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Unsicher stehe ich vor dem ehemaligen Hauptquartier der Avengers. Nicht einmal einen Monat habe ich ohne meinen großen Bruder ausgehalten. Elora, Emmett und Daniel sitzen hinten im Auto, spielen ein Spiel und hinterfragen nicht, warum wir wieder zu Tony fahren.

Tony lässt mich rein. Mit jedem Meter, den ich dem Quartier näher komme, steigt meine Nervosität an. Doch auch der längste Weg hat irgendwann ein Ende. Und an diesem Ende steht Tony. Seine Hände stecken in den Hosentaschen, er sieht mich abwartend an. "Ihr wartet hier drinnen, Kinder." Ich steige aus. Es fällt mir schwer, nicht einfach zu meinem großen Bruder zu laufen und ihn zu umarmen, so wie ich es immer gemacht habe, wenn es mir schlecht ging. "Adriana." Er sieht mich kritisch an und ich möchte unter seinem Blick einfach im Erdboden versinken. "Ich habe Probleme, Tony", hauche ich. Meine Augen füllen sich mit Tränen, einige davon rinnen mir über die Wangen. Tonys harter Blick wird weich, fast schon mitfühlend. "Komm her, Schwesterherz." Schluchzend laufe ich zu meinem großen Bruder und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. "Was ist passiert?", fragt er leise und streicht mir beruhigend übers Haar. So wie damals. Damals, als Mum und Dad starben.

Es fällt mir schwer, überhaupt ein Wort zu sagen. Zu sehr schmerzt das alles. Und doch versuche ich es: "Steve... Sharon..." Ich atme tief ein und versuche mich zu sammeln. "Sharon stand vor einigen Tagen auf unserer Fußmatte. Sie wollte zu Steve, der aber nicht da war. Ich habe sie reingelassen. Sie hat sich mir so... so abwertend wie immer verhalten, ich habe mir nichts dabei gedacht. Doch als Steve wiederkam, hat sie angefangen zu weinen. Sie hat versucht uns gegeneinander auszuspielen. Wir haben uns vertragen, nachdem wir wegen ihr zerstritten haben. Aber... aber als ich heute Morgen nach Hause gekommen bin, haben sie sich geküsst", schluchze ich ausführlich. Tony streicht mir beruhigend über den Rücken. "Schon okay. Wir finden eine Lösung. Gemeinsam. Als Familie." Seine Worte bringen mich endgültig zum Weinen. Habe ich mich vielleicht von Anfang an für die falsche Seite entschieden? War Steve schon immer ein großer Fehler in meinem Leben?

Alleine der Gedanke lässt mich erschaudern. Ich winke meinen Kindern zu und deute ihnen somit, auszusteigen. "Mum, wann kommt Dad?", fragt Elora mich gleich. Ich streiche mir die Tränen von der Wange und beuge mich zu ihr runter. "Mum und Dad haben gerade einen Streit und Mum braucht ein wenig Abstand von Dad. Und weil Dad keine Verantwortung übernehmen kann, kommt ihr Rabauken mit mir", erkläre ich leise und stupse ihr zum Schluss auf die Nase. Elora lacht. Ihr braunes Haar hat sie von mir, die braunen Augen sind wohl über die Gene zu ihr gekommen. Denn der einzige aus unseren Familien mit diesen Augen ist Tony. Dieser führt mich auch gleich in das Hauptquartier. Wenn ich nicht wüsste, dass um das Grundstück ein Zaun gebaut worden wäre, hätte ich die drei Schätze mit reingenommen, doch sie können sich draußen austoben.

Drinnen schüttet Tony mir ein Glas Wein ein und stellt es mir vor die Nase. Er selbst macht sich einen Whiskey. "Das was ich gesagt habe, tut mir leid, Ria. Wir sind eine Familie. Und wir werden immer eine sein." Ich nicke stumm. "Ich weiß." Behutsam legt Tony eine Hand auf meine Schulter. "Du und Steve, ihr habt so viel gemeinsam geschafft. Warum willst du dich jetzt kampflos ergeben. Gegen eine Carter konnten wir doch sonst immer ankommen. Erinnere dich an Dad." Ich schmunzle leicht. Dad hat Agent Carter damals als einziger gesagt, was er davon hielt, dass Peggy ihn nicht mehr suchte. Er bot ihr die Stirn und schaffte es, ein schlechtes Gewissen in der Agentin hervorzurufen.

"Steve glaubt mir nicht, Tony. Und was für eine Beziehung ist das, wenn Steve mir nicht glaubt, das Sharon ein falsches Spiel spielt?" In Tonys Blick liegt so viel Liebe, dass ich nicht anders kann, als mich an ihn zu lehnen. "Warum deckst du die Lügen nicht einfach auf? Nimm die Gespräche zwischen dir und ihr auf. Vielleicht kommst du dann auch drauf, warum sie plötzlich vor eurer Tür stand", schlägt. mein großer Bruder vor. "Ich kann jetzt nicht zurück", murmle ich leise und mir steigen wieder Tränen in die Augen. "Das ist okay. Bleib fürs erste hier. Die Türen stehen dir immer offen." Dankbar sehe ich ihn an, als mein Handy klingelt. Es ist Steve. Ohn ezu zögern lege ich auf.

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