||Das Wiedersehen||

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POV Michiko

Das ohrenbetäubende Geräusch meines Weckers holt mich aus der Welt der Träume in die grausame Realität zurück. Meine Hand gleitet zu meinem Nachttisch und schaltet das schlafraubende Gerät aus. *Neuer Tag neues Glück...* Auch wenn ich dieses Sprichwort immer wieder verwende, glaube ich daran nicht mehr. In meinem Falle war es immer nur neues Glück für meine Feinde um mich jeden Tag aufs neue zu quälen.

Ich quengele mich aus dem Bett und mache mich im Bad fertig. Nachdem meine Morgenroutine durchgeführt ist mache ich mir schnell etwas zum Frühstück. Ich packe noch schnell meine restlichen Schulsachen in die Tasche und stürme raus in mein neues Leben. *Hoffentlich wird alles gut. Auch wenn ich immer noch Angst habe vor Mädchencliquen, werde ich in die Schule müssen. Hoffentlich gibt es in der Karasuno niemanden, der mich aus meiner alten Schule kennt.*

Mein Schulweg ist nicht allzu lang. Am Ende der Straße erblicke ich ein kleines Feld mit einem Netz in der Mitte. *Ist wahrscheinlich für Volleyball oder Badminton gedacht.* Ich bleibe am Feld stehen. "Hallo, Kleine! Willst du mit uns Volleyball spielen und uns alten Hühnern helfen warm zu werden?", ruft mir plötzlich eine etwas ältere Dame zu. "M-meinen Sie mich?", frage ich etwas schüchtern. "Ein anderes schönes Mädchen sehe ich hier leider nicht." "Danke, ich fühle mich geschmeichelt. Leider muss ich jetzt zur Schule. Sind Sie nach her eventuell immer noch hier?" "Natürlich. Also, wenn du willst komm nach der Schule her und Spiel mit uns ein paar Sätze." "Das werde ich, bestimmt.", dankend winke ich den Damen zu und gehe dann weiter. *Vielleicht wird ja doch noch alles gut.*

An der Karasuno angekommen, bleibe ich vor dem großen Eingang stehen. *Das ist meine Chance ein normales Schulleben zu bekommen. Ich darf nichts falsch machen.* Ich betrete das Schulgebäude und bin erst verunsichert. *Alles Leute, die ich nicht kenne. Irgendwie erleichternt, aber auch irgendwie beängstigend.* Ich gehe an vielen Schülern, die genau wie ich Erstklässler sind, vorbei. *Ich muss ins Sekretariat, damit sie mir sagen in welchen Klasseraum ich gehen muss. Jedoch weiß ich nicht wo es ist und irgendwie habe ich Angst jemanden zu fragen.* Ein plötzlicher Schubser reißt mich aus meinen Gedanken. Und so tollpatschig wie ich bin, verliere ich mein Gleichgewicht und falle auf den Boden. "Tut mir leid, geht es dir gut?", fragt mich eine männliche Stimme. *Die Stimme kenne ich doch von irgendwo...* Ich schaue nach oben, ins Gesicht des Jungen, der mich angerempelt hat. Als wir uns in die Augen sehen, sieht er ziemlich überrascht aus. "Michiko....?", fragt er mich verunsichert. "N-noya?..." Sein überraschtes Gesicht bildet sich zu einem Lächeln. Noya reicht mir seine Hand, die ich dankend annehme. Als ich wieder auf den Beinen stehe, sieht er mich mit einem verwirrten Blick an. "Was ist? Wieso schaust du mich so an?", frage ich mit leichter Panik. "Nichts besonderes, nur..." Noya legt seine Hand auf meinen Kopf. "...früher warst du kleiner als ich und jetzt bist du genauso groß wie ich.", merkt er an. "Scheint so, als wäre ich gewachsen, im Gegensatz zu dir.", sage ich neckend. Noya lacht, da er weiß, dass alles gemeine, das ich zu ihm sage nicht ernst gemeint ist. "Wo musst du jetzt hin? Ich kann dich begleiten." "Das wäre sehr nett. Ich bin auf der Suche nach dem Sekretariat." "Na dann.... führe ich die kleine Prinzessin wohl hin." Zusammen gehen wir dann zum Sekretariat. "Ich wusste gar nicht, dass du zur Karasuno wolltest. Du wolltest doch zu der Privat-Oberschule in Tokyo. Die Mädchen aus deiner Klasse wollten doch auch dahin." "Tja, hat sich so ergeben, dass ich hier gelandet bin....." Ich sage nichts mehr dazu. 

Noya und ich waren beide auf der Chidoriyama Junior High. Wir waren in der Mittelschule beste Freunde. Noya ist ein Jahr älter als ich, weswegen er mein letztes Jahr in der Mittelschule nicht miterlebt hat. Noya war noch da, als die Mädchenclique mit dem Mobbing angefangen hatte. Nach den Sommerferien war er leider nicht mehr da und konnte mich nicht mehr vor ihnen beschützen. Immer wenn ich verprügelt wurde, mischte sich Noya ein und half mir. Immer wenn die Mädchen irgendwelche ekligen Wörter auf meinen Tisch kritzelten, half Noya mir beim saubermachen. Erst als Noya gegangen ist, hat die Sache mit den Gerüchten angefangen. Meine Freundinnen, die mit mir auf die Privat-Oberschule gehen wollten, haben mir den Rücken zugedreht. Deswegen wusste ich, dass ich nicht auf diese Oberschule gehen sollte, weil meine Qualen sonst weiter gehen würden. Deswegen suchte ich mir eine Schule etwas weiter weg und zog um. Auch wenn Noya und ich beste Freunde waren, wusste ich nicht wo er hingezogen ist und auf welche Schule er gegangen ist. Der Kontakt zwischen uns beiden ist abgebrochen. Der einzige Grund, den ich dafür bekommen habe war, dass er viel trainieren musste. Ich wusste, dass Noya Volleyball liebt und wollte ihn deswegen nicht mehr stören. Seit dem wussten wir nicht einmal, ob der jeweils andere überhaupt noch existierte. 

*Wer weiß, vielleicht sind die Gerüchte auch Noya zu Ohren gekommen und er brach deswegen den Kontakt ab.... Nein!!! So einer ist Noya nicht!* "Da sind wir.", holt mich Noya aus meinen Gedanken. Er öffnet die Tür und lässt mich vor. Ich betrete den Raum, indem eine Frau sitzt. Mit einem Lächeln, schaut sie von ihrem Schreibtisch auf. "Hallo! Du bist eine der neuen Schülern, nicht wahr? Sag mir doch bitte mal deinen Namen." "Michiko Osawa.", antworte ich knapp. "Ja, hier habe ich dich. Hier bitteschön, dein Stundenplan. Darauf steht in welche Klasse du zugeteilt wurdest. Viel Spaß und gutes Schaffen!" "Dankeschön." Ich nehme den Stundenplan und verlasse mit Noya den Raum. "Und? In welchen Raum soll ich dich nun begleiten?", fragt mich Noya neugierig. "In den Klassenraum der 1-A." "Es gibt ein Gerücht in der Schule, dass nur Streber in die A kommen.", erzählt er, während er mich durch die Flure führt. "Dann bist du wohl in der E.", merke ich an, während ich mir meinen neuen Stundenplan anschaue. "Das würde vielleicht Sinn machen, aber nein. Ich bin in der 2-C." 

Noya bleibt an einer der vielen Türen stehen. "Das ist dein Klassenraum. Ich wünsche dir noch viel Spaß. Ich muss jetzt auch los, sonst komme ich zu spät." Mit einem Winken verabschiedet er sich und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Ich drehe mich zur Tür, die in meinen neuen Klassenraum führt. *Jetzt ganz ruhig bleiben und tief ein und aus atmen.* Ich öffne die Tür. 

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---Fortsetzung folgt------------------------------------------------------------------------------------------------------

Der Aufschlag ins neue GlückWhere stories live. Discover now