Pov. Patrick
Für wenige Stunden hatte ich schlafen können. Sehr gut sogar, obwohl wir, Tim und ich, auf der ziemlich unbequemen Couch eingenickt waren. Arm in Arm. Geweckt wurden wir durch ein klopfen an der Tür, hier unten.
"Sofort aufmachen oder wir fühlen uns gezwungen das Gebäude zu stürmen."schrie ein wütende Stimme, die mich in Binnen von Sekunden auf den Beinen stehen ließ.
Börgsman hatte sich bereits schon zur Tür hin bewegt und lugte kurz durch den Vorhang.
Er zeigte mir mit seinen Fingern, dass es zwei Leute der Cyberware waren, die uns drohten.Sie hatten den Hintereingang gewählt, weil sie wahrscheinlich ahnten, dass man sie hier nicht hören würde dort. Ihre Intention war doch bloß das Haus stürmen zu dürfen.
Aber was sollten wir nun tun?
Wir mussten hier sofort raus, aber hatten wohl nicht den Hauch einer Chance all unsere Freunde aus dem Schlaf zu wecken, um dann noch rechtzeitig zu verschwinden, bevor die Cyberware das Haus tatsächlich gestürmt hätte."Palle, benutz deine Fähigkeiten."forderte Bergi und starrte wie betäubt auf die Tür, die jeden Moment aufspringen würde.
"Ich soll was?"fragte er verwirrt.
"Wir haben keine Wahl, wenn wir hier sicher raus wollen."meinte er bestimmt und warf mir seine Jacke zu.
"Verdeck dein Gesicht draußen. Die Leute draußen müssen nicht wissen wer du bist."
"Ich könnte sterben."
"Und ich weiß, dass du es soweit nicht komme lässt."Ich zog mir die Jacke über und die Kapuze auf.
Dann knallte es.
Die Tür flog aus den Angeln und zwei Leute der Cyberware kamen zum Vorschein. Beide groß, beide mit metallischen und wahrscheinlich modifizierten Armprothesen und beide mit einem wütenden Gesichtsausdruck.Ich hatte wirklich keine Wahl, als zu kämpfen. Ohne groß nachzudenken versuchte ich mich auf das herbeiführen des orangen Nebels zu konzentrieren.
Pflanzenschlingen sproßen aus dem Kellerboden und durchstießen den Beton. Sie umschlossen die Leute, der Cyberware, die verwirrt auf die Pflanzen starrten, sich aber kurz darauf wieder fassten und wütend die Pflanzen mit ihren Armen zerfetzten.
Ich musste die zwei aus dem Haus locken. Ich ließ den orangen Nebel zu einer Zimmerpflanze wandern, die zumindest die hintere Tür zusperrte, so dass niemand mehr rein oder raus kam.
Dann rannte ich die Treppe hinauf und aus der Tür auf die offene Straße, dicht gefolgt von der Cyberware.
Ich war eindeutig zu langsam gegenüber den zweien, die natürlich ihr halbes Leben damit verbracht hatten Leute zu jagen und zu bekämpfen.
Einer packte mich am Arm, hob mich am T-shirt nach oben. Ohne darüber nachzudenken ließ ich weitere Schlingen aus dem Boden los, die den modifizierten Arm meines Gegners ab riss, der mich zuvor festgehalten hatte und ich mich so mit befreite.
Ich viel zu Boden, stand aber sofort wieder auf und konzentrierte mich darauf nicht hier und jetzt das Bewusstsein zu verlieren, nicht noch einmal.
Ich kniff die Augen zusammen, sammelte mich kurz, doch wurde darauf von einer Laserpistole an der Schulter getroffen und taumelte ein paar Meter nach hinten, viel auf den harten Asphalt.
Mein Arm hatte wohl ne ziemlich Verbrennung abbekommen, denn jede Bewegung schmerzte, doch ich stand wieder auf, wenn auch sehr wackelig und ich spürte die Wut die in mir brodelte.
Ich konnte nichts für meine Fähigkeiten!
Und ich wollte nicht deshalb von irgendwelchen Großkonzerne wie eine Laborratte behandelt werden!
Niemand sollte mir mein Leben stehlen! Niemand!Die Wut war, wie eine neue Energiequelle und in Sekundenschnelle beschwörte ich die Schlingen, die auch dem anderen seine modifizierten Arme abrissen.
Es war brutal, aber es war nötig. Sie konnten sich einfach etwas neues dranschrauben, ich könnte mir kein neues Leben 'anschrauben'.
Die zwei Leute hatten wohl verstanden, dass sie in der Verlierer Position standen, denn sie wichen nun langsam vor mir zurück, während immer mehr Schlingen aus dem Boden sproßen und Schritt für Schritt auf sie zu fuhren.
In der Ferne erklangen Sirenen, aber das war im Augenblick unwichtig. Adrenalin pumpte durch meinen Körper und ich fühlte mich unbesiegbar.
Doch plötzlich überkam mich, wie eine Welle, Müdigkeit und Erschöpfung. Das schienen auch meine Gegner zu erkennen, denn sie rannten um ihr Leben davon.
Der orangene Nebel schwand, die Wut spülte sich weg und ich viel plötzlich von meinem 'hohen Ross' und fühlte mich ganz und gar nicht mehr stark. Ich bekam Panik und blickte mich auf dem Schlachtfeld um.
Die komplette Straße war zerstört und übersät mit den Überresten der Prothesen und Pflanzen. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und ich fiel auf die Knie.
So viel Verwüstung hatte ich nicht anstellen wollen. Die Sirenen waren schon ganz nah. Ich wollte rennen, aber nichts ging. In meinen Ohren piepte es.
Ich hatte keine Chance mehr und da war niemand der mich retten konnte. Niemand. Ich war alleine. Ganz alleine. Und ich hatte Angst. Davor, dass die Kräfte in mir wohlmöglich doch gefährlich waren. Dass es berechtigt war, das man in einem Labor an ihnen arbeitete, um sie eventuell sogar sicher zu machen.
Und dann kamen die Sirenen. Ich wurde von der Straße aufgesammelt und in eines der Autos der Cyberware gesetzt. Das Auto hob ab.
Meine Fähigkeiten waren gefährlich. Ich hatte den Menschen einfach ihre Prothesen abgerissen. Ich hatte sie in solche Angst versetzt. Ich war nicht besser als die Cyberware selbst. Die Leute, auf die ich immer herab blicken wollte. Die ich so unmenschlich fand.
Jetzt saß ich hier und fühlte mich verloren. Ich hatte keine Wahl gehabt und ich schätze, ich wäre immer hier gelandet, nur um zu erfahren, dass ich das Zeug zum Superschurken habe.
Ich wischte mir die Kapuze aus dem Gesicht. Ich war mir sicher nie wieder Tim zu sehen. Oder Maurice, Fabian und Michael. Nie wieder Verwandte oder Kunden zu sehen. Und da waren noch so viel mehr wichtige Menschen in meinem Leben.
Ich wollte niemanden in Gefahr bringen. Wenn das das Ausmaß meine Kräfte war, dann würde ich sie nie wieder freiwillig benutzen.
Ich wollte nie wieder jemanden in Gefahr bringen. Hätte es wohl noch schlimmer kommen können? Hätte ich vielleicht sogar Passanten verletzten können?
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte doch bloß versucht meinen Freunden Zeit zu verschaffen. Ich hatte nie etwas böses im Sinn gehabt. Wie konnte Wut jemanden so wahnsinnig machen?
_________Fies?
~1032Wörter~
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Cyberpunk||Freedomsquad
FanfictionWir befinden uns im 24. Jahrhundert. Die Welt ist trüb und dunkel. Die Menschheit ist geplagt von Gewalt und Pessimismus. Die Großkonzerne haben die Macht an sich gerissen. Es gibt keine Garantie auf Sicherheit und zu all dem wird die Menschheit dur...