31-Flaschendrehen

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"Ja. Es wird bestimmt total lustig", murmelte ich wenig begeistert und folgte meinen beiden Freundinnen ins Haus. Ich fühlte mich zurückversetzt zu dem Tag, als ich Ale auf der Party getroffen hatte. Es lief dieselbe, laute und in meinen Ohren dröhende Musik wie damals. Es gab auch noch die gleichen Diskokugeln die von der decke hingen und die Räume in blauem Licht erstrahlen ließen. Es roch auch gleich. nach Alkohol, viel zu viel durchmischtem Parfüm und Kotze. Ich fröstelte, als ich mich an den hin und her wippenden jungen Erwachsenen vorbei quetschte, um Samantha und Cindy nicht aus den Augen zu verlieren, die vor mir liefen. "Scheiße, pass doch auf", murrte ein Junge den ich nicht kannte und balancierte einen vollen Becher mit Alkohol in seiner Hand. Etwas davon war auf sein Hemd gespritzt. "Sorry", murmelte ich halbherzig und ging weiter. Ich streifte Ellbogen, Oberkörper und Hände, das war mir mehr als genug Körperkontakt. Am liebsten wäre ich gleich wieder gegangen. Aber Sam hatte gesagt, dass ich wegen Alec nicht den ganzen Spaß in meinem Leben meiden durfte. Und irgendwie hatte sie recht gehabt. Ich hätte mich nicht überzeugen lassen sollen. Naja, jetzt war es auch zu spät. Ich linste in die Räume, an denen wir vorbei liefen. Sie waren gefüllt mit wild umher hüpfenden, oder an den Wänden knutschenden Jungs und Mädels. Ihnen schien es allen gut zu gehen. Alle, bis auf einen Jungen, der sich aus dem Fenster lehnte und von dem Würgegeräusche zu hören waren. Seufzend ging ich weiter und war heilfroh, Alec und Kiara noch nicht begegnet zu sein. Doch das Schicksal war grausam und es meinte es nicht gut mit mir. "Ah, da ist Felix, kommt!" Schrie Cindy gegen die laute Musik an und packte Sams Arm. Schon liefen sie los. Ich wollte ebenfalls hinterherlaufen, doch von links wollte sich in diesem Moment ein starker, mir sehr vertrauter Oberkörper vor mir vorbei schieben. ich war zu schnell, in meinem Schwung konnte ich nicht mehr bremsen und knallte voll gegen Alecs Brust. Er roch so gut, so wie immer. Sofort zog sich mein Bauch zusammen. Ich getraute mich gar nicht, in sein Gesicht zu sehen. "Oh, Paige", setzte er an, doch ich schob mich schnell wieder von ihm weg. "Sorry, mein Fehler", sagte ich emotionslos und war darauf bedacht, nur auf den Boden zu starren. "Wie geht es dir?" Fragte Alec laut und machte keine Anstalten, weiter zu gehen. Ich schluckte und sagte nichts. was sollte ich schon sagen? dass ich ihn unglaublich vermisste aber zu stolz und verletzt war, um mir das einzugestehen? Nein danke. Zum Glück kam in diesem Moment Sam angerauscht. Wie ein Schutzengel. "Lass sie in Ruhe, Alec!" Fauchte sie und zog mich dann schnell von meinem Exfreund weg. Zum Glück, meine beine waren nämlich bereits total weich geworden. "Gehts?" Fragte sie mich besorgt und ich nickte abwinkend. "Klar, alles paletti", log ich gekonnt und ignorierte ihre hoch gezogene Augenbraue. Sam kannte mich eben. Aber ich sie auch und ich wusste, dass sie meine Grenzen respektierte. Zumindest seit unserem neuen Freundschaftsbeginn. Schnell begrüsste ich Felix und Marco. "Coole Party", meinte ich fachmännisch zu dem großen Jungen, der nur lässig nickte und an seinem Drink nippte. "Ja geht so, das Beste geht eigentlich oben ab", grinsend nickte er Felix zu, der sich am Nacken kratzte. "Ach ja? Was denn?" Fragte Cindy neugierig und schubste Felix Hand weg, die sich ihrer Hüfte genähert hatte. Sie waren noch immer kein Paar. Armer Felix. Wenn er bloß wüsste, dass er für wenige Wochen sogar Vater gewesen war. "naja", druckste der schlacksige, lockige Junge herum. Sagen wir mal so, da oben gibts Gratis-Pornos", rettete ihn Marco. "Eww", machte Cindy und ich schüttelte ebenfalls den Kopf. "Wollt ihr was trinken?" Bot Marco uns an und schnappte einem Jungen, der an ns vorbei lief einfach drei Becher aus den Händen. Dieser reklamierte zwar kurz, zottelte dann aber brav los, um neue Getränke für sich zu besorgen. Normalerweise trank ich nicht. Aber wenn ich diesen Abend überleben wollte, dann brauchte ich Alkohol. "Klar, danke", stieß ich hervor und leerte den halben Becher in einem Zug. Ich verzog das Gesicht. Wow, war das eklig. Ich bemerkte die zweifelnden Blicke meiner Freundin und zuckte die Schultern. "Was?" Niemand sagte was. Nur Cindy sah sich kurz um und grinste dann breit.
"Marco, gibt es irgendwo in diesem Haus noch ein freies Zimmer?"
Sam verschluckte sich an ihrem Drink und Cindy hob abwehend die Hände.
"Ihr denkt a aber auch immer ganz falsch!"
Marco grinste schief, während Felix relativ düster in die Weltgeschichte blickte.
"Klar, den Raum meiner Eltern, der ist frei. Nur ich hab den Schlüssel. Wieso?"
Cindy klatschte in die Hände und wirkte hellauf begeistert.
"Weil wir da jetzt hoch gehen werden, die lahmen Leute hier unten lassen und Flaschendrehen spielen!"
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Gut an ihrer Idee fand ich lediglich, dass dann weniger Menschen um mich herum waren. Also stimmte ich zu. "Gute Idee." Auch die anderen waren einverstanden. Dann ertönte ein freudiger Ruf etwas hinter uns.
"Flaschendrehen? Wir sind dabei!" Ich erstarrte, als ich Kiaras Stimme hinter mir hörte, die sich gerade in mein Sichtfeld schob.
"Oder?" Sie blickte vielsagend zu Alec, der nur die Schultern zuckte.
Sehr begeistert wirkte er nicht. Ich konnte aber seinen brennenden Blick auf mir spüren.
"Klar, von mir aus." Cindys Lächeln war eingefroren und sie blickte entschuldigend zu mir. Der Vorschlag war wohl nach hinten losgegangen.
"Na gut...dann lasst uns hochgehen."

Take me to the starsWhere stories live. Discover now