Kapitel 8

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Kapitel 8

Stocksteif blieb ich stehen. Wem sah ich ähnlich? Wer war die Person, von der er sprach? Ohne mir etwas anmerken zu lassen schloss ich die Zimmertür hinter mir, lief den Flur entlang in mein Zimmer und legte mich auf's Bett. Wem sah ich ähnlich und wieso hasste Zayn die Person, sodass er automatisch mich hasste? Ich war nicht dieser Peron. Ich kannte sie nicht, aber ich war sie auch nicht. Irgendwas schlimmes musste mit dieser Person passiert sein. Vielleicht war es ja seine tote Freundin? Aber dann hätte er keinen Grund sie zu hassen. Vielleicht hatte sie ihn ja betrogen. Das würde auch sein barsches und dominantes Verhalten Frauen gegenüber erklären. Trotzdem machte das alles keinen Sinn. Zayn wirkte nicht wie eine Person, die jemals lieben gelernt hat, aber eventuell wurde er ja durch den Betrug seiner damaligen Freundin so extrem verletzt, dass er denkt, jedes Mädchen sei so. Ich mochte es nicht verglichen zu werden und in dem Fall mochte ich es so gar nicht. Zayn sah mich als einen Feind, weil er der Meinung war, unser gleiches Aussehen bestimme automatisch auch unseren gleichen Charakter. So ein Schwachsinn. Ich kannte diese Person nicht, aber sie wirkte mir jetzt schon unsympatisch. Sie war der Grund, weshalb Zayn mir das Leben zur Hölle machte, wieso er diese Wut mir gegenüber empfand, wieso er mich erniedrigte und kein bisschen Mitleid zeigte. Innerlich seufzte ich. Sie konnte nichts für, es war Zayns Entscheidung, wie er Menschen behandelte. Klar, sie hatte Zayn mit irgendwelchen Mitteln verletzt, doch wenn Zayn nicht darüber hinweg konmen würde, würde er niemals nach vorne sehen können. Immerhin wusste ich jetzt, wieso er mich hasste, auch wenn es theoretisch gesehen unlogisch war. Mit diesen Gedanken schlossen sich langsam meine Lidet und ich driftete in einen ungemütlichen Schlaf.

~

Am Morgen betrachtete ich mich vor dem Spiegel. Tiefe Augeninge befleckten mein Gesicht, meine Haare waren durcheinander und meine Augen waren so rot, dass man denken könnte, ich sei high. Solche Nächte hatte ich schon des Öfteren in der alten Wohnung erlebt, wo ich verzweifelt war und nicht wusste, wie Emily und ich den nächsten Tag überstehen würden. Diesmal ging es nicht um das Überleben meiner Schwester und mir, es ging um Zayn und was er letzte Nacht gesagt hatte. Mein Gewissen plagte mich, er tat mir leid. Er musste bestimmt harte Zeiten durchstehen. Ob er mir von dem Vorfall erzählen würde, wenn ich ihn darauf ansprechen würde? Niemals. Das war anscheinend ein tiefgründiges Thema. Wusste Nadia Bescheid? Bestimmt, sonst hätte sie mir gestern nicht so komisch geantwortet. Ich bedeckte die tiefen Augenringe mit Concealer, nachdem ich mein Gesicht gewaschen und die Haare gekämmt hatte. Müde zog ich das schwarze Dienstkleid an, zog den Reißverschluss hoch und nahm die Ballerina aus dem Schrank, zog sie an. Um sieben Uhr verließ ich mein Zimmer, lief die Treppen runter, steuerte auf die Küche zu, öffnete den Kühlschrank, um das ganze Frühstückszeug rauszuholen. James kam in die Küche, grüßte mich und legte die frischen Brötchen auf die Theke. Ich war total unmotiviert, was Emily anscheinend bemerkte, als sie die Küche betrat.

"Was ist passiert? Du siehst überhaupt nicht gut aus.", sprach sie mich an und ich seufzte.

Alles gut, konnte nur nicht schlafen.

Natürlich glaubte sie mir nicht, aber es war mir egal. Emily musste nicht alles über mich wissen. Gott sei Dank gab sie sich mit meiner Anwort zufrieden und grübelte nicht weiter nach. Leise setzte sie sich an den Tisch und begann mit den Frühstück, während ich alles für das Esszimmer vorbereitete. Ich hörte, wie sowohl Nadia, als auch Jessica und James die Küche betraten. Für eine Sekunde überlegte ich Nadia über das Thema mit Zayn auszufragen, ließ es aber dabei. Vielleicht würde sie intensiv darauf reagieren. Ich wollte sie nicht in eine unangenehme Situation bringen, also lächelte ich sie freundlich an, als ich ihr gegenüber trat. Sie lächelte zurück, begann mit dem Frühstück wie alle anderen auch. Nach dem Frühstück fuhr James Emily zur Schule, würde sich danach in der Firma befinden. Unglaublich, aber schon um acht Uhr war Zayn auf den Beinen, lief ohne Kater ins Esszimmer. Schnell brachte ich ihm noch seinen speziellen Orangensaft, wollte ohne irgendwelche Anmerkungen den Raum verlassen, doch blieb stehen, als ich meinen Namen aus seinem Mund hörte, sodass ich mich umdrehte und in Zayns müde Augen sah. Sofort fühlte ich mich schuldig, ohne etwas getan zu haben.

No Response || z.m.Where stories live. Discover now