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"Ihr habt ihn nicht nur entkommen lassen, sondern auch ein Department des CPD abgefackelt und es somit auf die Fahndungslisten geschafft. Was ist an dem Wort Diskretion bloß so unverständlich für euch?", fuhr Dorian seine Brüder an. Während Laurin immer kleiner wurde, musterten Jaques und Levin plötzlich ganz interessiert ihre Fußspitzen, während Vladimir und Dimitri bloß mit düsterer Miene da standen und die Moralpredig ihres ehemaligen Kommandanten über sich ergehen ließen. Als es so schien als wäre Dorian fertig setzte Jaques dazu an, etwas zu erwidern, doch der eiskalte Blick den Dorian ihm daraufhin zuwarf ließ ihn schnellstens wieder verstummen. Stattdessen musterte er wieder seine Fußspitzen. Er konnte sich nicht helfen, doch er konnte sich Dorians Autorität einfach nicht widersetzen, genauso wenig wie einer der anderen. Selbst Levin, der schon Kaiser, Könige und Präsidenten öffentlich beleidigt hatte, wich geschickt Dorians Blick aus und schwieg. Denn wenn Dorian wütend wurde, dann wussten sie alle, man sollte ihn besser nicht weiter reizen, denn trotz ihrer Unsterblichkeit, konnte Dorian einen dazu bringen, um sein Leben zu bangen. Da wurden sie von der Tür gerettet, die aufschwang. Ein stolz grinsender Cedric kam herein, ihm folgten Lucien, Kirian, Jackson und Shawn, allesamt verbissene Mienen, doch als sie Dorian sahen, dessen Augen wütend funkelten und ihre Brüder mit gesenkten Blicken vor ihm, blieben sie unsicher stehen, als würden sie in Erwägung ziehen, schnellstens wieder reiß aus zu nehmen. Selbst Cedric. Doch Dorian, der ihnen diesen Gedanken wohl aus ihren Mienen abgelesen hatte, hob warnend eine Hand. "Niemand verlässt das Haus, ehe ich es ihm nicht erlaube. Hinsetzen, alle, Kriegsrat.", knurrte er und man merkte das es ihm viel Selbstbeherrschung abverlangte, seine Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen. Mit misstrauischen Blicken ließen sich alle am großen Tisch nieder und sahen erwartungsvoll zu Dorian, der seinen Blick über sie alle gleiten ließ, und bei jedem Einzelnen kurz verweilte. Schließlich ließ er sich am Kopfende nieder, und mit einem letzten finsteren Blick auf den leeren Stuhl, auf dem eigentlich Cassian sitzen sollte, begann er zu sprechen: "Wir haben uns heute hier versammelt, weil einer der unseren vom Pfad abgekommen ist. Er ist der Familie entglitten, hat uns den Rücken gewendet, vergiftet von ebenjenem Fluch, der so viele Jahrhunderte schon so viele Männer in den Abgrund geführt hat. Die Liebe. Wir müssen ihn zurück holen, ehe es zu spät für ihn ist." Er wollte weiter sprechen, doch das Gemurmel von Shawn und Kirian ließ ihn inne halten. Er warf den beiden einen tödlichen Blick zu, doch das schien die beiden nicht zu stören. "Was heißt hier die Liebe? Wo ist das Problem? Wir können doch einfach abwarten bis der Fluch über sie kommt und er sie tötet, so geht es doch schon seit Jahrzehnten, warum ist es diesmal so ein Problem das sich unser kleiner Bruder verliebt hat. Wieder mal.", fragte Kirian stirnrunzelnd und auch Shawn und Lucien warfen Dorian einen fragenden Blick zu, den dieser finster erwiderte. "Diesmal gab es unvorhersehbare  Komplikationen.", murmelte er wage, was ihm bloß noch mehr fragende Blicke einbrachte. Ehe er die Chance hatte zu antworten, hatte das Jaques bereits für ihn übernommen. "Der Fluch scheint keine Wirkung bei ihr zu haben. Jedenfalls noch nicht." Nun lag Überraschung in ihren Blicken. "Wie, er hat keine Wirkung bei ihr? Wie kann das sein? Meint ihr der Fluch verliert seine Wirkung? Heißt das wir werden wieder sterblich? Ich will nicht wieder sterblich werden! Für alles was ich die letzten Jahrzehnte getan habe komme ich auf direktem Wege in die Hölle, ich will aber nicht in die Hölle! Ich bin reich!", rief Kirian aufgebracht, und auch die Mienen der anderen drückten Unsicherheit und Unmut aus, während sie wild durcheinander redeten. Bloß Jaques blieb ruhig und warf Dorian einen entschuldigenden Blick zu, der ihn genervt ansah. Dann schlug dieser mit der Faust auf den Tisch damit er die Aufmerksamkeit der Anderen wieder erlangte, was ihm auch gelang. "Der Fluch lässt nicht nach. Wir sind immer noch Unsterblich, und ich werde nicht zulassen, dass sich daran etwas ändert.", versprach er mit fester Stimme. Als er nun in ihre Gesichter sah, stellte er zufrieden fest, dass sie ihm glaubten, ihm vertrauten, selbst Jaques, auch wenn in seinen Augen ein kleiner Funken Misstrauen zurück blieb, doch auch diesen würde Dorian auslöschen. Da kam ihm eine Idee, so könnte er sich das Problem Angeline entledigen, Cassian zurück holen, und zusätzlich noch sicher stellen, dass seine Brüder alles taten, was er von ihnen verlangte. "Aber das kann ich nicht, solange Cassian weiterhin im Bann dieser Frau steht.", fügte er doppelzüngig hinzu. Jaques runzelte die Stirn. "Was hat Angeline mit unserer Unsterblichkeit zu tun?", fragte er misstrauisch. Dorian versteckte sein Lächeln gekonnt hinter einer Maske der Sorge. "Unsere Unsterblichkeit geht Hand in Hand einher mit dem Fluch der uns auferlegt wurde. Der Fluch der uns die Liebe verwehrt. Doch nun scheint es ganz so, als würde einer der Unseren, unser Bruder, die Liebe gefunden haben. Die einzige Erklärung die mir dazu einfällt, ist die, das diese Angeline eine Hexe ist." Seine Worte verfehlten die gewünschte Wirkung nicht. Entrüstetes Gemurmel machte sich breit, Vladimir, Dimitri, Cedric und sogar Lucien waren aufgesprungen und sahen ihn fassungslos an, nur Jaques saß wie erstarrt da. "Was soll das heißen, eine Hexe? Wie kann das sein? Wir haben sie doch alle vernichtet! Wir alle waren dabei, als du die Letzte von ihnen verbrannt hast!", rief Shawn ungehalten. Dorian senkte den Blick um sein triumphierendes Funkeln in den Augen zu verstecken. "Das dachte ich auch, doch ich habe mich wohl geirrt.", flüsterte er und als er sich sicher war seine Miene wieder unter Kontrolle zu haben, hob er den Blick um seine Brüder anzusehen. "Doch wie es aussieht schläft das Böse nie! Der Teufel hat einen Weg gefunden, erneut einen seiner Häscher auf die Erde zu entsenden, um ein weiteres Mal Dunkelheit über die Menschheit zu bringen, sie zu vergiften, sie in seine Fänge zu leiten. Doch das werden wir nicht zulassen. Die Hexe ist schlau, sie denkt sie kann unseren Bruder nutzen um uns in Schach zu halten, doch sie hat uns unterschätzt. Wir sind die Ritter des heiligen Ordens, wir sind das Licht, das schon einmal über die Dunkelheit obsiegte, wir werden es wieder tun. Wir werden diese Hexe finden, unseren Bruder aus ihren Klauen befreien und uns ihrer entledigen, ehe sie die Welt in den Abgrund reißen kann. Wer folgt mir?" Er streckte die Faust hoch und sofort folgten seine Brüder seinem Beispiel. Alle außer Jaques, der immer noch mit starrer Miene dasaß und versuchte das Gehörte zu verdauen. Angeline, eine Hexe? Unmöglich. 

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