Herzklopfen ( Überarbeitet )

1.5K 50 3
                                    

Die Stunden, nach dem sie Mila aus der Garage befreit und gerettet hatten, vergingen für Marcel nur wie in Zeitlupe. Noch nie hatte er sich derart hilflos gefühlt.
Im Krankenhaus hatte er verharrt, bis er wusste, daß Mila nicht in Lebensgefahr schwebte. Sie lag in einem Überwachungszimmer, in ein Krankenhaushemdchen gekleidet, als er kurz zu ihr durfte.
Sie hing am Tropf, erhielt Sauerstoff über eine Maske und die Sauerstoffsättigung wurde kontrolliert. Am Hinterkopf hatte sie eine kleine Platzwunde, welche geklebt worden war. Der Arzt hatte ihm gesagt, das diese eindeutig von einem Schlag war.
Er sass neben ihr und hielt ihre Hand, seine große umschloss ihre schmalen Finger. Er lauschte dem Piepen des Überwachungsmonitor, sah dem gleichmäßigen Tropfen der Infusion zu. Jede Regung sah er als gutes Zeichen und er hoffte, das sie bald wach wurde.

Als seine Oma kam, war er erst bereit nach Hause zu fahren. So ließ er Mila nicht allein.
Zuhause wartete die Polizei auf eine ausführliche Aussage, die er bereitwillig gab. Das Staatsorgan war nicht sein bester Freund, aber es ging darum etwas zu schützen, was ihm mit am wichtigsten war.
Die Spurensicherung hatte bereits jedes noch so kleine Detail an den Autos sowie der Garage gesichert. Es gab bereits Unmengen Beweise, so als hätte der Täter es darauf angelegt.
Die Jungs warteten drinnen auf ihn und erhielten ein kurzes Update wie es Mila ging. Gleichzeitig erfuhr er von Dennis, daß man Anna bereits verhaftet hatte. Sie hatte wohl direkt gestanden und die Beamten nur gefragt, ob die Schlampe tot sei.
Alle verabschiedeten sich, baten aber um weitere Infos. Dennis würde die Streams für zwei Tage aus familiären Gründen aussetzen und es überall bekannt geben.

Marcel duschte schnell und zog sich um. Jeansshorts, Hoodie und Sneakers wurden durch Kappe und Sonnenbrille komplettiert. Er packte einen kleinen Rucksack für Mila.
Und dann hielt ihn nichts mehr zuhause. Er wollte zurück, es zog ihn zu Mila. Zwei Stunden, nachdem er gefahren war, traf er wieder im Krankenhaus ein.
Seine Oma kam gerade aus dem Zimmer und nahm ihn einmal kurz in den Arm. "Sie ist wach! Sie hat nach Dir gefragt.", flüsterte sie, ehe sie sich verabschiedete.

Er klopfte kurz, ehe er das Zimmer betrat. Die junge Krankenschwester machte gerade den Tropf ab. Mila sah zu ihm. "Wer ist denn der Yuppie Arsch?", sprach sie leise, auf das konservativere Outfit bezogen. Das Lächeln, welches sie ihm schenkte, war das schönste was er je gesehen hatte. Und es bescherte ihm Herzklopfen und einen Kloss im Hals.
Die Krankenschwester sah zu ihm und ihr fielen beinahe die Augen aus. Für sie war er nicht Marcel, sondern Montana Black. Mila verdrehte die Augen. Hastig verließ die Schwester das Zimmer.
Kaum das sie das Zimmer verlassen hatte, richtete Mila sich in eine sitzende Position auf. "Baby, ich weiß nicht...!", weiter kam er nicht.
"Wenn Du Dich jetzt für das affektierte Miststück entschuldigst, schlag ich Dich!", gab sie ihm zu verstehen.
Er lächelte, war da doch wieder seine Freundin, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst. "Baby, ich hatte noch nie solche Angst.", gab er zu.
Dann setzte er sich auf die Bettkante und zog sie in seine Arme. Sie erwiderte die Umarmung, ließ sich küssen. Sie sog seinen Geruch ein, dankbar das noch zu können. "Wie geht es Dir?", wollte er wissen. "Es könnte schon besser sein!", gab Mila zu.
"Wie sieht es aus?", wollte er wissen. "Die Krankenschwester hat gerade eine Blutgasanalyse gemacht. Wenn die gut ist, bekomme ich meine Entlassungspapiere! Ich kann nicht länger als notwendig hier bleiben.", gab sie zurück.
In dem kleinen Bad des Krankenzimmer ging die junge Frau duschen und suchte sich in dem Rucksack zurecht. Sie zog Leggins und Shirt an. Zurück im Zimmer ließ sie sich von Marcel in den Arm nehmen.
Keine fünf Minuten später kam die Krankenschwester rein und brachte die Entlassungspapiere. Schüchtern fragte sie Marcel nach einem Photo. Er machte mit ihr ein Photo und drückte ihr sein Handy in die Hand. Sie sollte gleich ein Bild von ihnen machen.
Er holte das Auto an den Haupteingang und hatte den Rucksack schon mitgenommen.
Kaum das er zurück war, gingen sie Hand in Hand den Flur lang. Im nächsten Moment hob er sie auf seine Arme und trug sie raus. Sie sahen einander an und sie hörten die Krankenschwestern seufzen. Der junge Streamer küsste sie zart. Trotz das er so ein Macho sein konnte, zeigte er gerade seine innige Seite. Das Herzklopfen das Mila verspürte, machte sie glücklich. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und lachte, auf etwas das er sagte.
Als er das Handy wieder hatte, fuhren sie nach Hause.

Im Haus verfrachtete er sie auf die Couch, wo sie noch einmal einschlief. Marcel legte sich zu ihr, stand aber nach zwei Stunden wieder auf.
Dennis kam dann später vorbei, wollte er doch auch wissen, wie es Mila ging. Er stand neben Monte, der am Türrahmen zwischen Küche und Wohnzimmer lehnte und seine Freundin beobachtete. "Das hätte ich Anna so nie zugetraut!", gab er vor seinem Kumpel zu, der es ebenfalls nicht verstand.
Seine Oma brachte nachmittags etwas zu essen vorbei. Während er sie dann verabschiedete ging die junge Frau an die Garage.
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie den Code Eingabe, der die Garage öffnete. Lange sah sie an das Rohr, an der Wand, an welchem sie gefesselt war, ehe sie einen Schritt hineintat.
"Was ist geschehen?", fragte er vorsichtig.
"Ich weiß es nicht wirklich. Ich erinnere mich nur daran, daß ich ins Auto steigen wollte. Dann waren da plötzlich diese Kopfschmerzen. Und im nächsten Moment bin ich gefesselt.", antwortet sie leise. "Sie hat gesagt, daß Dich niemand haben soll, wenn sie dich nicht haben kann. Und wenn ich tot sei, dann kann sie dich trösten. Sie hätte mich sterben lassen.", schüttelte es sie.
Langsam trat sie auf ihn zu. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie küsste ihn und sah ihn an. Er umarmte sie.
"Wir haben heute Vollmond. Es ist warm. Lad die Akkus Deiner Kamera, ich will etwas verrücktes machen!", flüsterte sie ihm ins Ohr.

Eine halbe Stunde später machten sie sich mit gepackter Badetasche und Decke auf den Weg zu dem See auf der Lichtung im  Wald.
Das Wasser des Sees war klar und der kleine Steg hatte eine Leiter in den See.
"Was hast Du denn jetzt vor?", wollte er wissen. Mila begann sich auszuziehen, bis sie nur noch ein Bikinihöschen trug. "Lass uns ein paar Bilder machen!", gab sie von sich. Marcel grinste schmutzig. "Die Idee gefällt mir!", gab er von sich. Sie erwiderte sein Grinsen. "Sportprol, kein Sexvideo, keine eindeutigen Posen. Ich dachte eher an etwas, was Du Dir aufhängen kannst!", erklärte sie ihr Vorhaben.
"Was ich mir aufhängen kann?", stammelte er. Sie nickte. "Ja, so eins, wo man alles sieht, aber eigentlich auch nicht. Eins was die Phantasie anregt!", erklärte sie ihm. Er musste schlucken.
Die Dämmerung brach ein und der Vollmond ging ihnen gegenüber auf. Sie versuchten verschiedene Posen und auch er ließ sich photografieren. Als sie der Meinung waren fertig zu sein, stieg Mila die Leiter hinab in das kühle Nass. Ihre Schritte führten sie so tief, daß der leichte Wellenschlag ihre Taille umspülte.
Ihre Haarspitzen der offenen Mähne berührten ganz leicht die Wasseroberfläche. Sie blickte zum Erdtrabanten und lächelte.
Sie hatte ihre Familie verloren, aber sie konnte glücklich sein.
Sie hatte den Anschlag überlebt.
Sie hatte Marcel.

Und in diesem Moment sah Marcel zu ihr. Nie hatte er sie zufriedener gesehen und nie schöner.
Für einen kurzen Moment war es, als würde sein Herz stehen bleiben, dann stolperte es und im nächsten Moment klopfte es aufgeregt.
Er machte einige Bilder von diesem Anblick und packte die Kamera weg.
Sein nächster Weg ging ebenfalls in das Wasser. Langsam trat er zu ihr und nahm sie von hinten in den Arm.
"Ich bin sehr froh dich zu haben!", flüsterte sie und er zog sie noch näher an sich.
"Ich bin auch froh das du bei mir bist und das es dir so gut geht.", flüsterte er in ihr Ohr.

Eine Weile blieben sie dort stehen und genossen den Moment. Als sie am Steg saßen, wickelten sie sich in die Decke ein und erlebten die Nacht.
Sie redeten.
Sie alberten.
Sie schwiegen.
Und es fühlte sich richtig an.

Beide fühlten und erlebten dieses Herzklopfen.
Und beide wussten nicht wie sie es ansprechen sollten.

Danke für Votes und Kommentare!

Reach our LevelWhere stories live. Discover now