Kapitel 11

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Sams POV:

Natasha sieht WIRKLICH glücklich aus. Ihr Lächeln ist ehrlich und ihre Augen blitzen, immer, wenn sie Clint betrachtet. Jeder kann sehen, dass ihre ohnehin schon besondere Verbindung durch Clints Verletzung nur gestärkt wurde. Oder ist da noch mehr?

Ich greife zum Salz und bemerke zu spät, dass Bucky das Gleiche vorhat.

Unsere Finger berühren sich und tausend Stromstöße zucken durch mich.

Wir ziehen uns sofort wieder zurück und starren uns an. Buck greift verlegen mit seiner Metallhand in seinen Nacken und lächelt stumm. Ich schmelze praktisch dahin.

„Nimm nur", ich deute auf das Salz und greife stattdessen nach der Butter und einem Kornspitz.

„Danke", murmelt er schüchtern.

Warte, SCHÜCHTERN? DER WINTERSOLDAT?

Als ich ihn dann vorsichtig von neben betrachte, sind seine Wangen rosa. Oder bilde ich mir das nur ein?

Nach dem Frühstück beschließe ich, etwas zu trainieren.

Ich versuche, den Sandsack vor mir, gleich wie Steve, auseinanderzureißen, aber irgendwie klappt es nicht so, wie ich will.

„Wenn du in einem steileren Winkel schlägst, müsste es gehen", ich fahre herum, nur um in Buckys lächelndes Gesicht zu blicken.

Als ich dann nochmal zuschlage, reiße ich ein klaffendes Loch in den Sack, aus welchem kleine Sandkörner laufen.

„Danke Bro", meine ich ehrlich.

„Ach was, die Kraft war doch da", lacht Buck hinter mir und ich werde wieder rot, weshalb ich mich nicht zu ihm umdrehe.

„Ich bin neugierig, ich weiß, aber diese Frage beschäftigt mich schon ewig", meine ich plötzlich mit Mut erfüllt.

„Und das wäre?", Bucky tritt neben mich und schaut mich an.

Ich drehe mich zu ihm: „Nun, wie war es so, im Zweiten Weltkrieg zu kämpfen?"

„Ganz wie man es nimmt. Krieg ist nie gut, aber man ist trotzdem stolz, wenn man für sein Land kämpfen kann. Ehrlich, es war die reinste Katastrophe. Überall Feuer und Tote."

„Ich habe gehört, du hast Tonys Vater gekannt", rutscht es mir heraus, bevor mir überhaupt klar wurde, was ich gerade gesagt habe.

Bucky beißt sich auf die Lippe und blickt nach unten.

Buckys POV:

Die finstere Nacht. Ich war auf einem Motorrad unterwegs. Unterwegs auf einer Mission. Das Auto. Der Unfall, den ich verursachte. Marias Schreie, als ich ihren toten Mann neben sie setzte. Als auch ihre Schreie verstummten. Der Rauch. Die Wut.

Alles kommt wieder in mir hoch. Die Erinnerungen, die ich schon längst vergeblich zu vergessen versuche, bahnen sich einen Weg, schieben sich vor meine Augen, lassen mich alles noch einmal durchleben. Ich balle meine Metallhand zu einer Faust.

„Scheiße, Bucky. Ich wollte nicht...!", Sam greift nach meinem Arm und ich zucke zurück. Eine Träne bahnt sich ihren Weg meine Wange hinunter. Sam nimmt mich vorsichtig in den Arm. Zuerst versteife ich mich total, aber dann entspannt sich mein Körper.

Er schlingt seine starken Arme um mich, während ich versuche, gleichmäßig zu atmen.

Als ich dann endlich bemerke, an wen ich mich gerade drücke, werde ich leicht rot und etwas nervös.

Langsam ziehe ich mich zurück, um in seine warmen, braunen Augen zu blicken.

Mein Blick bleibt an seinen Lippen hängen, aber ich muss mich abwenden, damit Sam es nicht bemerkt.

Ich schließe kurz meine Augen und atme ein und aus. Ich versuche, Mut zu sammeln.

„Es tut mir...!", ich unterbreche Sam, indem ich meine Lippen sanft auf seine lege. Eine Welle des Entsetzens rollt über mich, als er nicht erwidert. Sofort reiße ich mich los und mache einen Schritt zurück.

Ich kann nicht verhindern, dass heiße Tränen in meine Augen treten.

Ich bin so ein Idiot! Wie kann ich annehmen, dass er mich auch mag!

„Ich... lag wohl... scheiße... es tut mir leid!", mit diesen Worten drehe ich mich um, und rausche aus der Trainingshalle. Sams Rufe ignoriere ich.

Sams POV:

Ich umarme ihn vorsichtig und, gegen meine Vermutung, dass er sich losreißen wird, entspannt er sich langsam.

Bucky zieht sich zurück, und mein Mut sinkt. Doch er schaut mir nur in die Augen. Seine Augen sind wunderschön. Ich versinke fast in dem Ozeanblau.

Seine Augen senken sich etwas, aber er wendet sich sofort ab.

Meine Schuldgefühle kommen wieder hoch: „Es tut mir...!"

Da erstarre ich. Bucky hat seine Lippen auf meine gelegt. Es ist noch viel schöner, als ich je zu träumen gewagt hätte. Doch bevor ich erwidern konnte, tretet er ruckartig zurück.

Mit weit aufgerissenen Augen beobachte ich die Tränen, die sein Gesicht hinunterlaufen.

Erst als er irgendetwas vor sich hin stammelt und aus der Halle stürmen will, erwache ich aus meiner Schockstarre. Ich schreie seinen Namen, doch er hört mich nicht mehr, oder er ignoriert es.

Panisch renne ich ihm hinterher.

Wie kann man nur so dumm sein! Ich habe gerade alle meine Träume zerstört!

Als ich im Gang stehe, blicke ich mich um. Bucky ist nirgends zu sehen, aber Steve lugt aus einer Tür: „Was ist passiert?"

Ich bin zu aufgewühlt, um seine Frage zu beantworten. „Hast du Bucky gesehen?"

Steve schüttelt den Kopf: „Nicht wirklich, aber ich habe schnelle Schritte gehört, die sich zum Ausgang bewegen."

„Scheiße, ich bin so ein Idiot!", murmle ich und laufe in Richtung Ausgang.

Nur halb bemerke ich, dass Steve mir folgt.

Der Supersoldat sagt erst wieder etwas, als wir draußen stehen, und nirgends ein Bucky zu sehen ist: „Willst du mir jetzt vielleicht verraten, was passiert ist?"

Ich raufe mir die Haare und fange an, mich selbst zu hassen: „Wir waren in der Trainingshalle. Da hat er mich plötzlich geküsst... Ich... Ich war überrumpelt, und jetzt... Jetzt hasst er mich."

Gegen meinen Willen bahnt sich jetzt auch bei mir eine Träne ihren Weg über meine Wangen, und tropft auf den Asphalt.

Ganz kurz sehe ich das reinstes Überraschen in Steves Augen, doch er verdrängt es so schnell, dass ich mir denke, ich hätte es mir nur eingebildet: „Ich bin mir sicher, dass er dich nicht hasst. Sam, Bucky ist einfach total in dich verliebt!"

„Seit wie lange...?"

„Ich wusste es schon immer. Er liebt dich. Wir müssen ihn nur finden!"

„Ich habe alles verbockt! Wie kann man nur so dumm sein!", langsam fühle ich mich wie der totale Versager, bis Steve seine Hand auf meine Schulter legt.

„Bucky ist stur. Aber er muss auch mal wieder her. Schließlich glaube ich kaum, dass er mit Geld in der Hosentasche trainieren war."

Ich hoffe es.

Auch Falken stürzen abOnde histórias criam vida. Descubra agora