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NINE: Montry Harrison

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Clark 

Da hatte ich den Salat.

Ich blickte unentwegt zu meinem Handy und schnaubte verächtlich. Gerade hatte ich versucht, meine Ex-Mandatin zu besänftigen und schon wurde ich als Mistkerl des Jahrhunderts dargestellt. Und dabei hatte der Tag nicht einmal so richtig angefangen. Wutentbrannt schob ich mir die Sonnenbrille auf die Nase und knirschte mit den Zähnen.

Ich hatte verdammte Monate dafür gebraucht, meinen Ruf wieder geradezubiegen, und dann kam dieser Tollpatsch von Assistentin und zerstörte alles, was ich mir aufgebaut hatte, auf einen Schlag. All die Monate, wo ich glaubte, wieder tief durchatmen zu können, wurden durch ihre Aktion in den Sand gesetzt.

Ich seufzte schwer, bevor ich mich in die Limousine fallen ließ und Phoenix die Adresse nannte. Sobald wir das Plaza Manhattan Hotel erreichten, hielt mein Chauffeur mir die Tür auf, bis ich den Fuß auf den Asphalt setzte und mich dem Gebäude zuwandte.

Wortlos steckte ich meine Personalien in meine Anzugtasche, richtete die Krawatte und hievte den schweren Aktenkoffer aus dem Wagen. Da Phoenix wieder träumte, warf ich ihm einen mahnenden Blick zu, bis er endlich zur Seite trat und mir den Weg freimachte. Erst als ich den Weg nach drinnen anstrebte und mich bei der Rezeption erkundigte, wurde ich ins Restaurant geführt.

Es war für mich keine Seltenheit, im Plaza ein Geschäftsessen mit einem Mandanten abzuhalten. Also brauchte ich nur vor dem Hotel aufzutauchen und schon wussten sie alle, was ich haben wollte.

Ich nahm die Verfolgung mit der Kellnerin auf, die mir schnatternd versuchte, ein Kotelett ans Ohr zu quasseln. Ich vernahm nur Worte wie „Tageskarte", „einmalige Dessert" und „wunderbares Ambiente." Innerlich stöhnte ich genervt auf. Selbstverständlich wusste ich, dass das Hotel ein wunderbares Ambiente hatte und hier gutes Essen serviert wurde. Wieso sollte ich denn sonst hier auftauchen, wenn die reichen Mandanten sich hier mit mir trafen und über ihre Sorgen klagten?

Ich ignorierte die Kellnerin, bis sie mich zu einem Tisch heranführte und ich ihn in der Sitznische entdeckte. Meinem neuen Mandant Montry Harrison wurde gerade der Kaffee serviert, der sich bei dem Kellner bedankte und zu mir schaute. Er fing an, mir kumpelhaft zuzuwinken, was den anderen Gästen nicht entging. Sobald ich an unseren Tisch trat, sprang er von seinem Stuhl auf und kam in schnellen Schritten auf mich zu.

»Clark Larson?«

Ich nickte nur streng, bis er mir die Hand ausstreckte und meine prompt ergriff. »Es freut mich sehr Sie kennenzulernen, Mr. Larson.«

»Ganz meinerseits«, erwiderte ich kurz, in der Hoffnung, er würde endlich meine Hand loslassen.

Ich konnte es einfach nicht ausstehen, wenn jemand mich berührte. Ich mied jeglichen Kontakt. Offenbar wurde ihm bewusst, dass ich gern auf Distanz ging, weswegen er mir die Hand entzog und tief durchatmete. Er kehrte zu seinem Platz zurück, während ich mich auf meinem Stuhl fallen ließ. Endlich Ruhe, dachte ich mir und machte mich für die nächste Hürde bereit, die ich zu bewältigen hätte.

Letztendlich erreichte uns der Ober, den Montry zu uns winkte. Schließlich stellte der Kellner seine typische Willkommensfrage, die nur an mich gerichtet war. Resigniert blickte ich auf die Karte. »Einen Espresso bitte. Nicht zu fad, aber auch nicht zu stark. Er soll im Mittelmaß sein.«

Nachdem der Kellner mit meiner Bestellung wegging, fühlte ich mich von meinem Mandanten beobachtet oder es waren die Leute um uns herum, die nicht gerade nette Blicke für uns übrig hatten. Natürlich war das der Grund. Vernichtende Blicke wurden in unsere Richtungen geworfen und alle hatten sich weiter von uns weggesetzt. Warum das der Fall war? Weil wir in einem verdammten amerikanischen Staat leben, wo Unrecht herrschte. Nur weil mein Mandant in ihren Augen nicht zu ihrer Kategorie Mensch gehörte, geschweige einer von uns war, schienen sie alle ihn gleich als gefährlich einzustufen.

BOSS of DisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt