mich  mal schauen, du blutest ja". Schnell wanderte mein Blick auf mein Handgelenk. Ein Blutstropfen floss an ihm herunter. Shit, einer der Schnitte musste aufgegangen sein als ich mir den Arm gestoßen hatte. Ich zog den Ärmel weiter über meine Hand. "Ne, alles okay, das ist nichts". "Wie das ist nichts? Du blutest, ich muss mir das jetzt wirklich mal anschauen. Was auch immer da passiert ist, nicht dass es was schlimmes ist", erklärte er und sah mich besorgt an. "Nein", sagte ich bestimmt. Ich hatte absolut keine Lust ihm erklären zu müssen was passiert war. Außerdem würde er es bestimmt Phil erzählen. Ich seufzte. "Es ist wirklich nichts, jetzt lass mich doch einfach gehen", versuchte ich es nochmal. Aber er schüttelte nur den Kopf. "Keine Chance".

Er griff nach meinem Arm, ich versuchte mich loszureißen aber sein Griff war einfach zu fest. "Hey, was ist denn hier los? Alex? Kann mich bitte mal jemand aufklären?". Phil stand in der Tür und sah uns mit großen Augen an. Auch das noch. Ich schwieg und nutzte die Chance, um mich loszureißen. "Sie blutet am Arm und will sich nicht untersuchen lassen", erklärte Alex. Ich funkelte ihn böse an. Phil seufzte. "Was ist denn jetzt das Problem? Gestern hast du dich doch auch untersuchen lassen". Alex sah ihn fragend an. "Sie hatte gestern nen Unfall, ich war der Notarzt", meinte Phil und drehte sich wieder zu mir um. "Also, entweder du zeigst uns deinen Arm jetzt freiwillig oder ich halte dich fest. Das blutet ziemlich stark und muss jetzt versorgt werden". Ich sah ein, dass ich keine Wahl hatte und hielt ihm meinen Arm hin.

"Kannst du mal die Jacke ausziehen?", fragte Phil. Da ich jetzt echt keine Lust mehr auf Diskussionen hatte, zog ich die Jacke aus und hielt ihm wieder den inzwischen ziemlich blutigen Arm hin. Er sah mich geschockt an und begann die Wunde zu säubern. Als er fertig war konnte er auch die ganzen Narben sehen, er begann den Arm zu verbinden. "Wie ist das passiert?", fragte er und sah mich dabei nicht an. Ich spürte, dass er enttäuscht von mir war und zuckte nur die Schultern. Dann wurde ich wütend. Genau deswegen hatte ich ihm den Arm nicht zeigen wollen. Alex sah mich auch so mitleidig an. Verdammt, ich brauchte kein Mitleid, ich wollte nur meine Erinnerungen zurück. Aber wollte ich das wirklich? Ich starrte Löcher in die Luft. "Ist das von vor oder nach dem Unfall?", fragte Phil vorsichtig und zeigte auf meinen Arm. "Von davor", brachte ich heraus, dann brach ich in Tränen aus.

Das war jetzt das dritte Kapitel meiner Geschichte, ich hoffe es hat euch gefallen. Falls irgendwas unklar war, fragt einfach.







Wenn ich jetzt sterben würdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt