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Vorsichtig öffnete ich meine Augen, kniff diese jedoch sofort wieder zu, als ich von hellem Licht geblendet wurde. Mein gesamter Körper schmerzte und ich stöhne schmerzerfüllt auf, als ich mich aufrichten wollte. Als meine Sicht wieder klarer wurde, ließ ich meinen Blick durch die Umgebung schweifen.

Ich lag in einem weißen Bett und trug einen ebenfalls weißen Kittel, woraufhin mir bewusst wurde, dass ich mich wahrscheinlich im Krankenhaus befinden musste. An fast jeder Stelle meines Körpers befand sich ein weißer Verband, ebenfalls schien meine Nase geschient worden zu sein. Als ich diese leicht berührte, durchfuhr mich kurzzeitig ein stechender Schmerz und ich zischte leicht auf. Ich setzte mich aufrecht in das Bett und holte einmal tief Luft. Als ich mich jedoch an die jüngsten Ereignisse erinnerte, riss ich weit die Augen auf und mein Herz schien für einen Moment stillzustehen.

Ich war dafür verantwortlich, dass Zayn Sullivan wieder auf freiem Fuß war.

Und er war hinter mir her.

Der meist gesuchte Serienmörder Oregon's war hinter mir her.

Meine Nackenhaare stellten sich auf und eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, als ich heftig schluckte. Was hatte ich nur getan? Meinetwegen würde er seine grausame Mordserie fortführen und weitere Unschuldige ermorden! Mir wurde übel, als ich daran dachte, wie mich die Medien in der Luft zerreißen und meine Kollegen erneut lächerlich machen würden. Meinetwegen würden weitere Menschen sterben!

„Oh mein Gott..", hauchte ich, als mir bewusst wurde, was ich eigentlich getan hatte. Vor meinem inneren Auge sah ich die enttäuschten Gesichter meiner Eltern und das meines Vorgesetzten. Ich hatte vorgehabt, allen das Gegenteil zu beweisen, wenn sie sagten, ich würde das nicht schaffen. Das einzige, was ich bewiesen hatte, war dass sie Recht behielten.

Ich war ein ausgebildeter Polizist - ich hätte besser wissen müssen, wie ich in einer solchen Situation zu reagieren hatte. Mein Verstand war nicht Herr meiner Sinne gewesen, ich hatte die Kontrolle über mich selbst verloren und ihm meine Schwachpunkte offen präsentiert. Nur meinetwegen würden weitere Menschen sterben.. und ich stand ebenfalls auf seiner Liste. Die Medien würden mich wie Raubtiere zerfetzen und all meine Kollegen würden sich weiterhin über mich lustig machen.

Ich richtete mich mit einer schnellen Bewegung aus dem Bett auf und steuerte das Badezimmer an, woraufhin ich die Tür öffnete und mich geräuschvoll über der Toilette übergab.

Die ganze Situation stieg mir zu Kopf und alles war zu viel für mich, Schuldgefühle und die pure Angst fraßen mich auf und ich wollte mir überhaupt nicht ausmahlen, was als nächstes passieren würde. Der Zayn Sullivan hatte mich als sein nächstes Opfer auserkoren. Der meist gesuchte Schwerverbrecher in ganz Oregon!

Keines seiner Opfer hatte bisher überlebt.

„Oh, verdammt!", fluchte ich leise, als mir bewusst wurde, was mir in der nächsten Zeit wohl alles noch bevorstehen würde. Ich verließ das Badezimmer und wollte mich gerade zurück in mein Bett begeben, als die Tür geöffnet wurde und ein junger Mann im weißen Arztkittel den Raum betrat.

Einfühlsam und enthusiastisch lächelte er mich an und fuhr sich mit der Hand durch seine dunkelblonden Haare, als er auf mich zuging und sich auf einen Stuhl setzte, welcher neben meinem Bett stand. „Wie geht es dir? Ich darf dich doch duzen?", fragte er locker und schenkte mir ein herzliches Lächeln.

„Ja, natürlich. Uh.. Es geht mir ganz gut, denke ich..", murmelte ich unwissend und kratzte mich verlegen am Kopf, woraufhin er nur lächelnd nickte. „Du hast Glück im Unglück gehabt, Sebastian. Am Körper hast du ein paar leichte Verletzungen, die allerdings schnell wieder verheilen sollten. Jedoch hast du dir einen glatten Nasenbeinbruch zugezogen. Ich habe deine Nase geschient und innerhalb von vier oder fünf Wochen sollte es wieder verheilen.", schilderte mir der junge Arzt und ich nickte nur verständlich.

„Wann kann ich gehen?", fragte ich ihn seufzend und fuhr mir angespannt mit den Fingern durch die Haare. „Morgen früh.", antwortete mir der junge Mann, woraufhin ich lediglich abnickte und mich wieder in mein Bett fallen ließ. Er erklärte mir noch schnell, welches Antibiotika er mir verschreiben wollte und dass ich mich in der nächsten Zeit nicht zu sehr belasten sollte, ehe er sich von mir verabschiedete und ich wieder allein in diesem trostlosen Zimmer war.

Dort verbrachte ich schließlich noch den gesamten Nachmittag und Abend, lag in dem ungemütlichen Krankenhausbett und war vollkommen allein mit den verworrenen Gedanken in meinem Kopf. Ab dem Zeitpunkt, an dem ich dieses Krankenhaus verlassen würde, konnte ich mich auf etwas gefasst machen. Verdammt, ich steckte in unheimlich großen Schwierigkeiten!

Dies war der einzige Moment meines Lebens, in dem ich froh darüber war, keine Familie zu haben, welche sich um mich sorgte und daheim auf mich warten würde - Sullivan hätte es höchstwahrscheinlich ebenfalls auf sie abgesehen. Ich hatte vor einiger Zeit seine gesamte Akte durchkämmt und wusste ziemlich genau, wie er tötete und was er seinen Opfern davor alles antat. Häufig verfolgte er ihre Familienmitglieder und tat ihnen gegebenenfalls auch etwas an, wenn er sie nicht sogar vor den Augen des Opfers umbrachte.

Und ich war sein neues Opfer!

Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass er Taylor und mich belauscht hatte und wusste, dass wir befreundet waren. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ein unangenehmer Schauer überkam mich.
Was, wenn er es meinetwegen ebenfalls auf Taylor abgesehen hatte? Er war mein einziger wirklicher Freund und Riley meine feste Freundin, von der er jedoch nichts wusste. Außerdem lebte sie nicht bei mir, also würde ihr nichts passieren, oder?

Nervös griff ich das Telefon, was auf dem Nachttisch lag und wählte schnell die Nummer meiner Freundin. Es klingelte ein paar Mal und ich fluchte leise vor mich hin. „Komm schon, nimm ab!", flüsterte ich eindringlich und im selben Moment hörte ich ihre aufgebrachte Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Sebastian! Oh Gott, wie geht es dir? Bist du verletzt?", fragte sie mit ihrer zarten Stimme, und ich war unheimlich froh, diese nun hören zu können. „Es geht schon. Wie geht es dir? Bist du immer noch bei deiner Freundin?", fragte ich und hörte sie leicht lachen. „Ja. Ich habe in den Nachrichten gehört, was passiert ist. Geht es dir wirklich gut?", fragte sie mich, was mich seufzen ließ. Bereits jetzt berichteten die Medien über den Vorfall. Außerdem wollte ich nicht, dass sich Riley um mich sorgte, immerhin wollte sie doch ein schönes Wochenende mit ihrer Freundin verbringen.

„Ja, alles gut. Hör zu.. Es ist vielleicht besser, wenn du bei Alicia bleibst, bis Sullivan wieder hinter Gittern sitzt. Ich will nur, dass du in Sicherheit bist, okay?", versuchte ich sie davon zu überzeugen, woraufhin sie kurze Zeit nicht antwortete.
„Okay, sie hat mir sowieso angeboten, länger zu bleiben. Aber pass auf dich auf, ja?", sagte sie besorgt und eindringlich, was mich trotz allem leicht lächeln ließ. Es war schön zu wissen, dass sie sich um mich sorgte und sie an meiner Seite zu haben. „Versprochen. Ich werde dir bald deine Sachen vorbeibringen, ja? Ich liebe dich.", hauchte ich leise und darauf folgte kurze Stille.
„Ich dich auch.", hörte ich sie noch sagen, ehe sie auflegte und ich leise seufzte.

Als ich daraufhin die Augen schloss, sah ich Zayn Sullivan's angsteinflößende, smaragdgrüne Augen wieder vor mir. Als würde er mich tatsächlich verfolgen.



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