Kapitel vier

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CASSIAN

Noch drei Stunden, dann würden sie an der Front eintreffen. Cassian blickte sich um. Die letzten Tage waren entbehrlich gewesen und hatten seinen Leuten viel abverlangt. Sie waren die ganze Nacht durchgeflogen und hatten erst bei Morgengrauen Halt gemacht. 

Trotz allem hatte sich eine vorfreudige Unruhe unter den Kriegern breit gemacht. Illyrianer waren für den Krieg geschaffen und die Vorfreude auf einen bevorstehenden Kampf lag in der Luft. Der Wind blies ihm scharf in das Gesicht und vertrieb auch die letzte Müdigkeit. Er grinste. Der letze Kampf an der Seite von Azriel war schon eine Weile her gewesen. Was würde Az wohl sagen, wenn er eine illyrianische Kämpferin mitbrachte? Feyre würde es auf jeden Fall gefallen. 

Er wandte sich nach rechts; Elia zu, die neben ihm flog. Ein paar blonde Haarsträhnen flatterten im Wind und der grimmige Ausdruck in ihrem Gesicht ließ sie jetzt schon wie eine Kämpferin aussehen.

Als sie seinen Blick bemerkte, lächelte sie. "Na, bist du fertig damit, mich anzustarren?" Cassian lachte leise auf. "Ich werde mich nie daran sattsehen können, dass endlich eine Frau in meinem Batallion mitfliegen darf. Es ist eine große Ehre." Nun stimmte auch Elia in sein Lachen ein. "Du brauchst mich nicht mit Samthandschuhen anzufassen, ich werde dir so oder so auf dem Schlachtfeld den Rücken frei halten." 

Sie blickten wieder nach vorne und ließen sich von einem kurzen Aufwind tragen. In der Ferne erkannte man allmählich die Umrisse des Wasserpalastes und der einzelnen Rauchschwaden, die davon aufstiegen. Besorgt runzelte Cassian die Stirn. Das sah nicht gut aus. Anscheinend waren Teile des Palastes bereits gestürmt worden, es würde nichts bringen, sich kopflos ins Getümmel zu stürzen. Sie brauchten einen Plan. 

Plötzlich verspürte Cassian einen stechenden Schmerz in seiner linken Schulter. Aus dem Augenwinkel erkannte er einen riesigen geflügelten Schatten. Reflexartig warf er sich nach rechts, zog sein Schwert und zog seine Flügel schützend nach vorne. 

"Kommandant, alles in Ordnung? Wurden Sie angegriffen?" Cassian wandte sich dem Sprecher zu, ein junger Illyrianer, der Name Thomas kam ihm wieder in den Sinn.

Auch Elia sah sich stirnrunzelnd um und zog ein Schwert. Dann flog sie langsam auf Cassian zu und musterte ihn verwirrt. "Ihr seid nicht verletzt, was ist los?", flüsterte sie ihm zu. Cassian sah auf seine linke Schulter: tatsächlich, seine Rüstung war intakt, der Schmerz verschwunden. "Ich hätte schwören können...", murmelte er vor sich hin. Was im Namen aller High Lords war da eben passiert?!

Ehe er einen weiteren Gedanken an die Phantomschmerzen und den Schatten verschwenden konnte, erklang ein Horn. Das war das Zeichen von Azriel; es war Zeit, seinen Freunden beizustehen.


Tales of Wings and Fire (ACOTAR fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt