Destiny Kiss

~~27 - no time~~

LUCY

Es war eine komische Nacht, ohne Schlaf und eine, die nicht von Träume erfüllt war, wie es hätte sein können.
Nein, ich lag die ganze Nacht wach und habe nachgedacht, gegen die Decke gestarrt und mich gefragt wir wir uns wieder in eine solche Situation hineingerissen haben, nachdem doch alles so gut war, so normal, ohne jegliche Gefühle.

Scheiße, ich fühle etwas.

Aber nein, unsere Leben sind dafür vorbestimmt chaotisch zu sein, so scheint es mir. Manchmal frage ich mich, ob mein Leben nie wieder normal sein wird, ob ich eines Tages auf das Bild mit mir und Leroy zurückblicken werde und mich nur noch daran erinnern werde, dass alles den Bach runtergegangen ist, dass wir uns alle angeschrien und angelogen haben und dass ich Leroy niemals gesagt habe was ich zu diesem Zeitpunkt fühlte.

Manchmal frage ich mich was ich falsch gemacht habe. Liegt es daran, dass ich Rosés beste Freundin bin, dem mächtigsten Mädchen, der mächtigsten Frau, New Yorks? Oder weil mein Schicksal und mein Leben es nicht gut mir meinen, wie sie es sollten?
Ich will es verstehen, ehrlich, alles, aber als Kilian und ich uns gestern gestritten haben, da ist etwas in mir zerbrochen. Die beiden sind meine Familie, die Familie, die eigentlich Lili, meine Mum und mein Dad sein sollten. Vielleicht ist es das, diese beiden Menschen, die das Leben mir geschenkt hat.

Und vielleicht gehört Leroy irgendwo gegen meinen Willen dazu.

Aber Rosé gehört zu mir wie mein Kopf und auch wenn Kilian ein großes Arschloch ist, dem ich manchmal den Kopf einreißen könnte, ist er doch irgendwie mein bester Freund. Er würde immer für mich da sein und ich würde immer für ihn da sein, auch wenn wir uns beide dies nie eingestehen würden. Ich verziehe bei dem Gedanken mürrisch den Mundwinkel. Rosé schlief ganze Nacht, als wäre das hier alles nichts, als würde sie nicht daran glauben, dass Xander hier rumrennt.

Hätte es mir jemand gesagt?

Ich habe seit Stunden nicht auf mein Handy geschaut, habe es nicht beachtet und bin irgendwie in Selbstmitleid versunkene und in Selbsthass, weil ich weiß, dass ich Leroy aus der Sache raushalten sollte und mein Herz wehtut nur bei dem Gedanken wie er mich angesehen hat, als er enttäuscht war, weil ich es nicht über mich brachte die Wahrheit zu sagen, doch ich will ihn nicht reinziehen. Ich habe Angst. Angst, was das mit mir, mit ihm und mit uns machen würde, würde er die Wahrheit kennen.

Trotzdem denke ich darüber nach, denn unter seinem Blick kann ich ohne eine Entscheidung nicht treten, denn das wäre so unfair ihm gegenüber und scheißegal wie egal er mir am Anfang war, jetzt ist er es nicht mehr und das macht das Ganze kompliziert auf eine neue Art und Weise. Die Wahrheit oder Abreisen, ist hier die Frage. Ich reite mich hier nämlich gerade in böse Lügen rein.

Dass wir wird immer komplizierter und ich weiß nicht ob mein Leben das verträgt, aber ich fühle. Ich fühle etwas wenn ich bei ihm bin und ich weiß nicht was es ist. Es ist ein einziges Fragezeichen. Es verunsichert mich. Verdammt, so viel zu Thema scheiß Mauer, rettet dich.

Pah.

Keiner war auf das hier vorbereitet und keiner weiß wie es ausgeht. Scheiß auf Sicherheit, wir machen mir der Vergangenheit weiter und entscheiden uns falsch. Ich versuche es, ich versuche richtig zu antworten, wirklich, aber ich tue es meistens doch nicht. Ist wohl Schicksal.

»Bist du fertig, Rosé?«, frage ich laut. Sie steht im Bad mit angelehnter Tür und ich liege in meinem Bett gegenüber und starre gegen die Wand, trotz meiner tiefen Augenringe und dem wenigen Schlaf, mit einem leeren Traum, der mich drei Stunden heimsuchte. »Jaja«, kommt es schnell zurück, bevor sie aus der Tür tritt, frisch gestylt. Sie sieht fertig aus, ein bisschen angepisst, aber atmet ein Mal tief durch und dann ist dieses Gesicht verschwunden. Sie wirft einen gestressten Blick zu mir und nimmt dann ihre Tasche und schluckt dann noch einmal.