Kapitel 3

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Mit meinem Rücken lehnte ich mich gegen die verschlossene Badezimmertür. Ich hörte den fremden Werwolf im Zimmer knurren. Ich wusste, er könnte auch ganz einfach diese Tür aufbrechen und wartete auf den Moment, an dem es passieren würde.
Doch nichts geschah. Auch das Knurren hörte wieder auf. Ich hatte die Hoffnung, dass der Werwolf gegangen war und ich nun allein war. Doch, dass dem nicht so war, merkte ich spätestens, als es an der Tür klopfte.
,,Mach die Tür auf, Kleine!", kam es von der anderen Seite. Zitternd drückte ich mich nur noch stärker gegen die Tür. ,,Antworte mir wenigstens!", schallte der Befehl von der anderen Seite der Tür.
,,Entschuldigen Sie, das Mädchen wird nicht antworten. Sie ist stumm", ertönte die Stimme einer Krankenschwester. ,,WAS!", schrie da wieder die erste weibliche Stimme auf: ,,Was für eine unwürdige Person soll die Gefährtin meines Erstgeborenen sein. Nein, das dulde ich nicht. Sie wäre eine Blamage für die Familie und das Rudel. Und denk nur an deine zukünftige Stellung, Sohn." ,,Mutter beruhig dich. Der Mond entschied sich und knüpfte dieses Band. Und so der Mond will, wird sie eines Tages wieder sprechen können oder eben nicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde sie als unschuldiges kleines Kind verletzt. Wir Werwölfe haben dadurch Schuld auf uns geladen. Ich gebe dir jedoch Recht, Mutter, es wird eine Blamage sein. Jedoch nicht durch sie ausgelöst, sondern durch uns Werwölfe, die ihr dies antaten. Also würdet ihr uns nun allein lassen", sprach der junge Mann recht gelassen und kurz darauf schienen die anderen Beteiligten wohl auch wirklich zu gehen.
Wieder klopfte es: ,,Komm Kleines, mach die Tür auf. Dir wird nichts geschehen. Ich werde dich beschützen vor jedem, der dir Böses will, versprochen. Bitte hab keine Angst, du musst mir nur vertrauen und dann wird alles gut." Meint der Typ eigentlich, dass ich dämlich bin? Warum sollte ich einem völlig Fremden vertrauen? Vor allem nachdem er die Tür eingerannt hat, anstatt sie wie jeder normale Mensch zu öffnen.
Des Weiteren ist er ein Werwolf, was schon Grund genug ist, nicht auf ihn zu hören und die Tür zu verrammeln.
,,Na gut, dann warte ich eben. Wir beide wissen, dass du nicht ewig da drin bleiben kannst" sagte er, nachdem ich mich einige Minuten noch nicht mal groß bewegt hatte. Ich setzte mich auf den Boden, lehnte mich jedoch weiter gegen die Tür. Was soll ich nun tun? Er saß im Zimmer und ich hatte mich hier eingeschlossen.
Im Bad gab es kein Fenster und selbst wenn es eins gegeben hätte, war ich im dritten Stock. Es wäre glatter Selbstmord, wenn ich versucht hätte runter zu klettern. Aber diese Möglichkeit gab es ja auch nicht.

Gefühlte zwei Stunden später fing ich an zu zweifeln. Sollte ich vielleicht doch raus gehen. So langsam wurde es ja schon lächerlich . Ich saß hier und der Werwolf war immer noch im Zimmer.
Zwischendurch konnte ich ihn durchs Zimmer gehen hören. Er versuchte jedenfalls nicht mehr, mich dazu zu bewegen, raus zu kommen und machte auch keine Anstalten, die Tür aufzubrechen. Mir wurde immer mehr klar, dass ich nicht für immer hier drin bleiben konnte.
Und wie heißt es so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass ich voller Angst mich hier versteckt habe, weil er mich erschreckt hat. Na ja, vielleicht auch nicht ironisch, sondern nur ein Wink des Schicksals oder sowas in der Art.
Ich atmete einmal tief ein und aus, stand auf und trank erstmal einen Schluck Wasser aus dem Waschbecken.
Gefasst drehte ich mich zur Tür, von der mich keine zwei Schritte trennten. Aus dem Zimmer konnte man kein einziges Geräusch hören. Ich ging zur Tür und wollte gerade aufschließen, doch zögerte ich. War das wirklich eine gute Idee? Wahrscheinlich nicht, aber ich wollte mich nicht weiter feige verstecken. Ich drehte den Schlüssel im Schloss herum, das dabei entstehende Geräusch kam mir diesmal um ein vielfaches lauter vor als sonst.

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now