Kapitel 16

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Nach nur wenigen Minuten erreichten wir den Fluss und ich war ehrlich gesagt sehr froh, die Strecke nicht laufen zu müssen. Der Fluss war nicht sonderlich breit und schien auch nicht so tief zu sein, da einige Felsen herausragten. Doch was mich wirklich faszinierte, war das absolut kristallklare Wasser. Man konnte jeden einzelnen Kiesel am Boden erkennen, wie auch hier und da ein kleiner Fisch, der vorbei schwamm. Sowas hatte ich noch nie in meinem Leben zuvor gesehen.
Tyler zog sich mit dem jeweils anderen Fuß Schuhe und Socken aus und ließ sie am Ufer liegen. Auch meine zog er mir aus und legte sie daneben, krempelte dann noch etwas umständlich meine Hose bis zum Knie hoch. Immer noch mit mir auf dem Arm watete er ins Wasser und setzte mich auf einen Felsen ab, der relativ weit aus dem Wasser ragte, jedoch so dass meine Füße und meine Beine, bis etwa zur Mitte der Wade, ins Wasser reichten. Das Flusswasser war bei weitem nicht so kalt wie erwartet, doch immer noch eine Wohltat für meine geschundenen Füße. Tyler hockte sich neben meinen Füßen ins Wasser und besah sich meine Füße. Dass er dabei komplett durchnässt wurde, schien ihn überhaupt nicht zu stören.

,,Ich glaube nicht, dass das was wird, wenn du heute wieder so viel laufen musst. Du bist das ganz offensichtlich nicht gewöhnt. Es wird auch, wenn du versuchst dich durch zu quälen, darauf hinauslaufen, dass ich dich tragen werde und am einfachsten wäre dies in Wolfsgestalt." Ich sah ihm in die Augen. Tyler war es bewusst, dass ich das überhaupt nicht wollte, doch konnte ich seine Argumentation nachvollziehen. Jedoch konnte ich überhaupt nicht einschätzen, wie ich darauf reagieren würde, wenn er als Wolf vor mir stünde.
,,Lass es uns einfach, nachdem du hier fertig bist, ausprobieren. Wenn es noch nicht gehen sollte, brechen wir es ab und ich lass mir was einfallen, in Ordnung ?", fragte er mich. Ich dachte darüber nach. Kam dann zu dem Schluss, dass mir wohl keine andere Wahl blieb und ich mich früher oder später sowieso mit seiner animalischen Gestalt auseinandersetzen musste. Wobei mir später bei weitem lieber gewesen wäre. Aber wenn ich ganz ehrlich zu mir war, hätte ich eher auf nie gehofft. Doch dies war wohl sehr unrealistisch.
Ich nickte leicht. Tylers Lächeln verstärkte sich und er strich mir einmal durch die Haare, danach machte er sich daran, sich selbst zu waschen.

Als ich zu der Meinung kam, dass meine Füße genug vom kühlendem Wasser hatten, wusch ich mir notdürftig Gesicht, Hände und Arme. Auch nutzte ich die Gelegenheit, um einige Schlucke zu trinken.

Danach beabsichtigte ich, zum Ufer zurückzukommen, doch hatte ich die Strömung wirklich unterschätzt.Mich riss es beinahe von den Füßen und konnte mich gerade so auf den Felsen zurück retten. Tyler, einige Meter weiter, erkannte mein Dilemma, kam zu mir und trug mich zum Ufer. Er hatte dabei wohl weit weniger Probleme mit der Strömung als ich. Sicher angekommen, setzte er mich auf den trockenen Waldboden.Nachdem ich Socken und Schuhe an hatte, suchte ich einen geschützten Platz, an dem ich mich erleichtern konnte. Meine Füße merkte ich immer noch überdeutlich, doch war es jetzt um einiges besser.Auf dem Weg zurück kam mir schon Tyler entgegen. ,,Bist du soweit?", fragte er mich. Erst war ich etwas verwirrt, doch fiel mir schnell wieder ein, was nun bevorstand. Wir, beziehungsweise er, wollte ausprobieren, wie ich wohl auf seine Wolfsgestalt reagieren würde.Er sorgte dafür, dass ich mich mit dem Rücken gegen einen Baum setze und lächelte aufmunternd, bevor er im Dickicht verschwand, um sich wohl zu verwandeln. Ob es wohl so schlimm war, sich zu verwandeln, wie ich es mir gerade vorstellte?

Wolfsseele - Verliebt in einen AlphaWhere stories live. Discover now