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Cassians Plan funktionierte besser als er es erwartet hatte. Er verbrachte nun schon eine ganze Woche in Angelines Gesellschaft, und es gab noch keinen einzigen Mordversuch von ihrer Seite, weshalb Cassian diesen Morgen in Hochstimmung war, während er leise summend Pfannkuchen machte. Jaques wurde vom dem köstlichen Geruch auch schon bald aus dem Bett gelockt. "Du kochst?", fragte er überrascht ehe er zur Kaffeemaschine eilte. Cassian warf geschickt den Pfannkuchen in die Höhe der sich mehrmals überschlug ehe er wieder in der Pfanne landete. "Das Leben ist halt schön!", rief er bevor er weiter summte. Jaques hob eine Augenbraue und nippte an seinem Kaffee. "So habe ich dich schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Ich denke das letzte Mal als du so drauf warst war Woodstock. Hast du dir irgendwas eingeworfen? Oder bessere Frage, wo bekomme ich es her?" Cassian schnappte sich den Ahornsirup und verteilte ihn großzügig über seine Pfannkuchen. "Eine Woche! Eine ganze Woche! Und Angeline hat noch keinen Versuch unternommen mich los zu werden. Mein Plan funktioniert.", weihte er Jaques ein und setzte sich summen an den Esstisch um sich über seine Pfannkuchen her zu machen. Jaques ließ sich ihm gegenüber nieder. "Ich zerstöre ja nur ungern deine Euphorie, aber siehst du es wirklich als Erfolg das du eine Woche mit einer Frau verbracht hast, die dich immer noch für schwul hält?" Cassian hielt mitten im Essen inne und starrte Jaques nachdenklich an. "Du hast wohl Recht.", murmelte er leise. "Natürlich hab ich das.", antwortete Jaques eingebildet, doch sein triumphierendes Grinsen verschwand bei Cassians nächsten Worten. "Es ist Zeit zu Phase 2 zu wechseln. Nimms mir nicht übel, aber ich mach Schluss. Nun werde ich ihr Herz erobern. Wenn bis jetzt nichts geschehen ist, vielleicht funktioniert es ja." Ohne ein weiteres Wort sprang er auf während Jaques eindringlich den Kopf schüttelte. "Nein, nein, darauf wollte ich nicht hinaus." Doch da war Cassian schon aus der Tür raus. Jaques stieß zischend die Luft aus. "Verdammt, das hätte ich kommen sehen müssen.", knurrte er bevor er sich den Pfannkuchenteller schnappte und sich über den Rest hermachte während er zu sich selbst murmelte: "Das geht so unglaublich schief. Eigentlich schade, ich konnte sie gut leiden."

"Du willst was?", rief Jaques überrascht aus. "Ich werds mal als Arzt versuchen.", antwortete Cassian ruhig. Jaques ließ sich kopfschüttelnd aufs Sofa sinken. "Als Arzt?", wiederholte er nochmals zweifelnd. "Ja.", antwortete Cassian erneut ernst. "Warum ausgerechnet Arzt?" Er zuckte nur beiläufig die Schultern. "Weil Ärzte wichtige Mitglieder der Gesellschaft sind.", meinte er unschuldig. "Das ist nicht dein Ernst.", knurrte Jaques, doch Cassians blieb stoisch. "Doch." Jaques schlug sich die Hand vor den Augen. "Verdammte Scheiße, was ist das hier, deine zweitausendste Midlife Crisis?" Cassian ging nicht auf die Spöttelei ein sondern widmete sich ganz und gar seinem Computer vor sich. Da ging Jaques plötzlich ein Licht auf. "Moment mal, ist Angeline nicht Krankenschwester im Northwestern Memorial?", hakte er nach. Cassian sah ihn unschuldig an. "Wirklich? Was für ein Zufall.", rief er aus, doch Jaques kaufte ihm die Nummer keine Sekunde lang ab. Er seufzte während er sich an den großen Flügel setzte den sie im Penthouse aufgestellt hatten und begann leise eine Melodie darauf zu spielen, während er sprach. "Ich möchte das du jetzt für einen Moment mal alle Emotionen und Gefühle beiseite lässt und vollkommen logisch an die Sache ran gehst. Du hast diese Woche nur überlebt, weil sie glaubt du bist schwul und sich nicht verliebt hat. Wenn du sie jetzt doch dazu bringst, das sie sich verliebt, stehst du dann nicht eigentlich wieder genau dort, was du so unbedingt zu umgehen versuchst?" Cassian verschränkte die Arme und sah nachdenklich aus dem Fenster. "Vielleicht, aber ich habe so ein Gefühl, dass es hier anders ist. Denn wenn du mich fragst hat sie sich bereits in mich verliebt, in dem Moment als wir uns im Fahrstuhl begegnet sind." Jaques hob eine Augenbraue. "Recht anmaßend, findest du nicht?", spottete er doch Cassian ging nicht darauf ein. "Es war Liebe auf den ersten Blick, sie ist meine Seelenverwandte.", redete er weiter. "So wie die letzten fünfundzwanzig auch.", murmelte Jaques mit vor Sarkasmus triefender Stimme, doch auch darauf ging Cassian nicht ein, zu versunken war er in seinen Gedanken. "Nein, das wurde mir erst klar als ich Angeline erblickte. Alle Frauen vor ihr waren nichts im Vergleich zu ihr. Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, mit ihr läuft es anders." Jaques brach das Lied ab und sprang auf. "Das ist Wunschdenken, Cassian, und das weißt du. Oder denkst du der Fluch macht wirklich eine Ausnahme nur weil du dir einbildest, sie sei deine Seelenverwandte? Für ihn ist sie nur eine weitere Frau deren Herz er vergiften und deren Liebe er pervertieren kann." Cassian sah zu seinem aufgebrachten Freund. "Ich weiß du willst mir nur helfen Jaques, doch du hast genauso wie die anderen die Liebe schon vor langem aufgegeben. Daher kannst du gar nicht verstehen wovon ich rede.", meinte er ruhig ehe er sich zum Gehen wandte. Jaques stieß einen leisen Wutschrei aus. "Vertrau mir Cassian, sie wird sich gegen dich wenden!"

Da sind sie ja. Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er wusste, einer von ihnen würde nicht widerstehen können früher oder später seinen richtigen Namen anzugeben. Und wo der Eine war, war der Andere nicht weit. Das triumphierende Lächeln beibehaltend schlenderte er aus dem kleinen französischen Kaffee in dem er gerade noch gesessen hatte, wartend auf ein Zeichen seiner Spione, überall auf der Welt. Es war ein regnerischer Nachmittag, doch der Regen machte ihm nichts aus. Er klappte den Kragen seines langen schwarzen Mantels zum Schutz gegen den Wind nach oben als er plötzlich Stimmen hinter sich hörte. "Polizei, keine Bewegung!" Er seufzte leicht. Diese nervtötenden Menschen. "Drehen Sie sich mit erhobenen Händen um." Ohne die Hände aus seiner Manteltasche zu nehmen drehte er sich langsam um. "Hände hoch sagte ich!", rief der Polizist erneut. Er war jung und hatte die Augen zum Schutz gegen den Regen zusammen gekniffen. Die Waffe in seiner Hand zitterte kaum merklich. Langsam ging er auf den jungen Polizisten zu. "Stehen bleiben oder ich schieße!", rief dieser erneut, doch er hatte nicht vor Befehle von einem Menschen anzunehmen. Also schritt er weiter durch den Regen auf ihn zu. Der Junge wiederholte seine Warnung, und als er keine Handbreite mehr entfernt von ihm stand, schoss er wirklich. Überrascht sah er an sich herab. Die Kugel hatte ihn am Bein getroffen. "Das war ein Fehler.", flüsterte er und der Wind trug seine Worte zu dem jungen Polizist, der erschrocken zurück wich und die Waffe hob um erneut zu schießen, doch da war er bereits bei ihm, hatte dem Jungen die Waffe entwendet und schoss. Wie eine Stoffpuppe sank der Polizist in sich zusammen und um ihn herum wurden Schreie laut. Ein bösartiges Lächeln erschien auf seinen Lippen als er die Waffe achtlos neben dem reglosen Jungen fallen ließ, ehe er sich umwandte. Normalerweise hätte er alle Zeugen getötet, Diskretion hat oberste Priorität für ihn, doch er hatte keine Zeit um sich zu lange mit den schreienden Menschen aufzuhalten. Er musste nach Chicago.

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